Wassersport Stand-up-Paddling trainiert den ganzen Körper

Ein Board, ein Paddel, ein Gewässer: Gerade in Großstädten boomt das Stand-up-Paddling. Was Sportler beachten sollten.
Stand-up-Paddler

Stand-up-Paddler

Foto: TMN/ Dirk Möser

"Die Kulisse der Stadt zu sehen, mitten auf dem Wasser stehend, das hat mich geflasht", erinnert sich Robin Kassel an seine erste Tour als Stand-up-Paddler auf dem Main in Frankfurt. Vor zehn Jahren war das. Er arbeitete in einem Shop für Wassersportartikel, das einzige Board für Stand-up-Paddling, kurz SUP, war aber ein Ladenhüter. Also hat er es selbst ausprobiert. Seitdem paddelt er leidenschaftlich im Stehen, auch seine Frau teilt das Hobby.

"Man kann SUP wunderbar gemeinsam betreiben, auch für Kinder geht das oder für Menschen, die sich gar nicht für so sportlich halten oder lange keinen Sport mehr gemacht haben - wenn sie schwimmen können", erklärt Kassel. Denn das ist für alle Voraussetzung, um mit Brett und Paddel losziehen zu dürfen.

Laut Christian Hahn aus Berlin, Präsident der erst 2014 gegründeten "German Stand Up Paddle Association" (GSUPA), ist SUP die "am schnellsten wachsende Wassersportart der Welt". Die Weltverbände für Surfen und Kanufahren streiten sich sogar vor dem Internationalen Sportgericht, in welche Kategorie Stand-up-Paddling gehört. Sie hoffen auf viel Geld, sollte die Trendsportart olympisch werden.

Die SUP-Szene wird aktuell von vielen kleinen kommerziellen Anbietern bestimmt. Ulrich Clausing, Geschäftsführer Freizeitsport des Kanu-Verbandes in Duisburg, sagt: "SUP ist kein kurzfristiger Trend, sondern zeigt eine stabile Entwicklung, gerade in Großstädten mit geeigneten Gewässern wie in Berlin, Hamburg, Frankfurt, München." Der Verband will mit seiner Ausbildung zum "SUP-Instructor" sicherstellen, dass auf Sicherheit und Naturverträglichkeit des Sports geachtet wird.

Robin Kassel konzentriert sich auf Freizeitsportler. Deshalb arbeitet er vor allem mit aufblasbaren Boards. Die sind leichter zu transportieren und meist stabiler als Hard-Boards, die sich eher für Rennen eignen. Die Bretter sind nicht billig, mehrere Hundert Euro werden in der Regel fällig. "Ein billiges Brett kann für Kinder mit geringem Körpergewicht durchaus funktionieren. Aber um wirklich dauerhaft Spaß an SUP zu haben, sollte man an der Ausrüstung nicht sparen", sagt Kassel.

Was, wenn man ins Wasser fällt?

Ein Board muss fest und die Nase leicht nach oben gebogen sein, damit die Wellen nicht übers Brett laufen. Beschleunigt, gebremst und gelenkt wird mit dem höhenverstellbaren Paddel. Es sollte in etwa so eingestellt werden, dass es so lang ist wie der Paddler mit nach oben ausgestrecktem Arm. Länge und Breite des Boards richten sich nach dem Körpergewicht.

Viele Verleiher bieten auch Einführungskurse an. Sie dauern in der Regel zwei Stunden. Anfänger lernen zunächst an Land, wie sie mit dem Brett umgehen und paddeln sowie die richtige Körperhaltung. Die Lehrer klären auch über Risiken auf. Gerade in Großstädten treffen Paddler auf Tanker, Lastschiffe und Sportboote. Hinzu kommen - wie auch auf Seen und im Meer - Strömungen und Untiefen.

Eine der am meisten gestellten Fragen: "Was passiert, wenn ich ins Wasser falle?" Zunächst gilt: rasch wieder aufs Brett! SUP-Boards sind länger und breiter als Surfbretter und dadurch kippstabiler. Die Wahrscheinlichkeit, ins Wasser zu purzeln, ist bei ruhigem und umsichtigem Verhalten geringer als gedacht. Die Grundzüge des Stand-up-Paddling beherrschen Anfänger meist schneller als bei vielen anderen Wassersportarten.

Stand-up-Paddler in Frankfurt am Main

Stand-up-Paddler in Frankfurt am Main

Foto: TMN/ Arne Dedert

Anfänger können zunächst auf den Knien paddeln, wenn sie sich dann sicherer fühlen. Ansonsten ist es wichtig, in der Mitte des Bretts zu stehen und Spannung im Körper zu halten. Profis können auch kleine Wellen mit dem SUP absurfen.

Qualifizierte und zertifizierte Anbieter achten darauf, dass Kinder immer eine Schwimmweste tragen, für Erwachsene sollten ebenfalls Westen im Angebot sein. Bei kühlem Wetter schützen Neopren-Anzüge und auch -Füßlinge. Für Gruppen gibt es oft größere Event-Boards, die mehrere Personen gleichzeitig tragen. Auch Yoga auf dem SUP-Brett ist sehr beliebt.

Robin Kassel ist überzeugt, dass sich SUP zu einem ernstzunehmenden Breitensport mausert. Er selbst kooperiert schon mit Vereinen und Betriebssportgruppen und strebt für die Zukunft noch die Zusammenarbeit mit Krankenkassen an. Denn SUP sei eine gute Möglichkeit, Krankheiten vorzubeugen.

"Stehpaddeln ist als Kombination aus Wellenreiten und Kanufahren ein hervorragendes Ganzkörper-Workout", sagt Ulrich Clausing vom Deutschen Kanu-Verband. SUP sei außerdem für alle, die sonst im Büro hocken, ein schöner Ausgleich.

von Jörg Hahn/dpa/koe

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