Ernährung Delikatesse Pferdefleisch

Ein Lebensmittelhersteller in Großbritannien hat Pferdefleisch in seine Rinderlasagne gemischt. Ein Skandal. Für die Gesundheit stellt Pferdefleisch aber grundsätzlich keine Gefahr dar. Es ist vor allem eines: ein guter Eisenlieferant.
Pferdefleisch: In vielerlei Hinsicht gesünder als Rindfleisch

Pferdefleisch: In vielerlei Hinsicht gesünder als Rindfleisch

Foto: DON RYAN/ ASSOCIATED PRESS

Kann man in Deutschland Pferdefleisch kaufen?

In Ländern wie Frankreich gilt Pferdefleisch als Delikatesse, auch in Deutschland existieren vereinzelt Pferdemetzgereien. Für die Gesundheit stellt Pferdefleisch keine Gefahr dar - ganz im Gegenteil. Vor allem was den Eisengehalt betrifft ist es gesünder als in Deutschland gängige Fleischsorten wie das Schweinefleisch.

Warum hat Pferdefleisch so einen schlechten Ruf?

Der schlechte Ruf des Pferdefleischs ist vor allem geschichtlich bedingt: 732 verbot Papst Gregor III., Pferde zu essen. Erst mit der Reformation wurde das Fleisch wieder beliebter, blieb aber das Nahrungsmittel der Armen und wurde nur in Notzeiten von breiten Bevölkerungsschichten gegessen. Als selbstverständlich galt Pferdefleisch dagegen offenbar in der Steinzeit. Höhlenmalereien im französischen Lascaux deuten darauf hin, dass Pferde damals gejagt wurden.

Welchen Nährwert hat Pferdefleisch?

Pferdefleisch ist besonders mager und zugleich eisenreich: Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) enthalten 100 Gramm etwa 3,5 Milligramm Eisen. Das Fleisch von Rindern dagegen liefert bei gleicher Menge nur 1,9 Milligramm. Eisen ist wichtiger Bestandteil des Blutfarbstoffs Hämoglobin, über den Sauerstoff im Körper transportiert wird.

Auch im Fettgehalt schneidet Pferdefleisch besser ab, es enthält je nach Fleischstück nur drei bis 16 Prozent des kalorienreichen Stoffs. Rindfleisch besteht dagegen zu sechs bis 31 Prozent aus Fett. In Sachen Kohlenhydrate liegen Rind und Pferd gleichauf. Allerdings enthält Pferdefleisch deutlich weniger Vitamine.

Wie schmeckt Pferdefleisch?

Pferdefleisch sieht wie Rindfleisch rot aus und hat eine feste, zarte Konsistenz. Das Fleisch junger Pferde schmeckt ähnlich wie Rind. Das älterer Tiere ist leicht säuerlich und gilt als besonders zart.

Zubereitet wird Pferdefleisch wie andere rote Fleischsorten, etwa Wild und Rind. In Deutschland geschieht dies allerdings selten: Das Statistische Bundesamt gibt an , dass von Juli bis September 2012 etwa 2600 Pferde geschlachtet wurden. Zum Vergleich: Im identischen Zeitraum mussten 882.000 Rinder und 14 Millionen Schweine in Schlachthäusern ihr Leben lassen.

Welches gesundheitliche Problem birgt das falsch deklarierte Fleisch?

Durch die Tatsache, dass das Fleisch vom Pferd stammt, besteht aus gesundheitlicher Sicht grundsätzlich keine Gefahr. Bedenklich ist allerdings, dass die Haltungsbedingungen der Pferde nicht bekannt sind. Soll ihr Fleisch gegessen werden, dürfen Tiere - auch Rinder, Schweine oder Hühner - normalerweise eine bestimmte Zeit vor dem Schlachten keine Medikamente wie Antibiotika mehr erhalten. Ziel ist, Rückstände in Lebensmitteln so gering wie möglich zu halten.

In Frankreich wurde bereits bestätigt, dass über nicht deklariertes Pferdefleisch Phenylbutazon in die Nahrungskette gelangt ist. Tiere, die mit dem häufig für Pferde verwendeten Medikament behandelt wurden, dürfen in Deutschland nicht mehr zu Lebensmitteln verarbeitet werden. Das Mittel kann vor allem Menschen mit eingeschränkten Leber- und Nierenfunktion schaden. Die falsch deklarierten Gerichte sollten aus diesem Grund nicht verzehrt werden.

Worauf sollte man sonst beim Verzehr achten?

Beim Verzehr von Pferdefleisch ist letztendlich, wie bei allen Lebensmitteln, die Dosis entscheidend. Die DGE empfiehlt, nicht mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch in der Woche zu essen. "Bedenken muss man dabei, dass zu Fleischgerichten häufig fettige Soßen oder andere Produkte wie Panade serviert werden", sagt Silke Restemeyer von der DGE. Diese trieben die Cholesterinwerte über viele gesättigte Fettsäuren zusätzlich in die Höhe.

Zu viel Fleisch kann Herz-Kreislauf-Krankheiten, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck, Gicht sowie Bandscheiben- und Gelenkschäden begünstigen. Speziell rotes Fleisch steht im Verdacht, Dick- und Mastdarmkrebs auszulösen. Laut DGE geht mit der Aufnahme von weniger als 70 Gramm rotem Fleisch und verarbeiteten Fleischwaren pro Tag jedoch eine "geringe Bildung krebsfördernder Substanzen im Darm einher".

jme
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