

Igor Madjinca / Stocksy United
Wissenschaftler erforschen Nährstoffverarbeitung Natürliches und gesundes Essen - was ist das eigentlich?
Als Ötzi vor rund 5300 Jahren starb, war sein Magen gut gefüllt. Der Steinzeit-Mann hatte größere Mengen von Steinbockfleisch gegessen, vermutlich in Form von luftgetrocknetem, sehr fetthaltigem Speck. Auch Einkorn, ein Getreide, hatte er verzehrt. Überrascht bemerkten Forscher, die seinen Mageninhalt untersuchten, dass Ötzi zudem Adlerfarn gegessen hatte. Die Pflanze ist giftig, in ihr stecken unter anderem Blausäureglykoside. Was hatte den Mann veranlasst, den Farn dennoch zu essen?
Fragen kann ihn keiner mehr, doch die Vermutung lautet: Ötzi wollte mit der Pflanze seine Verdauung kurieren. In seinem Magen nistete Helicobacter pylori, ein Bakterium, das bis heute sehr viele Menschen befällt. Möglicherweise litt Ötzi deshalb an einem Magengeschwür.
Die Ernährung mit ein paar Pflanzen bereichern, die nicht nur satt machen, sondern auch gesund – die Idee ist offensichtlich alt. Die Pflanzen sollen helfen, das Immunsystem zu stärken, Schmerzen zu lindern, Krankheiten vorzubeugen oder diese zu therapieren. Allerdings sind die Versprechen oft viel größer als die tatsächlich nachgewiesenen Effekte. Die Ärztin Natalie Grams hat sich für ihr Buch "Was wirklich wirkt" mit Naturheilkunde beschäftigt. Wissenschaftlich bestätigt ist eine Wirkung einzelner Nahrungsmittel ihrer Aussage zufolge selten so deutlich, wie erzählt wird.
Menschen kommen mit einer großen Vielfalt verschiedener Essensweisen klar
So etwa bei Ingwer, der zwar tatsächlich helfen könne, Übelkeit während einer Chemotherapie zu mindern. "Aber es fehlen schon Belege dafür, dass Ingwer auch bei anderen Formen der Übelkeit, etwa in der Schwangerschaft, wirkt", sagt Grams. Es spreche natürlich überhaupt nichts dagegen, wenn jemand mit der Extradosis Kurkuma, Kamillentee oder Manuka-Honig sein Wohlbefinden verbessern wolle. "Aber wir müssen zwischen Wellness und Medizin unterscheiden. Die großen Heilversprechen sind übertrieben."

Essen, was mir gut tut
Individuell, gesund, lecker: So finde ich die perfekte Ernährung für mich
Unbestritten ist dagegen, dass die Ernährung an sich einen wichtigen Baustein der Gesundheit darstellt. Ist hier natürlich auch gesund? Dazu muss man erst einmal die Frage klären, wie eine natürliche Ernährung für Menschen eigentlich aussieht. Eine vermeintliche Antwort bieten sogenannte Paläodiäten: Wir sollen essen, wie die Menschen es in der Altsteinzeit taten, weil unsere Genetik und damit unser Körper insgesamt darauf eingestellt seien. Paläodiäten unterscheiden sich im Detail, ihr Grundkonzept ist aber gleich: Gegessen wird, was Menschen vor Jahrtausenden sammeln, fischen, jagen konnten, also Gemüse, Obst, Eier, Honig, Fleisch und Fisch. Verboten sind dagegen meist Zucker, Hülsenfrüchte, Milch sowie die meisten Getreideprodukte.
Ernährungsbedingte Krankheiten - und was dagegen hilft
Jetzt weiterlesen. Mit dem passenden SPIEGEL-Abo.
Besondere Reportagen, Analysen und Hintergründe zu Themen, die unsere Gesellschaft bewegen – von Reportern aus aller Welt. Jetzt testen.
-
Alle Artikel auf SPIEGEL.de frei zugänglich.
-
DER SPIEGEL als E-Paper und in der App.
-
Einen Monat für 1,- € testen.
Sie haben bereits ein Digital-Abonnement? Hier anmelden
Mehr Perspektiven, mehr verstehen.
Freier Zugang zu allen Artikeln, Videos, Audioinhalten und Podcasts
-
Alle Artikel auf SPIEGEL.de frei zugänglich
-
DER SPIEGEL als E-Paper und in der App
-
DER SPIEGEL zum Anhören und der werktägliche Podcast SPIEGEL Daily
-
Nur € 19,99 pro Monat, jederzeit kündbar
Sie haben bereits ein Digital-Abonnement?
SPIEGEL+ wird über Ihren iTunes-Account abgewickelt und mit Kaufbestätigung bezahlt. 24 Stunden vor Ablauf verlängert sich das Abo automatisch um einen Monat zum Preis von zurzeit 19,99€. In den Einstellungen Ihres iTunes-Accounts können Sie das Abo jederzeit kündigen. Um SPIEGEL+ außerhalb dieser App zu nutzen, müssen Sie das Abo direkt nach dem Kauf mit einem SPIEGEL-ID-Konto verknüpfen. Mit dem Kauf akzeptieren Sie unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen und Datenschutzerklärung.