Stiftung Warentest Prüfer bewerten nur drei Verhütungs-Apps als "gut"

Frauen können sich bei der Berechnung ihrer fruchtbaren Tage von Apps unterstützen lassen. Stiftung Warentest hat 23 Anwendungen überprüft: Mehr als drei Viertel davon fielen im Test durch.

Ob zur Familienplanung oder zur Verhütung: Zyklus-Apps sind beliebt, manche Anwendungen wurden bereits millionenfach heruntergeladen. Aber wie gut sind die Programme? Wie leicht lassen sich die Apps handhaben, wie gut ist das Messkonzept und wird die Intimsphäre gewahrt?

Tester der Stiftung Warentest haben 23 Zyklus-Apps geprüft und die Ergebnisse jetzt in "test" veröffentlicht . Dabei analysierten unter anderem zwei Experten für Reproduktionsmedizin den theoretischen Nutzen der Anwendungen. Von den getesteten Apps - zwölf davon für das Betriebssystem Android, elf für iOS - gab es insgesamt nur dreimal die Gesamtnote "gut". Eine App bekam die Note "ausreichend", die übrigen 18 schnitten "mangelhaft" ab.

Zyklus-Apps errechnen, an welchen Tagen die Anwenderin möglicherweise fruchtbar ist. Je nachdem, ob sie schwanger werden möchte oder nicht, kann sie an diesen Tagen entweder verhüten oder eben nicht.

Das Problem dabei: Viele Apps errechnen den Zeitpunkt des Eisprungs rein statistisch auf Grundlage der mittleren Zykluslänge. Bei vielen Frauen schwankt diese aber erheblich. Eine intensive Sporteinheit etwa oder Stress wirken sich darauf aus. Allein aufgrund eines Durchschnittswerts lässt sich daher keine Aussage über die fruchtbaren Tage treffen. "Wer sich darauf verlässt, könnte eine lebensverändernde Überraschung erleben", sagt Gunnar Schwan, Projektleiter des Tests.

Einige Apps nehmen es etwas genauer: Sie berechnen die fruchtbare Zeit anhand der sogenannten NFP-Methode. Hinter der Abkürzung steht die "natürliche Familienplanung", bei der meist die morgendliche Körpertemperatur gemessen und der sogenannte Zervixschleim untersucht wird.

Diese Apps erfordern allerdings deutlich mehr Engagement von den Nutzerinnen. Sie müssen morgens noch vor dem Aufstehen ihre Körpertemperatur messen und täglich den Schleim untersuchen, der im Gebärmutterhals gebildet wird. Dieses Verfahren wird auch sympto-thermale Methode genannt.

Diese beiden Angaben, kombiniert mit der Zykluslänge, lassen eine genauere Aussage darüber zu, wann die Frau schwanger werden kann. Das setzt aber voraus, dass die Frau ihren Körper sehr gut kennt und die Methode richtig anwendet.

Drei auf dieser Methode beruhende Zyklus-Apps bewertet die Stiftung Warentest mit "gut": Lady Cycle für Android und MyNFP sowohl für iOS als auch für Android. Beide bekommen auch in der Unternote "Einhalten der Privatsphäre" eine gute Bewertung, andere Apps fragen unnötige private Informationen wie Geburtsdaten oder echte Namen ab. Die Note "sehr gut" vergaben die Tester nicht, weil bisher aussagekräftige Studien zu den Apps fehlen.

Wie sicher die sympto-thermale Methode eine Schwangerschaft verhindert, lässt sich am sogenannten Pearl-Index ablesen. Er gibt an, wieviele unter 100 Frauen binnen eines Jahres trotz Verhütung mit der gleichen Methode schwanger werden. Wird sie korrekt angewendet, sind es bei der sympto-thermalen Methode 0,4 bis 2,3. Zum Vergleich: Die Pille hat bei zuverlässiger Einnahme einen Pearl-Index von 0,1 bis 0,9.

Welche Verhütungsmethode die richtige ist, besprechen Frauen am besten mit ihrem Gynäkologen.

hei/dpa
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