Gesundheitstipps für den Sommer Der Körper kann sich in wenigen Minuten auf 41 Grad aufheizen

Hohe Temperaturen, dazu strahlender Sonnenschein - das ist eine Belastung für die Gesundheit. Was bringt am besten Abkühlung?
Bei extremer Hitze schwitzen Menschen bis zu sechs Liter am Tag

Bei extremer Hitze schwitzen Menschen bis zu sechs Liter am Tag

Foto: Werayuth Tessrimuang / EyeEm/ Getty Images

Einigen Regionen Deutschlands steht wohl der heißeste Junitag seit Beginn der Wetteraufzeichnungen bevor.

Wie gefährlich ist die Hitze?

Bei hohen Temperaturen weiten sich die Gefäße und der Körper verliert durch Schwitzen viel Wasser. Dadurch kann der Blutdruck absacken, Betroffenen wird dann schwindelig. Besonders Kleinkinder und ältere Menschen sind gefährdet, weil ihr Körper Probleme hat, die Temperatur zu regulieren. In Berlin starben im vergangenen Sommer 490 Menschen an den Folgen der Hitze, schätzt das Robert Koch-Institut.

Was tun bei

  • Sonnenbrand heilt in harmlosen Fällen von allein. Bilden sich jedoch Bläschen oder treten Schmerzen und Fieber auf, ist das ein Fall für den Arzt. Haben Kinder, die jünger als ein Jahr alt sind, Sonnenbrand, sollten Eltern auf jeden Fall zum Arzt gehen. Generell sollten Kinder unter drei Jahren nie direkter Sonne ausgesetzt werden. Zur Linderung von Sonnenbrand empfehlen Ärzte nasse Umschläge, parfümfreie Gels und Lotionen oder fließendes Wasser. Eis oder Kühl-Packs aus dem Gefrierfach belasten die Haut dagegen zusätzlich. Hausmittel wie Quark oder Joghurt können ebenfalls kühlen, geschädigte Haut aber auch zusätzlich irritieren oder gar Entzündungen verursachen.
  • Hitzeerschöpfung tritt vor allem auf, wenn die hohen Temperaturen tagelang anhalten und der Körper durch Schwitzen zu viel Wasser und Nährstoffe verliert. Die Symptome ähneln einer Grippe: Fieber und Schwäche, dazu Schwindel und Übelkeit, Muskelkrämpfe und Verwirrtheit. Die Haut der Betroffenen ist blassgrau.

Im Video: Der Körper kann die Hitze nicht lang abwehren

SPIEGEL ONLINE

Um wieder auf die Beine zu kommen, müssen Betroffene vor allem trinken - Mineralwasser oder isotonische Getränke etwa. Auch Apfelschorle eignet sich, am besten in einem Verhältnis von zwei Anteilen Wasser und einem Anteil Apfelsaft. Allerdings enthält Apfelschorle viel Zucker und sollte nur in Maßen getrunken werden. Alkohol ist bei der Hitze nicht zu empfehlen.

Hilfreich ist ansonsten viel Ruhe in leichter und bequemer Kleidung, auch eine Dusche kann helfen. Falls die Symptome länger als eine Stunde anhalten oder sich noch verschlimmern, sollte man einen Arzt rufen.

Sonnenstich: Strahlt die Sonne zu lange auf einen unbedeckten Kopf, kann das Hirngewebe anschwellen oder die Hirnhäute drohen sich zu entzünden. Die Folge: Der Kopf schmerzt und wird sehr heiß, der Nacken ist steif, hinzu kommen Übelkeit und Erbrechen. Das beste Gegenmittel in solchen Fällen ist, sich in kühler und schattiger Umgebung hinzulegen sowie Kopf und Nacken mit feuchten, kühlen Tüchern zu bedecken. Bei Fieber über 39 Grad, Krampfanfällen oder Verwirrtheit sollte ein Arzt gerufen werden.

Ein Hitzschlag ist lebensgefährlich - und deshalb immer ein Fall für den Notarzt. Er tritt auf, wenn der Körper wegen der hohen Temperaturen mehr Wärme aufnimmt, als er abgeben kann. Die Körpertemperatur steigt schlagartig an, teilweise in nur 15 Minuten auf bis zu 41 Grad. Die Haut ist heiß, rot und sehr trocken. Betroffene sind unruhig, schläfrig oder verwirrt, hinzu kommt ein starkes Durstgefühl. Bis der Notarzt kommt, sollte man Betroffene kühlen, enge Kleidung lockern und ihnen zu trinken geben. Für Laien sind Sonnenstich, Hitzeerschöpfung und Hitzschlag oft schwer zu unterscheiden. Im Zweifelsfall daher lieber schnell die 112 wählen.

Mittags ist es am heißesten, oder?

Die Sonne steht um die Mittagszeit zwar am höchsten und gibt die stärkste Strahlung ab. Die Lufttemperatur erreicht ihr Maximum aber erst mit einigen Stunden Verzögerung, wenn die Erdoberfläche so aufgeheizt ist, dass Straßen oder Dächer zusätzlich Wärme abgeben. Hinzu kommt, dass der Höchststand der Sonne in Deutschland nicht um Punkt 12 Uhr mittags erreicht wird, sondern erst nach 13 Uhr. Die höchste Temperatur wird deshalb oft erst am späteren Nachmittag zwischen 16 und 18 Uhr gemessen.

Was ist mit Sport?

Hohe Temperaturen sind beim Sport nicht das Hauptproblem, sondern die Sonneneinstrahlung. Sportmediziner empfehlen luftige Kleidung, Sonnencreme und eine Kopfbedeckung. Auch Trinken ist sehr wichtig. Wenn es geht, sollten Sportler ihr Training in die frühen Morgen- oder späten Abendstunden verlegen.

Besser helle oder dunkle Kleidung?

Weiße Kleidung wirft das Sonnenlicht zurück, schwarze dagegen saugt es auf. Entscheidender als die Farbe ist jedoch der Schnitt der Kleidung. Beduinen tragen ihre Roben beispielsweise locker um den Körper, die die Wärme abtransportieren und die Haut so kühlt. Unter enger Kleidung staut sich dagegen die Wärme.

Das Duschdilemma

Bei Hitze sehnen sich viele nach einer eiskalten Abkühlung. Trotzdem empfehlen Ärzte, lauwarm zu duschen. Durch das kalte Wasser geht die Körpertemperatur erst mal runter, das Gehirn bekommt ein Kältesignal. Die Blutgefäße ziehen sich zusammen, um Wärmeverlust zu verhindern. Nach der Dusche muss sich der Körper dann wieder auf die heiße Außentemperatur einstellen - die Gefäße reagieren mit verstärkter Schweißproduktion.

Warmer Tee kann bei Hitze mehr erfrischen als eine eiskalte Limonade

Wie bei kalten Duschen wird mit Kaltgetränken der Stoffwechsel angeregt, der Körper reagiert auf den Kälteimpuls mit Wärmeproduktion. Am Ende fließt sogar mehr Schweiß, der Körper verliert die dringend benötigte Flüssigkeit, man hat mehr Durst - ein gefährlicher Kreislauf. Hitzeprofis bevorzugen deshalb warme, aber nicht heiße Getränke.

Was bringen Ventilatoren?

Ventilatoren bringen die Luft in ihrer Umgebung in Bewegung. Wer sich in diesem Luftzug befindet, spürt eine Abkühlung, wenn Schweiß auf der Haut verdunstet. Die Raumtemperatur sinkt durch den künstlich erzeugten Wind aber nicht.

Wann ist die beste Zeit zum Lüften?

"Man sollte immer dann die Fenster öffnen, wenn es draußen kühler ist als drinnen", rät Hartwig Künzel vom Fraunhofer Institut für Bauphysik in Holzkirchen. An Sommertagen mit großer Hitze ist das in vielen Gebäuden nur nachts und am frühen Morgen der Fall. Umgekehrt heißt das: Heizt sich eine Wohnung - zum Beispiel in einem Dachgeschoss - so stark auf, dass es drinnen wärmer wird als draußen, sorgt ein offenes Fenster für Ausgleich.

Von der Idee, gegen Hitze nasse Handtücher in Wohnräumen aufzuhängen, rät Bauphysiker Künzel ab. Zwar stellt sich hierdurch eine Abkühlung ein. Die eingebrachte Feuchtigkeit könnte jedoch Schimmel begünstigen.

koe/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren