Infarktrisiko Bewegungsmangel ist der größte Feind des Herzens

Deko-Herzen: Wie bleibt das wichtige Organ gesund und fit?
Foto: Maciej Kulczynski/ dpa40 Prozent aller Todesfälle in Deutschland gehen laut Statistischem Bundesamt auf eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zurück. So erlagen 2012 mehr als 55.000 Menschen in Deutschland einem Herzinfarkt und mehr als 293.000 den Folgen eines anderen Leidens des Kreislaufsystems.
Was dem Herzen am meisten schadet, ist im Prinzip bekannt: Bluthochdruck gehört zu den Hauptrisikofaktoren, ebenso Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel.
In welchem Ausmaß diese vier Faktoren beeinflussen, wie viele Menschen insgesamt am Herz-Kreislauf-System erkranken, haben nun australische Forscher genau analysiert. Die im "British Journal of Sports Medicine" veröffentlichten Erkenntnisse sind wichtig, um die Vorbeugung zu verbessern - schließlich ist es am sinnvollsten, dem größten Risikofaktor auch die stärkste Aufmerksamkeit zu widmen.
Wendy Brown und ihre Kollegen von der University of Queensland, St. Lucia, nutzten Daten einer australischen Langzeitstudie, an der Frauen aus drei Altersgruppen teilnahmen. Die ersten Daten wurden 1996 erhoben, insgesamt hatten die Forscher Informationen von Frauen im Alter von 22 bis 90 Jahren zur Verfügung.
Alle Teilnehmerinnen gaben an, ob sie rauchten oder nicht, wie viel sie sich in der Woche bewegten und ob sie von einem Arzt die Diagnose Bluthochdruck erhalten hatten. Zusätzlich gaben sie Größe und Gewicht an, sodass die Forscher ihren Body-Mass-Index (BMI) errechnen konnten.
Der größte Risikofaktor der Jüngsten: Rauchen
Die Daten zeigen, dass der Einfluss der Risikofaktoren sich von Altersgruppe zu Altersgruppe unterscheidet. So war bei den jüngsten Teilnehmerinnen das Rauchen das größte Problem, weil zu Studienbeginn 28 Prozent von ihnen regelmäßig zu Zigaretten griffen. Zum Studienende, als die Frauen 34 bis 39 Jahre alt waren, rauchten noch elf Prozent. In den beiden anderen Altersgruppen waren die Anteile der Raucherinnen niedriger, dafür hatten hier jedoch deutlich mehr Frauen einen zu hohen Blutdruck. Der Anteil von Frauen mit einem höheren BMI stieg erwartungsgemäß mit dem Alter erst an und sank dann in der ältesten Gruppe wieder etwas.
Doch ab dem Alter von etwa 30 Jahren schob sich ein anderer Risikofaktor an Platz eins: der Bewegungsmangel. Weil sich je nach Gruppe zwischen 48 und 81 Prozent deutlich zu wenig bewegten, ist er nach Angaben der Forscher die größte Stellschraube. Wenn alle Frauen pro Woche wenigstens 150 Minuten mit einer körperlich mittelmäßig anstrengenden Aktivität verbringen würden, könnte man etwa 60 Prozent der Herz-Kreislauf-Leiden verhindern oder verzögern. Allein in Australien würde die Maßnahme jährlich mehr als 2000 Frauen mittleren oder hohen Alters das Leben retten, so die Forscher. Als Beispiele für moderat anstrengende Bewegung nennen die Forscher Golf, entspanntes Schwimmen und Gartenarbeit.
Nach Ansicht der Wissenschaftler sollten deshalb Gesundheitsprogramme viel mehr Wert darauf legen, Bewegung zu fördern. Dies trete zurzeit zu stark hinter der Botschaft zurück, dass Übergewicht ungesund sei.