Ungesättigte Fettsäuren Kaffee mit Olivenöl? Das steckt hinter der seltsamen Idee von Starbucks

Die Kombination klingt ungewohnt, soll aber schmecken: Starbucks mischt seinen Kaffee neuerdings mit Olivenöl. Auch gesundheitliche Gründe spielen wohl eine Rolle.
Olivenöl enthält gesunde, einfach ungesättigte Fettsäuren. Aber im Kaffee?

Olivenöl enthält gesunde, einfach ungesättigte Fettsäuren. Aber im Kaffee?

Foto: Senia Effe / EyeEm / Getty Images

Die US-amerikanische Café-Kette Starbucks hat in der vergangenen Woche eine neue Kollektion von Getränken vorgestellt, bei der Kaffee mit Olivenöl kombiniert wird. Die Getränke wurden unter dem Namen »Oleato« zunächst in Mailand vorgestellt und sollen demnächst auch in Kalifornien, Japan und Großbritannien erhältlich sein.

Konzernangaben  zufolge soll das Olivenöl den neuen Kaffeekreationen ein samtig-weiches, üppiges Aroma verleihen und für eine außergewöhnliche Textur sorgen. Zu den ungewöhnlichen Getränken sei Starbucks-Chef Howard Schultz höchstpersönlich im Rahmen einer Sizilienreise inspiriert worden.

Dort sei es nämlich üblich, täglich einen Löffel pures Olivenöl zu sich zu nehmen. Als Schultz diese Angewohnheit beim morgendlichen Kaffee kopierte, so die Legende laut Starbucks-Website, sei ihm die Idee gekommen, beides zu kombinieren. Das Beste aus zwei Welten sozusagen.

Die Idee des Konzerns dürfte aber auch noch einen anderen Hintergrund haben. Denn Olivenöl wird mit vielfältigen Vorteilen für die Gesundheit in Verbindung gebracht. Tatsächlich sah wenig später die »New York Times« den Vorstoß des Konzerns als Anlass, um die gesundheitlichen Vorteile des Öls zu hinterfragen . Dem Unternehmen ist für das potenzielle Trendgetränk also zumindest ein PR-Coup gelungen.

Vorsicht bei Gesundheitsversprechen

Tatsächlich belegen Studien, dass Menschen, die regelmäßig Olivenöl zu sich nehmen, seltener an Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck und anderen Gebrechen erkranken. Das gilt insbesondere dann, wenn dafür weniger tierische Fette wie Butter aufgenommen werden. Für die Effekte des Olivenöls werden vor allem Bestandteile wie ungesättigte Fettsäuren oder Polyphenole verantwortlich gemacht.

Ernährungswissenschaftliche Studien haben allerdings in der Regel einen entscheidenden Nachteil: Sie können schwerlich Kausalzusammenhänge nachweisen. Nur weil Menschen, die häufiger Olivenöl konsumieren, seltener erkranken, heißt das nicht, dass allein das Öl dafür verantwortlich sein muss. »Es ist schwierig herauszufinden, welche Rolle das Olivenöl bei diesen Gesundheitsergebnissen spielt«, sagte Marta Guasch-Ferré, Wissenschaftlerin an der Harvard T.H. Chan School of Public Health gegenüber der »New York Times«.

Gerade Olivenöl-Enthusiasten könnten allgemein einen gesünderen Lebensstil pflegen, der sie vor den Erkrankungen schützt. Obwohl klar ist, dass Olivenöl tendenziell gesünder als einige andere Fette ist, sollte man mit überzogenen Versprechen also lieber vorsichtig sein.

Und es gibt ein weiteres mögliches Problem: Auch wenn Olivenöl gesund ist, bleibt es ein hochkalorisches Lebensmittel. Wer zusätzlich zur normalen Fettaufnahme pures Öl konsumiert oder in den Kaffee kippt, der »füge seiner Ernährung unnötige Kalorien hinzu«, gibt Selvi Rajagopal, Assistenzprofessorin für Medizin an der Johns Hopkins University School of Medicine, gegenüber der »New York Times« zu bedenken.

Das wäre vor allem für übergewichtige Menschen alles andere als optimal. Ob die Italiener der ungewöhnlichen Verwendung ihres Olivenöls, das immerhin als Nationalheiligtum gilt, aufgeschlossen gegenüberstehen, bleibt derweil zweifelhaft. Zwei Kulturgüter zu vermischen, die traditionell eben nicht zusammen genossen werden, könnte auch als Affront gesehen werden.

Zumindest einige Italiener sind offensichtlich nicht begeistert, dass der Konzern in der Kaffeekultur des Landes mitmischt. 2018 zündeten wütende Demonstranten  mehrere von Starbucks gesponserte Palmen auf der Piazza del Duomo in Mailand an. Der Konzern hatte zuvor seine Pläne zur Eröffnung einer Filiale in der Stadt bekannt gegeben.

jae
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