Pulver-Shake statt Essen So funktioniert das Soylent-Rezept

Keine Karotte, sondern Vitamine. Keine Milch, sondern Aminosäuren. Kein Brot, sondern Kohlenhydrate: Der Software-Entwickler Rob Rhinehart will nicht mehr kochen und auch sonst ist Essen für ihn nur lästig. Deshalb ernährt er sich fast ausschließlich von seinem Soylent-Shake. Das ist sein Rezept.
Zahlreiche Pülverchen und etwas Olivenöl: "Der Körper ist eine komplexe Maschine"

Zahlreiche Pülverchen und etwas Olivenöl: "Der Körper ist eine komplexe Maschine"

Foto: Julio Miles

Der Software-Entwickler Rob Rhinehart will nicht mehr essen müssen. Nur noch zweimal pro Woche ernährt er sich von gewöhnlichen Lebensmitteln, ansonsten verzichtet er darauf, denn er hat ein vermeintliches Wunderrezept entwickelt: Soylent nennt er seinen Pulver-Shake, in dem angeblich alle Nährstoffe enthalten sein sollen, die der Mensch zum Leben braucht. Sein Rezept basiert auf eigenen Recherchen, im Wesentlichen orientiert er sich dabei an Ernährungsempfehlungen der US-Gesundheitsbehörde FDA. Herausgekommen ist dabei eine Liste verschiedener Pulver, die er mit Wasser anrührt. Das ist sein Rezept:

  • Kohlenhydrate (200 Gramm, in Form von sogenannten Oligosacchariden, meistens Maltodextrin)
  • Proteine (50 Gramm, hierzu schreibt Rhinehart lediglich, dass alle essentiellen Aminosäuren darin enthalten sein müssen)
  • Fett (65 Gramm, in Form von Olivenöl)
  • Natrium (2,4 Gramm)
  • Kalium (3,5 Gramm)
  • Chlorid (3,4 Gramm)
  • Ballaststoffe (5 Gramm)
  • Kalzium (1 Gramm)
  • Eisen (18 Milligramm)
  • Phosphat (1 Gramm)
  • Jod (150 Mikrogramm)
  • Magnesium (400 Milligramm)
  • Zink (15 Milligramm)
  • Selen (70 Mikrogramm)
  • Kupfer (2 Milligramm)
  • Mangan (2 Milligramm)
  • Chrom (120 Mikrogramm)
  • Molybdän (75 Mikrogramm)
  • Vitamin A (5000 IU, internationale Einheit u.a. für Vitamine)
  • Vitamin B6 (2 Milligramm)
  • Vitamin B12 (6 Mikrogramm)
  • Vitamin C (60 Milligramm)
  • Vitamin D (400 IU)
  • Vitamin E (30 IU)
  • Vitamin K (80 Mikrogramm)
  • Thiamin (Vitamin B1, 1,5 Milligramm)
  • Riboflavin (1,7 Milligramm)
  • Niacin (20 Milligramm)
  • Folsäure (400 Mikrogramm)
  • Biotin (300 Mikrogramm)
  • Panthothensäure (Vitamin B5, 10 Milligramm)
  • Zudem fügt Rhinehart noch einige Nährstoffe hinzu, die nicht zwingend notwendig seien wie Lycopin (ein Karotinoid, 500 Mikgrogramm - "Weil die Männer in unserer Familie schon immer Tomaten liebten", wie Rhinehart schreibt), Omega-3-Fettsäuren (750 Milligramm), Ginseng (50 Mikgrogramm - "Es gibt eingeschränkte Hinweise darauf, dass es gut für die sexuelle Gesundheit ist"), Ginko Biloba (100 Mikrogramm - für den positiven Effekt auf das Gedächtnis), Lutein (500 Mikrogramm - für die Pigmentierung der Augen und die Sehkraft); Alpha-Karotin (140 Mikrogramm - "Es kann nicht schaden"), Vanadium (100 Mikrogramm).
Experten aber warnen vor einer solchen Ernährungsweise: "Eine Karotte ist nicht nur eine Ansammlung von Vitaminen und Nährstoffen", sagt Bernhard Watzl, Leiter der Abteilung für Ernährungsphysiologie am Max-Rubner-Institut. "Das merkt man doch schon beim Reinbeißen."

Neben den klassischen Nährstoffen gebe es in Lebensmitteln viele nützliche Inhaltsstoffe, die man im Detail noch gar nicht kenne. Die präventive Wirkung des Shakes auf seinen Körper könne Rhinehart jetzt noch nicht messen. "Sie wird sich erst in Jahren und Jahrzehnten zeigen."

Und auch Rhinehart, der nur vage Angaben dazu macht, woher er die Ingredienzien bezieht, gibt in seinem Blog zu: "Der Körper ist eine komplexe Maschine. Sollte jemand den Shake selbermachen wollen, sollte man sehr vorsichtig sein." Es könne schließlich leicht zu einer Überdosierung mit den einzelnen Substanzen kommen. "Wir backen hier keinen Kuchen."

cib
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