Frühsport: Ist es gesünder, morgens zu trainieren? (Symbolbild)
Frühsport: Ist es gesünder, morgens zu trainieren? (Symbolbild)
Foto: Nastasic / Getty Images

Daten von mehr als 86.600 Menschen ausgewertet Wie gesund ist Frühsport?

Eine groß angelegte Studie legt nahe, dass der Zeitpunkt körperlicher Aktivität wichtig ist: Wer morgens Sport treibt, könnte besser vor Herzkreislaufbeschwerden und Schlaganfällen geschützt sein.

Frühaufsteher werden es bestätigen: Es gibt kaum etwas Schöneres, als im Morgengrauen, noch vor dem ersten Kaffee, das Haus zu verlassen und eine Runde zu joggen. Für diejenigen, die gern länger schlafen, dürfte das nach der reinsten Tortur klingen. Dabei ist längst belegt, dass Sport am Morgen einige Vorteile mit sich bringen kann: Der Kreislauf kommt in Schwung, die Durchblutung wird angeregt, und Studien deuten darauf hin , dass die Fettverbrennung vor dem Frühstück schneller angekurbelt wird. Auch der psychologische Effekt dürfte groß sein, wenn man sich erst mal überwunden hat: Man startet einfach frischer in den Tag.

Nun könnte es noch einen weiteren Grund für die Bewegungseinheit am Morgen geben: Eine Arbeitsgruppe der Section of Gerontology and Geriatrics der Universität Leiden in den Niederlanden berichtet, dass der Präventionseffekt von körperlicher Bewegung stärker vom Tageszeitpunkt abhängen könnte als bisher bekannt. Die Forschenden analysierten die Daten von mehr als 86.600 Menschen aus der UK Biobank, einer großen medizinischen Datenbank mit Lebensstil- und Gesundheitsinformationen von rund 500.000 Menschen aus dem gesamten Vereinigten Königreich. Die Ergebnisse veröffentlichten sie im »European Journal of Preventive Cardiology« .

Das Durchschnittsalter der Teilnehmenden lag bei 62 Jahren, die Altersspanne reichte von 42 bis zu 78 Jahren. Mit 58 Prozent war der Frauenanteil größer als der Männeranteil. Der Body-Mass-Index betrug im Mittel 26,6 – die Kennzahl gibt das Verhältnis von Körpergewicht zu Körpergröße an, ab einem BMI von 25 gilt man als übergewichtig. Rund 57 Prozent der Teilnehmenden bezeichneten sich selbst als »Morgenperson«.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erfassten die körperliche Aktivität der Teilnehmenden über einen Zeitraum von sieben Tagen und zogen daraus Rückschlüsse auf das langfristige Aktivitätsniveau. Sie beobachteten die Teilnehmenden insgesamt über sechs Jahre. In diesem Zeitraum wurden 3707 Herz-Kreislauf-Ereignisse erfasst. Dabei stellten die Forschenden fest, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die am Morgen Sport trieben, ein um 16 Prozent geringeres Risiko für koronare Herzkrankheiten und um 17 Prozent niedrigeres Schlaganfallrisiko hatten als diejenigen, die sich eher am Mittag bewegten.

Andere Studien kommen zu anderen Ergebnissen

»Unabhängig von der körperlichen Gesamtaktivität war die körperliche Aktivität am Morgen mit einem geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden, was die potenzielle Bedeutung der Chrono­aktivität bei der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen unterstreicht«, folgert die Arbeitsgruppe. Chronoaktivität bedeutet die Auswahl des Zeitpunkts für körperliche Aktivität.

Die Forschenden erwähnen jedoch selbst, dass es auch Studien gibt, die zu anderen Resultaten kommen: Eine Untersuchung aus dem Jahr 2021  etwa ergab, dass Bewegung am Abend mit einer besseren Erholung der Herzfrequenz und einer Senkung des Blutdrucks einhergeht. Eine schwedische Studie zeigte wiederum 2019 , dass Bewegung am Nachmittag wirksamer zur Verbesserung des Blutzuckerspiegels beitrug als Bewegung am Morgen – mehr noch: Bewegung am Morgen soll demnach sogar einen schädlichen Effekt auf den Blutzuckerspiegel haben.

Die widersprüchlichen Ergebnisse könnten, so die Autorinnen und Autoren der aktuellen Studie, auf unterschiedliche Messmethoden und Definitionen von körperlicher Aktivität zurückgehen oder aber mit einer geringeren Stichprobengröße zusammenhängen. Daher sei es wichtig, das neue Konzept der Chronoaktivität durch weitere Forschung zu untersuchen.

kry
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