Weltgesundheitsorganisation Geburten sollen nicht unnötig beschleunigt werden

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Foto: Tetra Images/ Getty Images/Tetra images RFDie Weltgesundheitsorganisation (WHO) kritisiert den Trend zu immer mehr medizinischen Interventionen während der Geburt. In vielen Fällen sei das überflüssig und könne Mutter oder Kind gefährden. Die WHO wandte sich etwa gegen den immer häufigeren Einsatz von Wehenmitteln zur Beschleunigung der Geburt.
"Wenn die Wehen sich normal entwickeln und Mutter und Kind bei guter Gesundheit sind, sind Interventionen, um die Geburt zu beschleunigen, nicht nötig", sagte Princess Nothemba Simelela, Leiterin der WHO-Abteilung Familien, Frauen, Kinder und Jugendliche.
Die WHO hat deshalb neue Richtlinien für Geburten herausgegeben. Nicht das Krankenhaus, Ärzte oder Hebammen sollten allein die Schritte der Geburt bestimmen. Die Frauen müssten stets einbezogen werden.
Die WHO gibt in ihren neuen Richtlinien 56 Empfehlungen. Darin ist jetzt nicht mehr die Faustregel enthalten, dass sich der Muttermund nach normaler Schwangerschaft bei Einsetzen der Wehen etwa einen Zentimeter pro Stunde öffnen sollte. Für manche Frauen sei das unrealistisch. Eine langsamere Öffnung allein deute nicht automatisch darauf hin, dass es bei der Geburt Komplikationen gebe und Interventionen nötig seien.
Auch der Anschluss an einen Wehenschreiber sei normalerweise nicht nötig, ebenso wenig das Rasieren der Schamhaare. Die WHO rät auch von einem Dammschnitt als Routineeingriff ab. Außerdem müssten nicht automatisch Mund und Nase der Neugeborenen ausgesaugt werden, wenn sie von allein anfingen zu atmen.
Doch nicht überall auf der Welt bekommen alle Schwangeren und Gebärenden den nötigen Beistand von Ärzten oder Hebammen. In Ländern mit knappen Gesundheitsressourcen sei es wichtig, das vorhandene Geld für den Ausbau der Gesundheitsbetreuung für alle Schwangeren zu nutzen. Jeden Tag sterben nach Angaben der WHO weltweit 830 Frauen bei der Geburt. Die meisten Todesfälle könnten durch gute Vorsorge und Betreuung verhindert werden.