Warnung der WHO Raucherrate sinkt zu langsam - E-Zigaretten auch schädlich

Am Weltnichtrauchertag schlägt die Weltgesundheitsorganisation Alarm: 1,1 Milliarden Menschen rauchen, Millionen sterben an den Folgen - und das Ziel, die Raucherraten zu senken, wird wohl nicht erreicht.
Schüleraktion in China zum Weltnichtrauchertag

Schüleraktion in China zum Weltnichtrauchertag

Foto: Jia Minjie/ dpa

Der Anteil der Raucher an der Weltbevölkerung sinkt nach dem neuen Tabakbericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nicht so schnell wie erhofft. Das erklärte Ziel, die Raucherraten von 2010 bis 2025 um 30 Prozent weltweit zu senken, werde wohl nicht erreicht, berichtete die Organisation zum Weltnichtrauchertag (31. Mai). In vielen Ländern wüssten die Menschen immer noch nicht, wie schädlich das Rauchen für die Gesundheit sei.

"Die WHO weist darauf hin, dass Tabak nicht nur Krebs verursacht, sondern buchstäblich Herzen bricht", sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Tabakkonsum sei nach Bluthochdruck der zweithäufigste Grund für Herzerkrankungen. E-Zigaretten enthielten zwar weniger Giftstoffe, könnten aber auch zu Herzkrankheiten beitragen, so die WHO.

Auch bei E-Zigaretten verengten sich beim Nutzer die Arterien, Herzschlag und Blutdruck stiegen an. "Die Langzeitfolgen sind noch unbekannt, aber es wird davon ausgegangen, dass (E-Zigaretten) das Risiko für chronisch obstruktive Lungenerkrankungen, Lungenkrebs und möglicherweise Herzerkrankungen erhöhen", so die WHO.

Weltweit rauchen rund 1,1 Milliarden Menschen, etwa so viele wie im Jahr 2000. Die Weltbevölkerung ist allerdings angewachsen, sodass der Anteil der Raucher weltweit in der Zeit von 27 auf 20 Prozent (2016) sank. Jedes Jahr sterben nach Schätzungen

  • drei Millionen Menschen in Folge von Tabakkonsum an Herzerkrankungen,
  • sieben Millionen Menschen insgesamt an den gesundheitlichen Folgen des Rauchens.

2010 hätten noch rund 60 Prozent der Chinesen nicht gewusst, das Rauchen Herzinfarkte verursachen kann. Wie hoch die Zahl in Deutschland ist, erhob die WHO nicht.

1,1 Milliarden Raucher weltweit

In Deutschland lagen die Zahlen nach diesen Angaben über dem Durchschnitt: Im Jahr 2000 rauchten noch 30,6 Prozent der Deutschen, 2015 etwa 27 Prozent. 2025 dürften es Hochrechnungen zufolge noch 23,7 Prozent sein. In Europa seien im Jahr 2025 Island, Norwegen, Dänemark und Schweden die Klassenbesten mit Raucherraten unter 14 Prozent.

Wie stark der Anteil der Raucher zurückgehe, hänge auch vom Durchschnittseinkommen der Länder ab, so die WHO. Je höher der Wohlstand, desto stärker der Abwärtstrend. Vorne lägen Nord- und Südamerika sowie Europa.

Im Kampf gegen das Rauchen seien viele günstige Maßnahmen wirksam, etwa umfassende Rauchverbote in öffentlichen Räumen, Werbeverbote, medizinische Unterstützung bei der Entwöhnung und drastische Warnungen auf Tabakpackungen. (Wie die Schockbilder auf Jugendliche wirken, beschreibt diese Studie des Kieler Instituts für Therapie- und Gesundheitsforschung.)

Wie schnell der Körper profitiert, wenn mit dem Rauchen aufgehört wird, hat das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) erklärt: Nach einer Woche sinkt der Blutdruck. Nach einem bis neun Monaten gehen Hustenanfälle, Verstopfungen der Nasennebenhöhlen und Kurzatmigkeit zurück. Die Lunge wird allmählich gereinigt, indem Schleim abgebaut wird. Die Infektionsgefahr verringert sich.

Zwei Jahre nach einem Rauchstopp hat ein früherer Raucher fast das gleiche Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie ein Nichtraucher. Wer fünf Jahre rauchfrei ist, liegt beim Herzinfarktrisiko gleichauf mit Nichtrauchern.

oka/dpa
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