
Tipps und Tricks: So überzeugen Sie Ihr Kind von einer gesunden Ernährung
Tipps und Tricks für Eltern So schmeckt Gesundes auch dem Kind
Der Suppen-Kasper hungert lieber, als dass er seine Suppe isst. Was in Heinrich Hoffmanns Struwwelpeter als überspitzte Karikatur daherkommt, ist in vielen Familien Alltag: Während Mutti das Obst- und Gemüseangebot herunterbetet und die Schwarzbrotstulle als bessere Alternative zum Hamburger lobhudelt, holt der kleine Lukas zum finalen K.o.-Schlag aus: "Mag ich nicht", schallt es trotzig aus dem Vierjährigen.
Trotz Überredungsversuchen wie "Probier's doch mal" und "Du weißt doch gar nicht, wie das schmeckt" ist der Kampf am Abendbrottisch verloren und das obligatorische Toast mit Schokocreme landet auf dem Kinderteller. Der Familienfrieden ist damit zwar vorerst wiederhergestellt, zurückbleibt jedoch das schlechte Gewissen der Eltern, dem Nachwuchs nicht konsequent genug etwas Gutes getan zu haben.
Jedes sechste Kind ist übergewichtig
In den vergangenen 20 Jahren hat die Zahl übergewichtiger Kinder und Jugendlicher in Deutschland stetig zugenommen. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) ist jedes sechste Kind im Alter von sieben bis zehn Jahren übergewichtig.
Das RKI hat im Zuge des groß angelegten Kinder- und Jugend-Gesundheitssurveys (KiGGS) erstmals den Gesundheitszustand von rund 17.000 Jungen und Mädchen im Alter von Null bis 17 Jahren untersucht. Die gute Nachricht: Der Nachwuchs ist gesünder als bisher angenommen. 94 Prozent der befragten Eltern bewerteten den Gesundheitszustand ihrer Kinder als gut oder sehr gut; 88 Prozent der untersuchten Elf- bis 17-Jährigen gaben der eigenen Gesundheit Bestnoten.
In einigen Bereichen hapert es dennoch. Insbesondere das Ernährungsverhalten der Drei- bis 17-jährigen ist mangelhaft. Während 90 Prozent der Jungen und Mädchen deutlich weniger verzehren als die empfohlenen fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag, steigt gleichzeitig der Konsum von Süßgetränken mit zunehmenden Alter an.
"Satt ist satt"
"Heutzutage essen schon kleine Kinder zu viele Fertigprodukte und permanent", sagt Petra Schulze-Lohmann von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Unabhängig von den Hauptmahlzeiten werde Kindern immerzu Essen vorgesetzt. Ob auf dem Heimweg vom Kindergarten oder im Supermarkt, die Keksdose ist stets griffbereit. "Eltern akzeptieren die natürliche Sättigungsgrenze ihrer Kinder häufig nicht. Satt ist bei Kindern satt", so Schulze-Lohmann.
Die Folgen: Viele Kinder und Jugendliche leiden bereits unter Altersdiabetes. "Das betrifft vor allem Jugendliche im Alter von 17 und 18 Jahren, die schwer übergewichtig sind", sagt Annette Hilbig vom Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) in Dortmund. Auf lange Sicht steige zudem das Risiko für Koronare Herzerkrankungen, Bluthochdruck sowie Störungen des Fettstoffwechsels.
Werbung ist mächtiger als Eltern
Kindern ein gesundes und ausgewogenes Ernährungsverhalten anzuerziehen, ist ein schwieriges Unterfangen. Lebensmitteln wie Obst und Gemüse stehen sie oftmals skeptisch gegenüber. Der Grund dafür ist die sogenannte Foodneophobie - die Angst gegenüber unbekannten Lebensmitteln. Der Instinkt schlägt Alarm, sind Avocado oder Pilz möglicherweise giftig?
Hinzu kommt, dass Kinder den Mehrwert einer gesunden Ernährung nicht erkennen können. "Die Belohnung liegt zu weit in der Zukunft", sagt DGE-Expertin Schulze-Lohmann. Die durch eine ausgewogene Ernährung möglicherweise gewonnenen Lebensjahre seien kein wirklicher Anreiz für die Kleinen in den Apfel zu beißen, wenn sie beim Genuss des Schokoriegels unmittelbar belohnt werden.
Problematisch sei daneben auch das auf Kinder abgezielte Marketing im Lebensmittelsektor, so Hilbig vom FKE in Dortmund. Die Lobgesänge der Werbung hätten häufig mehr Gewicht als die Vorgaben der Eltern. Das erschwert die Ernährungserziehung zusätzlich.
Doch was tun, wenn die Kleinen partout nicht von den Naschereien lassen wollen? Bestechen, erpressen oder Belohnungen in Aussicht stellen? Die Amerikanerin Elizabeth Pantley hat sich in ihrem Buch "Essen statt meckern" diesen Fragen gewidmet und nützliche Tricks und Taktiken entwickelt, die dabei helfen sollen, Kindern ein gesundes Essverhalten näherzubringen.
Was auf dem ersten Blick als Durchhalteparolen daherkommt, zeigt sich auf dem zweiten Blick praxisnah und praktikabel. Die wichtigsten Tipps haben wir für Sie in unserer Bildergalerie zusammengefasst und ergänzt.