Psychologie Glücklicher im Grünen

Spaziergängerin in Berlin Steglitz-Zehlendorf: In der Stadt und doch im Grünen
Foto: Wolfram Steinberg/ picture alliance / dpaMenschen, die in einem Stadtteil mit vielen Parks und Grünflächen leben, sind im Schnitt zufriedener als Bewohner grauerer Viertel - diese Vermutung konnten britische Forscher im vergangenen Jahr mit einem großen Datensatz untermauern.
Allerdings blieben dabei einige Fragen offen, vor allem die, wie Glück und Grün denn nun zusammenhängen. Macht der Park vor der Haustür glücklich? Oder suchen sich zufriedenere Menschen eher Wohnungen in der Nähe städtischer Grünflächen? Oder hängt beides nur indirekt zusammen - etwa weil möglicherweise in grüneren Stadtvierteln größere Wohnungen zu finden sind oder bessere Schulen oder nettere Nachbarn?
Das Team um Ian Alcock von der University of Exeter, Großbritannien, hat deshalb jetzt nicht nur untersucht, wie zufrieden Menschen in grünen oder weniger grünen Stadtteilen sind. Sondern die Forscher haben sich auf die Leute konzentriert, die innerhalb von Städten umziehen - und danach entweder mehr oder weniger Parks in der Umgebung vorfinden. Im Fachblatt "Environmental Science Technology" berichten sie, dass Menschen nach einem Umzug in eine grünere Gegend mindestens drei Jahre lang zufriedener sind als in der Zeit zuvor.
Parks und Gärten
Die Forscher konnten im Rahmen einer größeren Studie, dem sogenannten British Household Panel Survey (BHPS), knapp 600 Menschen befragen, die von einem weniger grünen Stadtteil in ein grüneres Viertel zogen, sowie 470 Menschen, die die umgekehrte Richtung eingeschlagen hatten. Als "Grünflächen" galten öffentliche Parks und private Gärten. Die Wissenschaftler glichen zusätzlich andere Kriterien der Stadtteile ab, darunter die Verbrechensrate sowie Informationen über die Arbeitslosenquote und Einkommensstruktur.
Ausgewertet wurde, wie sich die Befragten in den drei Jahren vor und nach dem Umzug fühlten. So wollten die Wissenschaftler klären, ob sich die Grundstimmung - falls sie sich denn ändert - eine Weile nach dem Umzug wieder auf dem früheren Niveau einpendelt oder ob sie sich dauerhaft wandelt.
Die Probanden füllten den sogenannten General Health Questionnaire aus. Dort geben Befragte unter anderem an, wie ihr Gefühlszustand in den vergangenen Wochen im Vergleich zur normalen Stimmungslage war. Abgefragt werden sechs positive und sechs negative Elemente (zum Beispiel: in der Lage sein, sich zu konzentrieren und Entscheidungen zu treffen, gestresst sein, unsicher sein).
Vor dem Umzug unzufriedener
Wer in ein grüneres Viertel zog, war demnach sofort zufriedener und blieb das auch. Menschen, die dagegen in weniger grüne Stadtteile zogen, zeigten sich weniger glücklich - allerdings schon vor dem Umzug, wie die Forscher berichten. Nachdem sie ihre neue Wohnung bezogen hatten, kehrte ihr ursprüngliches Maß an Zufriedenheit wieder zurück.
Einen Schönheitsfehler hat die Untersuchung allerdings: Auch wenn die Forscher diverse weitere Daten der Viertel wie etwa die Verbrechensrate in die Untersuchung einfließen ließen, können sie auch jetzt nicht mit Sicherheit sagen, dass tatsächlich die Grünflächen für das zusätzliche Maß an Zufriedenheit verantwortlich sind - und nicht weitere Unterschiede zwischen den grüneren und weniger grünen Stadtteilen.
Die Forscher meinen dennoch, dass ihre Ergebnisse für Stadtplaner von Interesse sein sollten, die mehr Grünflächen in die Gemeinden bringen wollen. Immerhin: Der Stimmung schaden wird der Park um die Ecke wohl kaum.