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Im Regenwald Perus: Mit Ayahuasca zur Erkenntnis

Foto: Andy Caballero

Schamanenritual mit Ayahuasca High zur Heilung?

Schamanen nutzen Ayahuasca für medizinische und rituelle Zwecke - und immer mehr Touristen wollen mit der Droge andere Bewusstseinszustände erreichen. Der Fotograf Andy Caballero hat an einer Zeremonie in Peru teilgenommen.

Mit zitternden Händen trinkt Fotograf Andy Caballero  den braunen Sud aus einem Glas. Währenddessen singt der Schamane, stampft mit den Füßen und rasselt mit einem Instrument. Ganz plötzlich scheint der Boden unter Caballeros Füßen wegzuklappen, er hat das Gefühl zu fallen, muss sich in den Eimer vor sich übergeben. Der Berliner hat gerade zum ersten Mal die psychedelische Droge Ayahuasca eingenommen.

Für seine Diplomarbeit in Fotografie fuhr Caballero in den Regenwald Perus, um an einer Ayahuasca-Zeremonie teilzunehmen. "Meine Mutter ist in dem Land aufgewachsen, und ich wollte mehr über die Kultur und die Traditionen erfahren - dazu gehört auch Ayahuasca", sagt der Fotograf. Er lernte über Kontakte einen Schamanen kennen und begleitete diesen vier Monate bei seiner Arbeit - sieben Zeremonien inklusive.

Ayahuasca zählt zu den stärksten Halluzinogenen überhaupt - aus Quechua übersetzt bedeutet der Begriff "Liane der Geister". Schamanen aus dem Amazonasgebiet nutzen das Getränk seit langer Zeit für medizinische und rituelle Zwecke und verabreichen es im Rahmen von nächtlichen Ritualen.

Stundenlange Halluzinationen

Die Konsumenten sollen mit Hilfe des Tranks einen veränderten Bewusstseinszustand erreichen, fremdartige Wesen, Götter oder Ahnen treffen. Sie erhoffen sich auch eine Heilung von Krankheiten, eine Linderung von seelischem Leid und eine Hilfe zur Selbsterkenntnis.

Das Interesse an Ayahuasca nimmt auch in der Wissenschaft zu. Forscher sehen in einigen psychedelischen Substanzen durchaus medizinisches Potenzial, um damit etwa Depressionen, Angstzustände oder Alkoholabhängigkeit zu behandeln. Noch fehlen dazu aber umfangreiche, aussagekräftige Studien.

Ayahuasca ist eine stark halluzinogene Droge, die in vielen Ländern, auch in Deutschland, verboten ist. Für mehrere Stunden versetzt sie Konsumenten in eine Art Trancezustand: Sie hören Geräusche intensiver, scheinen auf sich selbst herabzusehen und haben Visionen - für viele ein Weg zu Erkenntnis.

Hergestellt wird Ayahuasca aus dem Sud mehrerer Pflanzen, je nach Kulturkreis werden unterschiedliche Kombinationen verwendet. Wichtig ist der Wirkstoff Dimethyltryptamin, kurz DMT. Man findet ihn beispielsweise in der Chacrunapflanze, die der Schamane im Regenwald Perus mit der Rinde der Liane Banisteriopsis caapi zu einem Tee einkocht.

Innere Reinigung

Bei einer Zeremonie trinkt jeder Teilnehmer mehrere Gläser des Gebräus. Die Halluzinationen beginnen meist eine halbe Stunde nach dem Trinken und dauern rund vier bis sechs Stunden. Ebenfalls zur Ausstattung gehören eine eigene Matratze und ein Eimer. Denn fast jeder muss sich übergeben, mehrmals. Dank Durchfall und Erbrechen soll alles Negative aus dem Körper ausgeschieden werden.

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Im Regenwald Perus: Mit Ayahuasca zur Erkenntnis

Foto: Andy Caballero

"Ich habe mich übergeben, und davor hatte ich im Vorfeld große Angst. Ich wollte das nicht. Als es dann doch passiert ist, war ich richtig froh, weil es gar nicht so war, wie ich mir es mir vorgestellt hatte. Es war sehr reinigend und ich habe mich befreit gefühlt", berichtet Caballero. "Ich saß sonst eigentlich die ganze Zeit nur ruhig da und hatte meine Arme auf den Beinen abgelegt. Das hat sich alles im Kopf abgespielt. Bei den anderen war es auch so."

Nach der Einnahme von Ayahuasca zu fotografieren, war nicht einfach für Caballero: "Irgendwann war ich so in Trance, dass es nicht mehr ging. Das eigentlich Spannende konnte ich nicht zeigen: die inneren Bilder. Das war schon sehr frustrierend. Ich konnte nur das Drumherum ablichten." So zeigen seine Bilder hauptsächlich die Vorbereitungen der Zeremonie.

Gefahren von Ayahuasca

Ayahuasca macht nicht abhängig. Die Einnahme kann dennoch gefährlich sein - vor allem in der Kombination mit Medikamenten gegen Depressionen kann sie sogar tödlich enden. Bei Menschen mit einer entsprechenden Veranlagung kann es zu einer Psychose kommen. Die Wirkung von Ayahuasca ist unvorhersehbar und lässt sich nicht von außen steuern. Auch Menschen mit Leberschäden oder Herzproblemen wird von Ayahuasca dringend abgeraten.

Caballero schreckte das nicht ab: "Ich habe so etwas noch nie erlebt und auch nicht davon gehört." Er berichtet von tiefgreifenden Erlebnissen, die ihm einen neuen Blick auf sein Leben ermöglicht haben. Ein Zaubermittel sei Ayahuasca jedoch nicht. "Es lässt nicht alle Probleme verschwinden", sagt Caballero. "In Peru ist das für viele indigene Völker eben ein Weg zur Erkenntnis. Aber es führen ja viele Wege zum Ziel. Es ist nicht für jeden etwas."

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