Stiftung Warentest "Mineralwasser ist überbewertet"

Leitungs- oder Mineralwasser?
Foto: Wolfgang Kumm/ dpaTrinkwasser ist das am strengsten kontrollierte Lebensmittel Deutschlands. "Jeder Liter Wasser, der unseren Wasserhahn erreicht, muss die strengen Grenzwerte der Trinkwasserverordnung erfüllen", schreibt das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit.
In einer Untersuchung der Stiftung Warentest erfüllten entsprechend auch alle Leitungswasserproben aus 28 Orten die Qualitätsansprüche. Es sei zwar nicht makellos, aber gut, berichtet die Stiftung .
In einigen Proben fanden sich Spuren von Arzneimitteln, Pflanzenschutzmitteln, Süßstoffen und Röntgenkontrastmitteln, Korrosionsschutzmitteln sowie sogenannten Trihalogenmethanen, die sich bilden, wenn Wasser mit Chlor desinfiziert wird. Aber in keiner der Proben wurden die strengen Grenzwerte für diese Substanzen überschritten.
Zusätzlich analysierten die Tester 30 stille Mineralwasser. Neben dem Geschmack bewertete Warentest die Reinheit der Flüssigkeit - also ob sich darin Mikroben oder oberirdische Verunreinigungen fanden. In fünf Wassern waren demnach Verunreinigungen nachweisbar: Spuren von Pestiziden oder dem Süßstoff Cyclamat. Gesundheitlich seien die gefundenen Mengen unbedenklich, so die Tester. Es zeige jedoch, dass die Quellen nicht ausreichend geschützt seien.
Keines der Wasser enthielt Krankheitserreger, aber sechs "so viele Keime, dass sie für Immunschwache riskant sein könnten".
Was für Mineralwasser spricht
Warum also stilles Wasser kaufen, wenn Leitungswasser mindestens genauso rein ist - und viel günstiger?
Ein möglicher Grund: der Geschmack. Wer das Wasser aus dem Hahn nicht mag, kann ein Mineralwasser finden, das ihm besser schmeckt.
Ein weiterer möglicher Grund: Wer Babynahrung zubereitet, kann Wasser kaufen, das mit dieser Anwendung wirbt - es muss noch strengere Auflagen erfüllen, schreiben die Tester. Die Stiftung rät allerdings, es zum Schutz vor Keimen abzukochen. Ihrer Aussage zufolge kann man für Babynahrung auch mit gutem Gewissen Leitungswasser verwenden.
Für die Mineralstoffversorgung sei es dagegen nicht notwendig, Mineralwasser dem Leitungswasser vorzuziehen. Im Test enthielten die Leitungswasserproben im Schnitt 380 Milligramm Mineralstoffe pro Liter, die Mineralwasser lagen bei 790 Milligramm. Die wesentlichen Mineralstoffmengen nehme man ohnehin mit dem Essen auf und nicht übers Wasser, so Warentest. "Mineralwasser ist überwertet", schreibt die Stiftung.
Nur in bestimmen Fälle könne es sinnvoll sein, auf ein spezielles Mineralwasser umzusteigen - zum Beispiel, wenn Menschen mit Laktoseintoleranz ein kalziumreiches Wasser wählen, um ihre Kalziumversorgung zu verbessern.