Schlafen wir in Zukunft nur noch mit Maschinen?

Eine Studie zeigt, welche Vorteile Sex-Roboter haben – und welche Risiken es gibt.

Dieser Beitrag wurde am 06.07.2017 auf bento.de veröffentlicht.

Brauchen wir irgendwann keine anderen Menschen mehr, um Sex zu haben?

Wer allein im Bett liegt, muss schon lange nicht mehr nur auf die eigenen Hände zurückgreifen. Schließlich gibt es Dildos und künstliche VaginasVirtual-Reality-Pornos, Sex-Puppen – und bald wahrscheinlich auch Sex-Roboter, menschengleiche Puppen, die sprechen und sich bewegen können. Und die im Bett jeden Wunsch erfüllen.

Erste Prototypen der Sex-Roboter existieren bereits:

  • Die Pornoseite "XHamster" hat eine Puppe entwickelt (sie heißt "XHamsterina"), die angeblich nach den beliebtesten Suchanfragen der Nutzer entwickelt wurde. Sprich: Sie hat große Brüste und blondes Haar. Die Puppe soll umgerechnet etwa 2600 Euro kosten. (iDoll 
  • "Harmony" von der Firma Real Doll soll ab Ende 2017 verkauft werden, für 15.000 Dollar (etwa 13.000 Euro) pro Stück. Sie hat lange Beine, große Brüste, eine schlanke Taille – und sie kann sprechen. Zum Beispiel: "Mein Hauptziel ist es, dir eine gute Begleiterin zu sein und Vergnügen zu bereiten." (The Guardian )

Die Macher von "Harmony" sagen, die Sex-Roboter sollen Menschen glücklich machen, ihnen die Gemeinschaft bieten, die sie sonst nicht bekommen würden. Die Maschinen sollen mithilfe künstlicher Intelligenz sogar lernen können, worauf ihr Besitzer steht. Übrigens: Alle Prototypen sind Frauen.

Sieht so die Zukunft unseres Sexlebens aus? Mensch mit Maschine? 

Welchen Einfluss haben Sex-Roboter auf die Nutzer – und auf ihre Weltsicht? Wer kann von ihnen profitieren, für wen stellen sie ein Risiko dar? Werden Beziehungen zu Robotern schon bald Normalität?

Eine Studie der Foundation for Responsible Robotics  ist genau diesen Fragen jetzt nachgegangen. Sie gibt einen ersten Einblick in die Sex-Roboter-Welt und ihre Probleme. Die Forscher haben sich vor allem auf die Entwicklungen der kommenden fünf bis zehn Jahre konzentriert.

Das sind die zentralen Ergebnisse der Sex-Roboter-Studie:

Für ihre Arbeit haben die Forscher mit Experten und Roboterherstellern gesprochen sowie Umfragen aus den USA, Großbritannien, Deutschland und den Niederlanden ausgewertet. Hier findest du die detaillierten Ergebnisse der Studie .

Gerade der letzte Punkt der Studie – die Normalisierung "dunkler Fantasien" – ruft Kritik hervor. 

Ja, ein Sex-Roboter ist eine Maschine – aber beeinflusst diese Maschine nicht die Sicht, die man auf andere Menschen hat?

Befriedigt ein solcher Roboter Bedürfnisse, oder schürt er sie? Ist es gut, wenn ein Mann Vergewaltigungs-Fantasien mit einer Maschine ausleben kann, oder macht das alles nur noch schlimmer? Und was ist mit Pädophilen

Cathleen Richardson beschäftigt sich mit Roboter-Ethik und sorgt sich um genau solche Fragen. Sie hat daher die Bewegung "Campaign Against Sex Robots " gegründet. Das Ziel: Roboter darf es gerne geben, aber bitte auf keinen Fall in der Sexindustrie.

Richardson argumentiert, dass die Roboter schon jetzt täuschend echt wie reale Frauen aussehen. Stereotype werden so weitergegeben und zementiert – und auch Rollenmuster verfestigen sich auf diese Weise. "Wir wollen nicht, dass Ungerechtigkeiten reproduziert werden, die das menschliche Miteinander durcheinanderbringen", sagt Richardson.

Der Informatiker Noel Sharkey, einer der Autoren der aktuellen Studie, geht nicht so weit – aber fordert zumindest ein Verbot von Kinderrobotern (BBC ). "Wir müssen als Gesellschaft darüber nachdenken, wie wir damit umgehen wollen", sagt Sharkey. 

Denn in Japan werden solche kindlichen Puppen bereits produziert:

Fest steht: Ein Sex-Roboter ist ein Sex-Objekt. Man kann ihn besitzen, er widerspricht nicht, sondern macht, was man will. Das kann dazu führen, dass Nutzer auch echte Frauen objektifizieren und unterdrücken. Ein weiteres Problem: Die Puppen sehen aus wie mit Photoshop aufgehübschte Porno-Stars, nicht wie normale Frauen.

Dadurch erzeugen sie ein Frauenbild, das unrealistischer nicht sein könnte.

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