Ein volles Wartezimmer – derzeit Alltag in der Praxis von Dr. Axel Gerschlauer in Bonn. Ursache ist eine ganze Reihe von Infekten, die seine jungen Patienten quälen:
Dr. Med. Axel Gerschlauer, Kinderarzt: »Wir haben eine sehr frühe Influenza-Welle, wir haben eine RS-Welle, wir haben wahnsinnig viele Kinder mit Husten, Schnupfen und Heiserkeit. Das sind wir eigentlich gewohnt. Wir sind Saisonarbeiter und wissen, im Winter ist es schlimmer als im Sommer. Aber dieses Jahr ist es besonders viel und besonders früh.«
Am vergangenen Wochenende hatte Dr. Gerschlauers Praxis Notdienst. Insgesamt kamen in dieser Zeit 270 Kinder in nur 13 Stunden zu ihm – normalerweise sind es etwa 100.
Das RS-Virus löst oft nur Symptome einer gewöhnlichen Erkältung aus. Viele Kinder würden daher gar nicht merken, dass sie sich damit infiziert haben. Aber vor allem für Babys oder vorbelastete Kinder kann es zum Problem werden.
Dr. Med. Axel Gerschlauer, Kinderarzt: »Wenn sie aber besonders klein sind, wenn sie frühgeboren sind, wenn sie eine eh schon angeschlagene Lunge haben, dann ist das hochgefährlich und führt zurzeit zu sehr vielen stationären Aufnahmen. Die Kinder müssen ins Krankenhaus.«
Aber auch die sind überfüllt. Der Bonner Kinderarzt berichtet von einem an einer Sepsis erkrankten Kind, das in Düsseldorf untergebracht werden musste. Die ambulante und stationäre Versorgung von Kindern sei zurzeit nicht gesichert, sagt Dr. Gerschlauer.
Dr. Med. Axel Gerschlauer, Kinderarzt: »Die Lage ist tatsächlich katastrophal. Die Kliniken sind kaputtgespart worden, politikgewünscht, und wir zahlen jetzt gerade den Preis, beziehungsweise die kleinen Kinder zahlen den Preis, weil sie auch in großen Städten häufig kein freies Bett mehr haben und dann weit verlegt werden müssen.«
Der Mediziner mahnt: Fehlende Investitionen und der Nachwuchsmangel würden Deutschland jetzt auf die Füße fallen. Das Problem werde sich in den nächsten Wochen und Monaten noch deutlich verschärfen.