Emotions-Coaching Wie Eltern die eigenen Gefühle prägen

SPIEGEL WISSEN hat ein achtwöchiges Coaching entwickelt, mit dem Sie in kleinen Schritten lernen, Ihre Gefühle im Alltag bewusster wahrzunehmen. Dies ist Teil sieben von acht. Die anderen Teile finden Sie hier.

Der Umgang mit Gefühlen ist nicht nur von der Gesellschaft geprägt. Auch unsere nächsten Bezugspersonen haben unseren Umgang mit Emotionen geformt. In manchen Familien sind Schmerz und Traurigkeit tabu, in anderen darf man darüber reden. Und dann wiederum gibt es Familien, in denen keine Freude vorkommen darf.
Die persönlichen Prägungen besser zu erkennen, kann hilfreich sein - bei der Gefühlsregulation, beim Erkennen von Emotionen. Ohne allzu sehr in die Untiefen der Kindheit zurückzukehren, geht es deshalb in dieser Woche darum, sich in Erinnerung zu rufen, wie in der Familie während der Kindheit mit Emotionen umgegangen wurde. Dazu folgt nun eine Übung mit einigen Leitfragen. Versuchen Sie, die Fragen zu beantworten, gerne auch schriftlich.

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Meine Familie und ihre Gefühle. Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um sich auf die Atmosphäre "zu Hause" einzustimmen. Wie ist sie heute, wenn Sie zu Besuch bei Ihren Eltern oder auf Familienfesten sind? Denken Sie auch daran, wie die Stimmung früher war. Nehmen Sie den Grundeindruck mit. Nun überlegen Sie sich Antworten zu folgenden Fragen:
- Wie sind Ihre Eltern mit ihren eigenen Emotionen umgegangen? Wie tun sie es heute? Welche Emotionen waren und sind erlaubt, welche eher nicht?
- Wie wurde und wird in Ihrer Familie mit Krisen und "schweren Zeiten" umgegangen? Wenn jemand krank ist oder Hilfe braucht, darf man dann Sorge oder Traurigkeit zulassen? Wenn jemand stirbt, gibt es Trauerphasen?
- Haben Sie Ihre Eltern je weinen sehen? In welchen Situationen haben Sie Ihre Eltern lachen und ausgelassen gesehen?
- Erinnern Sie sich, wie man Ihre Gefühle kommentiert hat, als Sie ein Kind/Jugendlicher waren: Was haben Vater, Mutter oder Großeltern gesagt, wenn Sie geweint haben, wenn Sie wütend waren oder wenn sie ausgelassen herumgetobt sind?
- Gibt es ein Gefühl, dessen Ausdruck bei Ihnen zu Hause komplett verboten war? Das kann Wut oder Trauer sein, dass können aber auch eher positiv konnotierte Gefühle wie Freude, Ausgelassenheit, Stolz oder Begeisterung sein.
Überlegen Sie für sich, was diese Rückschau für Sie bedeutet: Was habe ich mitbekommen? Was gefällt mir daran? Was finde ich nicht gut? Was mache ich heute ganz anders oder würde es gern anders machen?
Überlegen Sie sich ein oder zwei Sätze, die für Sie in dem Zusammenhang wichtig sind, beispielsweise "Anders als mein Vater finde ich es nicht schlimm, wenn ein Mann auch mal weint" oder "Nur weil bei uns Traurigkeit als Schwäche galt, muss ich diese fixe Idee ja nicht weiterführen".
Solche Sätze zu finden, kann ein bisschen schmerzhaft sein - schließlich verweisen sie auch auf einen Mangel oder drücken ein Bedauern darüber aus, dass in der Ursprungsfamilie nicht alle Gefühle ihren Platz hatten. Dennoch können sie ein guter Kompass werden, um mit den eigenen Emotionen kompetenter umzugehen.
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