Olivenöl, Nüsse, Gemüse Mittelmeer-Diät senkt das Diabetes-Risiko

Die Bewohner von Mittelmeerländern leben auch gesundheitlich auf der Sonnenseite. Die mediterrane Ernährung schützt sie nicht nur nachweislich vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Sie senkt auch das Diabetes-Risiko, zeigt eine aktuelle Studie.
Von Mareile Jenß
Olivenöl: In der mediterranen Ernährung ersetzt das Olivenöl fast alle anderen Fette wie Butter oder Margarine

Olivenöl: In der mediterranen Ernährung ersetzt das Olivenöl fast alle anderen Fette wie Butter oder Margarine

Foto: ? Dario Pignatelli / Reuters/ REUTERS

Olivenöl statt Butter, täglich Obst und Gemüse und mehrmals die Woche frischen Fisch und Meeresfrüchte: So sieht die mediterrane Kost aus. Der Ernährungsstil soll unter anderem das Risiko von Gefäßerkrankungen senken. In den Annals of Internal Medicine  legen spanische Forscher jetzt den schützenden Effekt gegenüber Typ-2-Diabetes dar.

Mit rund 371 Millionen Erkrankten hat sich die Häufigkeit von Diabetes Typ 2 in den letzten drei Jahrzehnten weltweit mehr als verdoppelt . Die Betroffenen stehen nicht nur vor der Herausforderung, den Diabetes durch Spritzen, Medikamente oder Insulinpumpen in den Griff zu kriegen, sondern sehen sich auch mit potentiellen Spätfolgen wie Nierenversagen, Erblindung oder Amputationen der unteren Extremitäten  konfrontiert.

Sport plus Diät besser als Tabletteneinnahme

Frühere Studien belegten bereits, dass das Diabetes-Risiko sinkt, wenn Gefährdete abnehmen, mehr Sport treiben und auf ihre Ernährung achten. Die Lebensstilveränderung gilt sogar als bessere Therapiemaßnahme gegenüber pharmakologischen Methoden .

Andere epidemiologische Studien  deuten zudem darauf hin, dass auch Menschen, die sich mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten und wenig rotem Fleisch, Süßgetränken und stärkehaltigen Nahrungsmitteln mediterran ernähren, seltener an Diabetes erkranken. Bisher galt aber nicht als sicher, dass dies auch gilt, wenn das Ernährungsmuster nicht mit Kalorieneinschränkungen, erhöhter körperlicher Aktivität und einem damit verbundenden Gewichtsverlust einhergeht.

Jordi Salas-Salvadó von der Universität Rovira i Virgili in Reus, Miguel Martínez-González von der Universität von Navarra in Pamplona und ihre Kollegen haben sich dieser Forschungslücke angenommen: Sie konnten aufzeigen, dass die traditionelle mediterrane Ernährung die Häufigkeit der Diabetes-Erkrankungen bei älteren Menschen senkt. Die Forscher, untersuchten dazu über einen Zeitraum von knapp sieben Jahren 3541 Männer und Frauen im Alter von 55 bis 80 Jahren mit einem erhöhten Risiko für koronare Herzerkrankungen, die jedoch keinen Diabetes aufwiesen.

Die Studienteilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip in drei Interventionsgruppen mit unterschiedlichen Ernährungsmustern eingeteilt: mediterrane Kost ergänzt durch extra-natives Olivenöl (50 Milliliter/Tag), mediterrane Kost ergänzt durch Nüsse (30 Gramm/Tag, Walnüsse, Mandeln und Haselnüsse) sowie eine Kontrollgruppe, die sich insgesamt fettarm ernährte.

Olivenöl und Nüsse gab es kostenlos

Während den sich mediterran ernährenden Gruppen Öl beziehungsweise Nüsse kostenlos zur Verfügung gestellt wurde, erhielten die Teilnehmer in der Kontrollgruppe Empfehlungen zur fettarmen Ernährung sowie kleine Geschenke wie etwa Kochschürzen. Die Teilnehmer wurden regelmäßig in ihrer jeweiligen Kostformen geschult sowie klinisch untersucht. Zudem wurde die Einhaltung der Diät mit Hilfe von Fragebögen erfasst.

Im Laufe der Studie entwickelten insgesamt 273 Probanden Diabetes: 80 der Olivenöl-Gruppe, 92 der Nuss-Gruppe sowie 101 der Kontrollgruppe. Fasst man die Nuss- und Olivenöl-Gruppe zusammen, so konnte das Diabetes-Risiko insgesamt um 30 Prozent gesenkt werden.

"Die Studie ist vor allem deshalb interessant, weil sie die Diäteffekte bei älteren Menschen ohne erhöhtes Diabetes-Risiko bestimmt", sagt Michael Roden, Direktor der Universitätsklinik für Endokrinologie und Diabetologie in Düsseldorf. Im Rahmen der Studie sei das Diabetes-Risiko mit Hilfe einer mediterranen Ernährung plus Olivenöl im gleichen Maße gesenkt worden, wie es in zwei großen Präventionsstudien bei jüngeren Diabetes-Hochrisikogruppen nur durch eine Diät verbunden mit mehr Bewegung gelang ("The Finnish Diabetes Prevention Study"  und "Diabetes Prevention Program" ).

"Das Erstaunliche ist, dass dieser Effekt auftrat, obwohl die Teilnehmer nicht dazu angehalten wurden Gewicht zu verlieren oder sich häufiger zu bewegen", sagt Roden. Zudem sei die Frage interessant, warum die ungesättigten Fette aus Olivenöl wirksamer sein sollen als die aus Nüssen. Hier sieht Roden weiteren Forschungsbedarf.

Die gleichen Autoren haben bereits im Februar 2013 im "New England Journal of Medicine" ähnliche Ergebnisse zur Mittelmeer-Diät veröffentlicht. Dort hatten die Teilnehmer sowohl in der Nuss- als auch in der Öl-Gruppe ein geringeres Risiko für schwere Herz-Kreislauf-Zwischenfälle (Herzinfarkt, Schlaganfall oder Tod durch Herz-Kreislauf-Krankheit). In beiden Studien geben die Autoren Verbindungen zur Industrie an, die Untersuchungen selbst wurden jedoch mit öffentlichen Geldern finanziert.

Die Ergebnisse sind ein wichtiger Hinweis für die Diabetes-Vorbeugung. Denn zumindest Teile der Mittelmeer-Diät lassen sich gut in den Alltag integrieren. Etwa mit Olivenöl im Salat oder zum schonenden Anbraten, Mandeln im Müsli oder ein paar Walnüssen als Snack zwischendurch.

Ernährungsstudien

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