Alkohol in der Schwangerschaft Jedes Glas ist gefährlich

Ein Gläschen kann man doch trinken, denken noch immer viele Schwangere - und schaden damit dem Ungeborenen massiv. Mediziner warnen vor psychischen Folgeschäden für Kinder.
Sieben Wochen alter Fötus

Sieben Wochen alter Fötus

Foto: Peter Endig/ dpa

Gelegentlich mal ein Glas Sekt, ab und an mal ein Bier - laut einer Umfrage halten 18 Prozent der Bundesbürger ein bisschen Alkohol in der Schwangerschaft für vertretbar.

Doch viele Kinder, die im Mutterleib während der Schwangerschaft Alkohol ausgesetzt waren, werden später verhaltensauffällig. Sie geraten häufiger in Gefahr, weil sie Konsequenzen für sich und andere nur schwer einschätzen können, warnt der Berufsverband für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Deutschland (BKJPP).

Sogenannte Fetale Alkohol-Spektrum-Störungen sind den Psychiatern zufolge der häufigste Grund für angeborene Behinderungen in Deutschland. Jedes Jahr werden rund 10.000 Kinder mit einer solchen Störung geboren, 2000 von ihnen leiden unter der schwersten Form, dem Fetalen Alkoholsyndrom.

Eins von 100 Kindern betroffen

10.000 Fälle pro Jahr - das sind mehr als ein Prozent der in Deutschland geborenen Babys. Zum Vergleich: Das Downsyndrom, die häufigste Chromosomenstörung bei Neugeborenen, betrifft einen unter 1000 Säuglingen.

Ob ein Ungeborenes geschädigt wird oder nicht, hängt nicht nur von der getrunkenen Alkoholmenge ab, sondern auch von der individuellen Alkoholtoleranz von Mutter und Kind. Deswegen kann schon ein Glas Sekt oder Bier in der Schwangerschaft das Kind beeinträchtigen.

Bei manchen Kindern ist die Fehlbildung sichtbar - sie haben etwa kleinere Augen oder eine schmale Oberlippe. Bei anderen ist das Gehirn betroffen.

Dem BKJPP zufolge sind diese Kinder zum Beispiel permanent unruhig, nervös oder schreckhaft. Häufig fehlt ihnen das natürliche Misstrauen, das Menschen vor Gefahren schützt. Dadurch sind sie beeinflussbarer und geraten leichter in ungünstige Situationen, warnen die Psychiater. Ist das Kind nicht sichtbar fehlgebildet, bleibt die Fetale Alkohol-Spektrum-Störung häufig unbemerkt.

Laut BKJPP kann eine Verhaltenstherapie den Kindern helfen, mit ihren Stimmungsschwankungen oder impulsivem Verhalten umzugehen - und sich selbst davor zu schützen, ausgenutzt zu werden. Zusätzlich kann eine Bewegungs- und Sprachtherapie sinnvoll sein.

wbr/dpa
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