Ein Stäbchen in die Nase, einmal in einen Trichter spucken – oder ein Lolli aus Watte.
Spoiler: Der Lolly schmeckt nach nichts. Aber so sehen sie aus, die neuen Hoffnungsträger im Kampf gegen die Corona-Pandemie, die sogenannten Selbst- oder Laientests.
Martin Scherer, Universitätsklinik Eppendorf:
»Die Laientests sind auf jeden Fall noch eine zusätzliche Möglichkkeit, die Pandemie zu bekämpfen. Gerade als Ergänzung von Hygienekonzepten, in Kitas, oder auch im betrieblichen Kontext. Und dann natürlich immer wieder die Frage: Ich habe Symptome, die sind nicht klar einzuordnen. DA kann ein Laientests eine erste Orientierung geben. Geht es in Richtung Infektiösität – Sars-CoV 2 – oder eben nicht.«
Schnelltests gibt es schon länger, bislang durfte aber nur Fachpersonal damit hantieren. Das geht jetzt auch anders: angenehmer, einfacher, selbstständiger.
Die ersten Tests sind schon zugelassen und sollen ab Samstag in den ersten Geschäften zum Verkauf stehen. Weitere warten noch auf die Zulassung. Wir haben drei verschiedene Arten schon mal vorab getestet.
Vorderer Nasenabstrich
Dieser Test ist bereits zugelassen. Der Vorteil im Vergleich zu den bisherigen, professionellen Abstrichtests: Hier muss das Stäbchen nicht bis tief in den Rachen eingeführt werden – in den vorderen Teil der Nase kommt auch jeder Laie. Das kitzelt ein bisschen, ist aber sonst nicht weiter unangenehm. Fünfmal im linken Nasenloch drehen, fünfmal im rechten, dann für eine Minute ab in die vorbereitete Testlösung. Aber aufgepasst: Im Detail kann sich die Durchführung je nach Hersteller unterscheiden, deswegen ist es wichtig, die Anleitung in jedem Fall ganz genau zu lesen.
Es folgt die eigentliche Überprüfung der Probe. Einige Tropfen – wieder je nach Test und Hersteller, hier sind es vier – in das Testkit. Dann heißt es: Warten.
15 Minuten – auch hier: je nach Test – dann der Blick auf das Ergebnis: Die Linie beim C besagt, dass der Test funktioniert hat. Taucht sie nicht auf, ist er ungültig. Die T-Linie zeigt das Ergebnis der Probe an. Schon die kleinste Linie bedeutet: positiv. Nur wenn gar keine Linie erscheint, ist das Ergebnis negativ.
Und was heißt das dann? Hab ich mich jetzt… »freigetestet«? Immerhin stehen die Tests auch im offiziellen Öffnungsplan der Bundesregierung, sie sollen zusätzliche Möglichkeiten bieten, schon bei hohen Inzidenzen. Dabei weisen selbst die Hersteller in den Packungsbeilagen darauf hin, dass ein negatives Ergebnis eine Infektion nicht ausschließt. Und auch der Professor warnt.
Martin Scherer, Universitätsklinik Eppendorf:
»Ein negativer Schnelltest bei Symptomen gibt schon einen Hinweis in Richtung: Ich bin nicht infektiös. Das heißt aber nicht, dass das ein Freifahrtschein ist und dass ich keine Sicherheitsmaßnahmen mehr machen muss. Dass ich keinen Abstand halten muss, dass ich keine Maske aufziehen muss. Das muss ich alles weitermachen. Und ich habe bei einem negativen Test auch nur ein kurzes Zeitfenster.«
Denn Schnelltests sollen vor allem die hoch ansteckenden Menschen, die oft auch Symptome haben, herausfiltern. Es kann aber sein, dass man bereits infiziert ist – und der Schnelltest einfach noch nicht anschlägt.
Spucktest
Zurück zum Testen. Jetzt ist ein Spucktest dran – der aber noch nicht zugelassen ist. Auch hier ist die Anwendung ganz einfach, die wenigen Schritte sind leicht verständlich. Trotzdem gilt : ganz genau die Anleitung lesen. Dann geht’s los: Mund ausspülen, husten, Speichel in das Röhrchen mit der Probenlösung geben. Und nach etwas schütteln und setzen lassen folgt wieder die Auswertung.
Inklusive: 15 Minuten Geduld.
Das Ablesen des Resultats verläuft hier wie beim Test zuvor. In diesem Fall heißt das: wieder negativ.
Was aber muss ich machen, wenn ein Schnelltest positiv ist? Die Antwort: Das Ergebnis mit einem PCR-Test im Labor gegenchecken. Aber: Wenn ich mich nicht negativ freitesten kann und positiv nachtesten muss - was bringen die Schnelltests dann überhaupt?
Martin Scherer, Universitätsklinik Eppendorf:
»Bei einem positiven Test gibt mir das Ergebnis die Möglichkeit früher schon in die Kontaktnachverfolgung einzutreten, Bescheid zu sagen, früher schon in Isolation zu gehen. Und da muss ich natürlich noch warten auf den positiven Bestätigungstest durch das Labor. Aber das ist natürlich ein Vorteil: Ich kann früher schon anfangen mit den Maßnahmen, wenn der Schnelltest positiv ist.«
Lollitest
Auch dieser Test ist noch nicht zugelassen. Hier wird einfach wieder Speichel gesammelt, wie beim Spucktest, nur jetzt direkt im Mund. Also: Den Watte-Lolli so lange befeuchten bis er ganz weich ist und dann hinein ins Probenröhrchen mit Probenflüssigkeit. Was auffällt: Der Lolli ist ziemlich saugstark. Um die Testflüssigkeit auf den Auswertungsstreifen zu bringen, muss er wirklich ausgequetscht werden.
So oder so folgt dann wieder: warten.
Wieder negativ.
Fazit
Das war also alles wirklich ganz einfach. Trotzdem ist klar:
Mit den Tests im eigenen Wohnzimmer verschiebt sich ein Teil der Verantwortung zu den Bürgerinnen und Bürgern.
Martin Scherer, Universitätsklinik Eppendorf:
»Das heißt, ich muss es richtig machen, ich muss es richtig interpretieren und ich muss auch die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Eine Pandemie wegtesten kann man nicht. Das hilft nur mit den entsprechenden Maßnahmen.«
Die wichtigsten nochmal zusammengefasst. Ein negativer Test heißt nicht: Jetzt kann ich machen, was ich will, ich muss die üblichen AHA-Regeln trotzdem weiter beachtet. Ist der Test positiv, muss ich das Ergebnis mit einem PCR-Labortest überprüfen. ADie dann fällige Wartezeit sollte iche ab schon nutzen, für Isolation und Kontaktverfolgung.