Psychologie Die Top 5 der Albträume

Traumszene: Hilfe, die augenlosen Meermenschen greifen an!
Foto: CorbisEben war es noch ein schöner Tag am Strand. Doch wieso ist niemand anderes da? Dann kommen sie aus dem Wasser auf einen zu, diese seltsamen, augenlosen Menschen. Gleichzeitig versinken die eigenen Füße im Sand, an Weglaufen ist nicht zu denken. Ein Schreck - und man schlägt die Augen auf. Das Herz pocht. Alles nur geträumt.
Was macht einen Traum zum Albtraum? Welche Szenen spielen sich im Kopf ab, bevor jemand schweißgebadet erwacht? Zwei Forscher der kanadischen Université de Montréal haben 572 Freiwillige gebeten, mehrere Wochen lang ein Traumtagebuch zu führen. Mit Hilfe dieser Beschreibungen listeten Geneviève Robert und Antonio Zadra auf, welche Gefühle, Themen und Szenen in Albträumen vorherrschen. Im Fachblatt "Sleep" nennen die zwei auch den Unterschied zwischen einem schlechten Traum und einem Albtraum: Obwohl schlechte Träume negativ geprägt sind, schläft der Träumer weiter. Albträume hingegen führen dazu, dass der Betroffene aufwacht.
Unter den 572 Studienteilnehmern, die sich aufgrund von Anzeigen gemeldet hatten, waren die Frauen deutlich in der Mehrheit. Für die endgültigen Ergebnisse werteten die Forscher lediglich Träume von 331 Teilnehmern aus - 275 Frauen, 55 Männer sowie eine Person, bei der das Geschlecht nicht angegeben war. Die restlichen 241 Teilnehmer hatten entweder keinerlei schlechte Träume notiert, oder ihre Beschreibungen waren zu kurz, zu vage oder widersprüchlich.
Versagensängste und schaurige Insekten
Die häufigsten Grundthemen waren demnach folgende (Träume konnten mehr als ein Thema haben):
- Körperliche Angriffe, die in 49 Prozent der Albträume und 21 Prozent der schlechten Träume eine Rolle spielten.
- Angriffe auf psychologischer Ebene, etwa betrogen oder abgewiesen werden, waren in 21 Prozent der Albträume und 35 Prozent der schlechten Träume ein Thema.
- Versagen oder Hilflosigkeit fanden sich zu rund 17 Prozent in beiden Traumkategorien.
- Krankheit, die Angst vor Krankheit sowie der Tod einer Traumfigur oder des Träumers waren in 9 Prozent der Albträume und in 14 Prozent der schlechten Träume ein Motiv.
- Die restlichen Grundthemen traten seltener auf (zwischen vier und elf Prozent der Träume). Hier finden sich: Angst und Sorge ohne einen ersichtlichen Grund, gejagt werden, die Anwesenheit von etwas Bösem, Unfälle, Insekten, bizarre Vorgänge in der Umgebung.
Abschied vom ewigen Fallen
Durchaus überraschend: Eines der bekanntesten Albtraummotive - das Fallen - kam in nur 1,5 Prozent der Schilderungen vor. Damit war es so selten, dass Zadra und Robert es nicht mehr in einer eigenen Kategorie ließen, sondern es dem Grundthema "Unfälle" zuordneten. Und niemand schilderte, dass er im Traum gelähmt war oder erstickte. Werden Menschen gefragt, an welche Albträume sie sich erinnern, tauchen diese Elemente eher auf. Wahrscheinlich, weil sie besonders stark hervorstechen, vermuten die kanadischen Psychologen.
Die Angst war das am häufigsten mit schlechten Träumen und Albträumen verknüpfte Gefühl. Die Träumer berichteten außerdem von Traurigkeit, Ärger, Verwirrung, Ekel, Enttäuschung, Scham - und in rund vier Prozent der Fälle sogar von positiven Emotionen.
Einen weiteren Unterschied zwischen schlechten und Albträumen zeigte die Studie: Während schon schlechte Träume bizarrer sind als normale, sind Albträume ganz besonders seltsam. Das heißt, dort passierte überdurchschnittlich oft Unmögliches oder etwas, das dem Alltäglichen stark widerspricht.
Eine der Methoden, sich gegen Albträume zu wehren, wendete ein Teil der Befragten offenbar an, wie die Traumtagebücher zeigten: Sie weckten sich vorsätzlich selbst auf. Sich bewusst zu werden, dass alles nur ein Traum ist und das Geschehen entsprechend zu beeinflussen - es ins Positive zu kehren oder sich zu wecken - ist eine der möglichen Strategien, wenn das nächtliche Kopfkino zu belastend ist. Alternativ kann es helfen, sich tagsüber mit dem Albtraum zu beschäftigen und ihm in Gedanken einen positiven Verlauf zu geben. In was sich die augenlosen Meermenschen verwandeln, darf sich an dieser Stelle jeder selbst überlegen.