Die Frau ist völlig aufgelöst. "Ich bitte nur um eins, nehmt meine Tochter mit" schreit sie unter Tränen. Die Polizisten am Checkpoint an der Grenze zur chinesischen Provinz Hubei aber bleiben hart. Niemand darf hier durch, niemand soll die Coronavirus-Region verlassen. Auch nicht die 50-Jährige Lu mit ihrer Tochter, obwohl die gar nicht mit dem Virus infiziert ist, sondern dringend wegen Leukämie behandelt werden muss. Das aber ist in den Krankenhäusern der Region derzeit nicht möglich.
Wie dramatisch die Lage in der Krisenregion wirklich ist, zeigen diese Amateurvideos. Dieses soll aus einem Krankenhaus in Wuhan stammen: Lange Schlangen, chaotische Zustände. In den Staatsmedien tauchen solche Bilder nicht auf. Meist kursieren sie nur für wenige Tage in sozialen Medien, dann verschwinden sie wieder. Entweder, weil die Behörden sie löschen oder weil die Urheber das selbst tun, aus Angst vor zuviel staatlicher Aufmerksamkeit.
Das medizinische Personal arbeitet in Wuhan offensichtlich über die Belastungsgrenze hinaus.
Diese Krankenschwester wiederholt immer wieder: Ich halte es nicht mehr aus, ich halte es nicht mehr aus.
Dieser völlig überlastete Arzt weiß angesichts der Vielzahl der Patienten nicht mehr ein noch aus. Die Szene stammt offenbar vom 25. Januar, einem der ersten Tage, an denen die Zahl der Corona-Patienten plötzlich in die Höhe schnellte.
Man kann den chinesischen Behörden vorhalten, die Bevölkerung außerhalb von Wuhan über die Umstände im Unklaren zu lassen - Untätigkeit jedoch kann man den Verantwortlichen nicht vorwerfen. In nur zehn Tagen zogen Bauarbeiter ein Behelfskrankenhaus mit 1000 Betten hoch, 1.400 Ärzte und Pflegepersonal der Armee sollen sich hier um die Partien kümmern. Ein zweites Hospital ist zu zwei Dritteln fertiggestellt. Acht Transportmaschinen der Streitkräfte versorgen Wuhan mit medizinischem Material und Versorgungsgütern.
Zurück zum Grenzposten zwischen der Provinz Hubei und Jianxi, zurück zu Frau Lu und ihrer krebskranken Tochter. Am Ende lassen sich die Polizisten doch erweichen, vielleicht auch wegen des anwesenden Fernsehteams aus dem Ausland. Nach etwas über einer Stunde dürfen die beiden Frauen passieren und steigen in einen Krankenwagen, der sie in die Klinik nach Jiujiang bringen soll.