Nach politischer Debatte
Doppelt so viele Menschen bestellen Organspendeausweis
Der politische Streit über die Organspende hat zwar nicht zu einer verpflichtenden Regelung geführt. Einen Effekt hatte die Debatte aber schon: Laut neuen Daten ist die Zahl der Spender deutlich gestiegen.
740.000 Menschen bestellten im Januar einen Organspendeausweis
Foto: A3472 Frank May/ dpa
740.000 Deutsche haben im Januar einen Organspendeausweis bestellt, doppelt so viele wie im bisherigen Durchschnitt. Das berichtet das Wirtschaftsmagazin "Business Insider" unter Berufung auf Zahlen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Zuvor gab es nach Angaben des BZgA im Schnitt rund 330.000 Bestellungen pro Monat.
Außerdem verzeichne die Informationsseite des BZgA eine stark erhöhte Nachfrage. Die Aufrufe stiegen demnach von 30.000 monatlich auf über 175.000 Aufrufe im Januar.
Der Bundestag hatte Mitte Januar nach kontroverser Debatte eine moderate Reform der Organspende beschlossen. Künftig sollen alle Bürger mindestens alle zehn Jahre direkt auf das Thema Organspende angesprochen werden - etwa wenn sie im Bürgeramt einen Personalausweis beantragen oder verlängern. Auch das Informationsangebot zum Thema Organspende soll ausgeweitet werden, etwa sollen Hausärzte dafür bezahlt werden, wenn sie Patienten über unterschiedliche Optionen informieren.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte gefordert, jeden Menschen verpflichtend zum potenziellen Spender zu machen, sofern er nicht aktiv widerspricht. Mit diesem Vorstoß war er gescheitert.
DER SPIEGEL
In Deutschland spenden bisher im Vergleich zu den europäischen Nachbarn deutlich weniger Menschen ihre Organe. Während in Deutschland auf eine Million Einwohner 11,5 Organspenden kommen, gibt es in Spanien 46,9 Organspender pro eine Million Einwohner. Dort gilt die Widerspruchslösung.