Zu viel Koffein Litauen verbietet Verkauf von Energydrinks an Minderjährige

Energydrinks: Verkaufsverbot an Jugendliche in Litauen
Foto: EARL S.CRYER/ AFPIn Litauen ist es seit Samstag verboten, Energydrinks an Minderjährige zu verkaufen. Ein neues Gesetz, das im Mai verabschiedet worden war, sieht Strafen von bis zu 116 Euro vor, wenn die aufputschenden Getränke an Kinder und Jugendliche verkauft werden. Laut einer Umfrage trinken zehn Prozent der litauischen Schüler mindestens einmal die Woche einen Energydrink. Die Behörden warnen, dass der hohe Gehalt von Koffein und Taurin in den Getränken zu Hyperaktivität und Abhängigkeit führen könne.
Das Verbot sei weltweit eine Premiere, sagte Almantas Kranauskas, ein ranghoher Vertreter des Gesundheitsministeriums: "Das ist ein revolutionärer Fortschritt in der Welt." Die meisten Länder würden sich auf Empfehlungen beschränken. In Frankreich hatte es jahrelang ein Verbot des Energydrinks Red Bull gegeben, das 2008 wieder gekippt worden war. Auch in Dänemark und Norwegen gab es für das Produkt zeitweilig solche Verkaufsverbote.
In Deutschland empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), den Verkauf sogenannter Energyshots - hochkonzentrierte Produkte im Kleinformat - zu untersagen. Auch Verbraucherschützer warnen immer wieder vor der Kombination aus Koffein und Zucker. Foodwatch fordert ein generelles Verkaufsverbot für Energyshots - und ein Verkaufsverbot für Energydrinks an Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre. Der gleichen Meinung ist die Verbraucherzentrale Hamburg .
Herzrhythmusstörungen und Krampfanfälle
Der Grund für die Besorgnis: In den Getränken steckt viel Koffein, das vor allem in Kombination mit Alkohol gefährlich werden kann. Die Mixgetränke stehen in dem Verdacht, vermehrt Unruhe, Übelkeit, Erbrechen, Herzrhythmusstörungen und Krampfanfälle zu verursachen. In den USA und Schweden soll es zu Todesfällen gekommen sein - ein kausaler Zusammenhang wurde bislang aber nicht nachgewiesen.
Koffeingehalt einiger Energy Drinks und anderer Getränke
Getränk | Portion (ml) | Koffein pro Portion (mg) | Koffeingehalt (mg/l) |
---|---|---|---|
Espresso | 30 | ca. 47 - 75 | ca. 1500 - 2500 |
Tasse Filterkaffe | 240 | ca. 95 - 200 | ca. 400 - 800 |
Rockstar | 500 | 158 | 315 |
Starbucks Caffè latte | 480 | 150 | 312 |
Red Bull | 250 | 76 | 305 |
XL Energy Drink | 1000 | 305 | 305 |
Monster | 240 | 80 | 295 |
Flying Power (Aldi) | 330 | 97 | 295 |
Billy Boy | 250 | 74 | 295 |
Ok.- Energy Drink Green Apple | 250 | 71 | 285 |
Coca-Cola | 330 | 33 | 100 |
Schwarzer Tee | 240 | 14-70 | ca. 60 - 290 |
Einer Studie der Europäischen Nahrungsmittelsicherheitsbehörde Efsa zufolge konsumieren 68 Prozent der Jugendlichen zwischen zehn und 18 Jahren Energydrinks - Experten bemängeln immer wieder das vor allem auf Teenager abzielende Marketing. Bei den kleineren Kindern unter zehn Jahren trinkt bereits knapp jedes fünfte (18 Prozent) Energy-Getränke, bei den Erwachsenen sind es 30 Prozent.
Das BfR hat Anfang 2014 eine Befragung von Vieltrinkern vorgelegt, die in Diskotheken und auf Sport-Events Auskunft gegeben hatten. Der Studie zufolge ist das Ausmaß des Konsums bei ihnen bedenklich: Im Durchschnitt hatten die Vieltrinker innerhalb der letzten 24 Stunden einen Liter Energydrink gemischt mit alkoholischen Getränken verzehrt. "In Einzelfällen werden bis zu fünf Liter innerhalb von 24 Stunden getrunken", sagte BfR-Präsident Andreas Hensel. Die Verbraucherhinweise der Hersteller auf den Verpackungen werden den Befragungen zufolge häufig nicht beachtet.
Red Bull zahlt Millionenstrafe wegen falscher Werbeversprechen
Das neue Verbot in Litauen ist nicht unumstritten: Kritiker werfen der Regierung vor, das Problem zu übertreiben und unnötige Bürokratie zu schaffen. Die größte Supermarktkette des Landes, Maxima, hat versichert, Energydrinks künftig "weniger sichtbar" aufzustellen und Warnhinweise anzubringen. Trotz der Schwierigkeiten, die das Verbot den Geschäften bereite, verstünde die Kette dessen Notwendigkeit, sagte eine Unternehmenssprecherin.
Das Verbot erfolgt drei Wochen, nachdem sich der Getränkehersteller Red Bull in den USA bereit erklärte, eine Millionenstrafe wegen falscher Werbeversprechen zu zahlen. Die Kläger hatten der Firma vorgeworfen, ihre gleichnamige Brause mit dem Versprechen zu bewerben, diese steigere die körperliche Leistungsfähigkeit, das Konzentrationsvermögen und die Reaktionsgeschwindigkeit.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hieß es, das Bundesinstitut für Risikobewertung spreche sich für ein Verbot von Energydrinks aus. Tatsächlich empfiehlt es ein Verbot sogenannter Energyshots. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.