Kritische Inhaltsstoffe »Öko-Test« bemängelt Lippenstifte

Schön rot, aber was ist drin? (Symbolbild)
Foto: Anna Efetova / Getty ImagesSei es beim Essen oder beim achtlosen Lecken über die Lippen: Trägt jemand Lippenstift, gelangt ein Teil der Paste auch in den Körper – bis zu 57 Milligramm am Tag. Menschen, die sich täglich die Lippen schminken, verspeisen so rund fünf Lippenstifte im Jahr, heißt es in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift »Öko-Test« .
Insgesamt 18 matte, rote Lippenstifte in der Preisspanne zwischen rund zwei und 42 Euro wurden darin getestet. Viele der untersuchten Stifte enthalten demnach Titandioxid, darunter auch die sechs Naturkosmetikprodukte im Test. Der Stoff, den Verbraucherinnen und Verbraucher in Kosmetikprodukten an dem Code »CI 77891« erkennen, steht im Verdacht, bei oraler Einnahme eine erbgutverändernde Wirkung zu haben. Als Lebensmittelzusatzstoff wurde er bereits EU-weit verboten.
In Kosmetik darf Titandioxid zwar derzeit weiterhin eingesetzt werden. Doch in Lippenstiften sehen die Testerinnen und Tester den Stoff aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes als »risikobehaftet« an, wie sie schreiben.
Und das ist nicht der einzige Kritikpunkt. Sieben Lippenstifte enthalten den Testergebnissen zufolge zudem das Färbemittel Gelborange S, das laut »Öko-Test« im Verdacht steht, bei vorbelasteten Personen allergische Reaktionen wie Asthma oder Neurodermitis hervorzurufen. Drei Stifte färben die Lippen demnach mit Tartrazin. Bei sensiblen Menschen könne der Stoff zu Hautirritationen führen.
Auch dass drei Viertel der konventionellen Produkte auf Erdölkomponenten wie Paraffine als Trägerfette setzen, kritisieren die Testerinnen und Tester. In dreien davon seien aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) nachgewiesen worden, unter denen krebserregende Bestandteile sein könnten. »Das muss nicht sein – es gibt gute natürliche Alternativen wie Bienenwachs, mit denen sich Paraffine ersetzen lassen«, schreiben die Öko-Tester.
Sie forderten von den betreffenden Herstellern außerdem Nachweise über den Einsatz von recyceltem Kunststoff in der Verpackung und die Herkunft und Lieferkette des eingesetzten Glitzerpigments Mica (»CI 77019«), das den Angaben zufolge teilweise unter Verstößen gegen die Menschenrechte gewonnen wird.
Lieber nur sparsam verwenden
Das Gesamturteil »sehr gut« oder »gut« konnte schließlich keiner der getesteten Lippenstifte erreichen. Mit »befriedigend« bewertet wurden vier Lippenstifte, etwa der »Alverde Matt Lipstick, 10« und der »Essence Hydra Matte Lipstick, 406«. Das günstigste Produkt im Test, der »Rival de Loop Lippenstift Matt, 05« von Rossmann, erhielt die Note »ausreichend«. Fünf weitere Lippenstifte schnitten »mangelhaft« ab. Acht Lippenstifte bekommen sogar das Testurteil »ungenügend«, darunter auch das teuerste Produkt, der »Rouge Dior Couture Colour Lipstick, Matte 999«.
Empfehlen können die Testerinnen und Tester keinen der überprüften Lippenstifte. Sie raten dazu, Lippenstift sparsam und nur zu besonderen Anlässen aufzutragen. Damit reduziere man zumindest die aufgenommene Menge bedenklicher Substanzen.