Sexualität Wie die Gene das erste Mal beeinflussen

Unter einer Decke
Foto: CorbisKnapp ein Fünftel der 15-Jährigen in Deutschland hatte schon Sex: Das geht aus dem "Jugendsexualität"-Bericht der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hervor. Unter den 18-Jährigen geben 69 Prozent an, dass sie bereits Geschlechtsverkehr hatten, bei den 21-Jährigen sind es 89 Prozent. Aber gibt es eine Erklärung, warum einige Jugendliche früh Erfahrungen sammeln, während andere warten?
Kulturelle Faktoren spielen dabei eine wichtige Rolle: Erziehung und Religion, aber auch Freunde und Medien. Der Bericht zeigt beispielsweise , wie die Herkunft von Mädchen beeinflusst, in welchem Alter sie ihr erstes Mal haben. Während 82 Prozent der 18-Jährigen mit deutscher Herkunft angaben, sie hatten bereits Sex, waren es unter den jungen Frauen aus Migrantenfamilien erst 42 Prozent.
Laut einer aktuellen Studie beeinflusst jedoch auch die Vererbung, wann Jugendliche das erste Mal Sex haben. Ebenso steuerten sie mit, in welchem Alter die Pubertät einsetze - und beides sei verknüpft: Wer früher in die Pubertät komme, habe tendenziell früher Sex.
Ein Viertel der Bandbreite könnten die Gene erklären
Im Fachblatt "Nature Genetics" berichtet ein Forscherteam von 38 Genvarianten, die sie mit dem Alter beim ersten Mal in Verbindung gebracht haben. Das Team um Ken Ong und John Perry von der University of Cambridge durchforstete die UK Biobank auf der Suche nach solchen Genvarianten. Dabei konnten sie auf die Daten von mehr als 125.000 Studienteilnehmern zugreifen.
Die Erbgutabschnitte, die auffielen, wurden zum Teil schon vorher mit der Fortpflanzung in Verbindung gebracht, zum Teil aber mit Verhaltenseigenschaften, darunter Risikobereitschaft.
"Ein Beispiel ist eine Variante des Gens CADM2, das Verknüpfungen von Hirnzellen und Hirnaktivität kontrolliert", sagt Perry. "Diese Variante geht mit einer höheren Wahrscheinlichkeit einher, ein risikobereiter Mensch zu sein, in jüngerem Alter das erste Mal Sex zu haben und im späteren Verlauf des Lebens mehr Kinder zu bekommen."
Sich mit dem ersten Mal Zeit lassen - oder nicht? Die Forscher schätzen, genetische Unterschiede können gut ein Viertel der Bandbreite unterschiedlicher Entscheidungen erklären. Welchen Einfluss das Umfeld hat, zeigt indes auch ein Blick auf die UK Biobank, wie sie berichten: Denn das Alter beim ersten Mal ist dort vom ältesten Jahrgang (1939) bis zum jüngsten (1969) um etwa zwei Jahre gesunken.