Kampf gegen Klimawandel "So gefährlich wie Kriege"
Als die ganze Welt über das Klima redet, spielt das Wetter mit. Paris, im Februar 2007: Der Uno-Weltklimarat IPCC stellt seinen Sachstandsbericht über die globale Erderwärmung vor gleichzeitig schlittern die Skifahrer über dreckigweiße Bänder aus Kunstschnee die grünen Alpenhänge hinunter.
Einen besseren Rahmen hätte die Natur dem indischen IPCC-Vorsitzenden Rajendra Pachauri nicht bieten können, als er der Menschheit den ökologischen Offenbarungseid verkündet: "Wir sind es wirklich selbst, die das Klima beeinflussen." Die Wissenschaft halte dies nun für "sehr wahrscheinlich", und das heißt in Zahlen ausgedrückt: zu über 90 Prozent.
Dann folgen zwei weitere Tiefschläge der Forscher, ausgeteilt in Brüssel und Bangkok, wo der IPCC die Folgen der Erwärmung für den Planeten und Handlungsalternativen vorstellt. Diese "rasiermesserscharfe Analyse" (Pachauri) einer Zukunft, in der Ökosysteme kollabieren, Kornkammern verdorren und Millionen Menschen zu Klimaflüchtlingen werden, ereilt die Deutschen just, als sie sich bei bereits hochsommerlichen Temperaturen in Beachclubs und Biergärten aalen im April.
Die Forscher der Vereinten Nationen sprechen in ihren Prognosen zwar vom Jahr 2050 oder 2100. Doch die gefühlte Erderwärmung ist längst da.
Das Jahr 2007 wird eingehen als Wendepunkt in der Debatte um den Klimawandel. Zwar warnen die Wissenschaftler mittlerweile schon seit zwei Jahrzehnten, dass der Mensch substantiell ins Geschehen der Erdatmosphäre eingreife, indem er durch seine Lebensweise jährlich über 27 Gigatonnen Kohlendioxid freisetzt. Doch noch nie war das Phänomen höher in den Schlagzeilen, wohl noch nie zuvor hat es die Gespräche an Stammtischen und auf Cocktailempfängen derart beherrscht.
Kann es Zufall sein, dass in einer solch aufgeheizten Atmosphäre ein Eisbärbaby aus einem Berliner Zoo zu einem weltweiten Medienstar wird? Eisbären sind schließlich Ikonen des Klimawandels. Es erregt noch mehr Sympathie und Mitleid, wenn der knuffige Knut durch die brütende Frühlingssonne tapst, als wenn irgendwo am Nordpol ein ausgemergelter Eisbär von einer schmelzenden Eisscholle zur anderen springt.
Umweltminister Sigmar Gabriel jedenfalls ernennt sich selbst zu Knuts Paten und erfindet den Slogan: "Ohne Eis kein Eisbär."
Die Qualitäten Gabriels gelten, zumindest was den politischen Riecher angeht, als exzellent. Deshalb überrascht es nicht, dass er den neoökologischen Trend voll erkannt hat.
Jahrelang wurde auf internationalen Polit-Gipfeln vor allem über den Krieg gegen den Terror debattiert. Jetzt schießt der Treibhauseffekt an die Spitze der Tagesordnungen. Die Erwärmung der Erde sei so gefährlich "wie Kriege", sagt Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon. Für Bundeskanzlerin Angela Merkel ist sie die "Überlebensfrage der Menschheit".
Jacques Chirac, der noch amtierende Präsident Frankreichs, orakelt gar düster: "Kulturen sind sterblich, und zwar nicht immer als Folge von Kriegen."
Auch IPCC-Chef Pachauri verortet einen Bewusstseinswandel in der Politik und macht das unter anderem daran fest, dass sein Bericht "von allen Regierungen der Welt akzeptiert" worden sei. 1000 Seiten stark ist das Werk, voller komplizierter Kurven, Hochrechnungen, Computeranalysen. Die Botschaft dieses Konvoluts vermag der Inder aber auch in eine ganz sinnliche Weise zu verpacken: "Im Norden müssen die Menschen anfangen, in den Wohnungen Pullover statt T-Shirts zu tragen." Wenn die Nordlichter ihre Heizungen kühler und damit CO2-ärmer einpegeln, so Pachauris Ermahnung, schwitzt die ganze Welt am Ende weniger.
Dass die Lebensgewohnheiten der Bürger auf dem Prüfstand stehen, hat auch die Wirtschaft mitbekommen. In den Marketingabteilungen ist die Scheu davor gefallen, in der Werbung die Idee des Energiesparens zu propagieren. Die Attraktivität eines Autos bemisst sich seit diesem Jahr in Kohlendioxidausstoß pro Kilometer. Fluggesellschaften bieten ihren Kunden an, den CO2-Ausstoß ihres Flugs zu kompensieren. Image-Kampagnen lassen sich plötzlich mit Windrädern führen und mit Anlagen, die Strom aus Kuhmist gewinnen.
Dass es dazu kommen konnte, liegt an einer für die Advokaten der Klimarettung günstigen Konstellation: Einerseits wischt der IPCC-Bericht die letzten Zweifel am Treibhaus Erde weg. Dann führen die galoppierenden Ölpreise eindrucksvoll vor Augen, dass es mit der bisherigen Weise der Energieverschwendung wohl eh nicht so weitergehen kann wie gewohnt.
Flankiert wird dies von Wetterkapriolen wie dem warmen Frühling, Katastrophen wie den Waldbränden am Mittelmeer und in Kalifornien sowie den Satellitenbildern, die eine eisfreie Nordwest-Passage zwischen Atlantik und Pazifik ausweisen. Da hätte es kaum noch des Nobelpreiskomitees in Oslo bedurft, das dem Zeitgeist folgend entscheidet, Klimawarner Al Gore als Friedensnobelpreisträger zu benennen.
Dessen Film "Eine unbequeme Wahrheit" erhält im Februar den Oscar in der Kategorie Dokumentarfilm und setzt neue Maßstäbe in psychologischer Ökokriegsführung. So überzeugend fährt der Ex-Vizepräsident und Beinahe-Präsident der USA auf einer Hebebühne an der Projektion der globalen Temperaturkurve auf und ab, dass das deutsche Umweltministerium sogleich einige tausend Kopien des Films für den Unterricht an deutschen Schulen ordert.
Der "grüne Messias" ("Welt") lässt in einer Computeranimation Florida versinken, Manhattan und die Niederlande und setzt sich damit locker über die weit weniger alarmierenden Klimawandelszenarien des IPCC hinweg. Dabei geht der Friedensnobelpreis nicht nur an Al Gore, sondern auch an den Uno-Forscherrat.
Vor allem für die Polargebiete werden tiefgreifende Veränderungen prophezeit
Geehrt werden damit Hunderte Klimatologen, die beinahe sechs Jahre lang akribisch den Wissensstand über den Klimawandel weltweit zusammengetragen haben. Dreimal zuvor hatten sie das bereits getan. Doch die Sicherheit, mit der sie in diesem Frühjahr die Erderwärmung dem Menschen anlasten, ist einmalig.
- Noch niemals seit 650.000 Jahren war die Konzentration der Treibhausgase wie Kohlendioxid, Methan und Lachgas in der Erdatmosphäre höher als heute.
- In den vergangenen 20.000 Jahren stieg die Temperatur auf dem Planeten noch nie so schnell wie heute. Im Jahr 2005 ist es bereits 0,76 Grad wärmer als in der Zeit vor 1850, dem Beginn des Industriezeitalters.
- Macht der Mensch so weiter wie bisher, klettert die Fieberkurve des Planeten im moderatesten aller Klimamodelle bis 2100 zwischen 1,1 und 2,9 Grad Celsius höher im schlimmsten zwischen 2,4 und 6,4 Grad Celsius.
Vor allem für die Polargebiete werden tiefgreifende Veränderungen prophezeit. Das Eis im Nordmeer werde sich Sommer für Sommer weit zurückziehen, wenn nicht gar ganz schmelzen. Gletscher tauen zurück, Permafrostböden weichen auf, so dass die destabilisierten Berghänge abrutschen. Dabei liest sich der Bericht differenzierter, als die Schlagzeilen in vielen Medien und die Statements von Wissenschaftsfunktionären und Politikern glauben lassen. Je regionaler die Klimamodelle werden, desto deutlicher treten Gewinner und Verlierer des Wandels zu Tage. Der Südwesten der USA wird weiter ausdorren. Auch die südamerikanischen Tropenwälder könnten sich in eine Savanne entwickeln.
Gleichzeitig dürfen sich Kanada, Skandinavien und Russland über wärmere, feuchtere Wetterlagen freuen und über einen Aufschwung für Land- und Forstwirtschaft. Afrika wird ebenfalls nicht komplett vertrocknen, besonders im Norden und Süden nehmen Dürreperioden zu, aber auch Flutkatastrophen. Der Sahel könnte aber wieder grüner werden.
Beim Meeresspiegel-Anstieg korrigieren die Forscher sich gegenüber früheren Vorhersagen zuerst nach unten. In der neuen Zusammenfassung der Berichte legt der IPCC die Messlatte bis auf 140 cm.
Die Vorsicht erklärt sich aus den Problemen, die eine fundierte Prognose der Entwicklung der großen arktischen und antarktischen Eisschilde birgt. Im Gegensatz zu Gore halten die Uno-Klimatologen einen Kollaps etwa des Grönlandeises für weitaus weniger plausibel, als die Animationen des Friedensnobelpreisträgers suggerieren.
Die Front der Skeptiker, die den menschengemachten Treibhauseffekt rundweg bezweifeln, verstummt angesichts der Beweisführung des IPCC weitgehend.
Daran ändert auch ein britischer Dokumentarfilm wenig, der als großer Kontrapunkt zu Al Gores Film geplant war. Er heißt "Der große Klimaschwindel" und lässt, da nur zu später Stunde auf einem Privatkanal ausgestrahlt, die Deutschen ziemlich kalt.
Die Interpretationshoheit in Klimafragen hat in Deutschland allen voran das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (Pik). Dessen Chef Hans Joachim Schellnhuber avanciert zum obersten Berater der Bundeskanzlerin in Klimafragen. Mehr als ein Dutzend Nobelpreisträger schart der gewiefte Forschungsmanager um sich, um einen Rettungsplan für den darbenden Planeten zu verkünden.
Unter den Wissenschaftlern gewinnt in diesem Jahr eine neue Debatte Kontur: Wie soll der Mensch auf den Klimawandel reagieren? Soll er mit allen Mitteln versuchen, den Kohlendioxidausstoß zu senken? Oder soll mehr darin investiert werden, sich dem Wandel anzupassen?
Der IPCC konzentriert sich auf den ersten Ansatz. Die Forscher empfehlen, den Temperaturanstieg auf alle Fälle bei zwei Grad zu stabilisieren. Pik-Chef Schellnhuber etwa warnt jenseits dieses Wertes vor "Tipping Points" Schwellenwerten, über denen das Klima sich möglicherweise völlig chaotisch und jenseits der Computerprognosen verhalten könnte. Dafür müsste der Scheitelpunkt des Treibhausgasausstoßes schon 2015 erreicht werden, um dann bis 2050 um 50 Prozent gesenkt zu werden.
Die frohe Botschaft des IPCC: Die Kosten zur Senkung des CO2-Ausstoßes seien geringer als die Kosten, die der Klimawandel verursacht. Die Klimaökonomin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung etwa kalkuliert die Höhe der Folgeschäden auf 800 Milliarden Euro. "Wenn wir ungebremst weitermachen", sagt sie einschränkend.
Eine andere Forscherfraktion bevorzugt Anpassungsstrategien. Dazu zählen höhere Deiche, neue Entsalzungsanlagen oder mehr Klimaanlagen. "Gegenwärtig versuchen Alarmisten, die Agenda so zu dominieren, dass nur die Verminderung des Kohlendioxidausstoßes debattiert wird", kritisiert etwa der Klimatologe Hans von Storch, Direktor des Instituts für Küstenforschung an der GKSS in Geesthacht.
Gleichzeitig warnt Storch davor, den Kampf gegen das Kohlendioxid zur Glaubensfrage zu stilisieren und darüber andere Ursachen für Armut, Unterentwicklung und Leid auf der Welt zu vergessen. Einer, der für eine Abkühlung der in seinen Augen völlig überhitzten Diskussion eintritt, ist der dänische Statistiker Bjørn Lomborg. Im Herbst erscheint sein Buch mit dem programmatischen Titel "Cool it!" Er sagt: "Es gibt eine Menge Probleme: Aids zum Beispiel oder die Behinderung des freien Welthandels, die Wasserversorgung." Für all diese Probleme gelte, dass man mit einem Bruchteil des Geldes für den Klimaschutz ein Vielfaches der Wirkung erzielte.
Storch und Lomborg gelten in der Wissenschaft als Häretiker. Auch die Politik konzentriert sich im Jahr 2007 vor allem auf den Kohlendioxidausstoß. Im Zentrum steht dabei der diplomatische Großversuch, einen Nachfolgevertrag des Kyoto-Protokolls zu finden, das im Jahre 2012 ausläuft. Schon das aktuelle Vertragswerk krankt daran, dass es die Emissionen der Einheizer-Gase kaum reduzieren hilft. Außerdem ist es eigentlich Makulatur, weil die USA, der größte Pro-Kopf-Produzent von CO2, sich beharrlich weigern, den Vertrag umzusetzen.
Die Bush-Administration beginnt sich in der Klimafrage zu bewegen
Im März gelingt es der Europäischen Union immerhin, den internationalen Klimaprozess vor dem Kollaps zu bewahren, indem sich die Mitgliedsländer darauf verständigen, den Ausstoß um 20 und, wenn andere Industriestaaten mitmachten, sogar um 30 Prozent zu senken. Viele Teilnehmer atmen auf.
Ein Jahr zuvor nämlich war die Uno-Weltklimakonferenz in Nairobi ergebnislos auseinandergegangen, so dass der Chef des Uno-Klimasekretariats, der Niederländer Yvo de Boer, bereits deprimiert seufzte: "Wie oft kann es sich der Uno-Prozess erlauben zu scheitern?"
Vielleicht erklärt sich der Verhandlungserfolg der Europäer damit, dass noch alle unter dem Schock des IPCC-Berichts stehen. Jedenfalls wäre, ohne dass die Uno-Wissenschaftler der Menschheit die Leviten gelesen hätten, auch eine weitere wichtige Hürde auf dem Weg zu einem Kyoto-II-Vertrag nicht genommen worden: Beim G-8-Gipfel von Heiligendamm verdonnert Angela Merkel im Juni die acht größten Wirtschaftsnationen der Welt dazu, die Vereinten Nationen als Rahmen für künftige Klimaverhandlungen zu akzeptieren.
Dagegen hatte sich der weltgrößte CO2-Emittent, die USA, bisher immer gesträubt. "Ein großer Sieg für dich", gratuliert US-Präsident George W. Bush artig der Kanzlerin. Unter dem blauen Himmel des Ostseebades wird deutlich sichtbar, dass die Bush-Administration sich in der Klimafrage zu bewegen beginnt.
Der Herrscher im Weißen Haus glaubt zwar von tiefem Herzen, dass der Klimawandel ein Hirngespinst liberaler Ostküsten-Wissenschaftler sei. Doch auch ihm ist der Stimmungswechsel im Land nicht verborgen geblieben, den das Desaster von Hurrican "Katrina" und der Propagandawirbel von Al Gore ausgelöst haben. Vor allem der Erfolg von Arnold Schwarzenegger, dem republikanischen Parteifreund und Gouverneur von Kalifornien, dürfte Bush ins Grübeln gebracht haben.
Schwarzenegger hatte 2006 mit dem Klimathema seine Wiederwahl gepusht und sich sogar erdreistet, gegen die US-Umweltbehörde Klage einzureichen, weil das Amt sich weigerte, Grenzwerte für CO2-Emissionen von Fahrzeugen festzulegen. In Terminator-Diktion erinnert er auf dem Klimagipfel der Vereinten Nationen in New York Ende September an die Verantwortung aller: "Und das ist Action, Action, Action!"
Hektische Aktivität verursacht das Aufheizen der Erdatmosphäre auch in der deutschen Politik. Noch im Spätherbst 2006 hatte Bundesumweltminister Gabriel zugegeben, die deutsche Regierung sei bei dem Thema "nicht auf Ballhöhe". Dieser Verdacht soll im Jahr 2007 nicht mehr aufkommen, und so liefern sich der SPD-Politiker und seine Chefin, Bundeskanzlerin Merkel, ein munteres Wettrennen darum, den Sieg zumindest in der symbolischen Politik zu erringen.
Der Kampf um die besten Bilder mündet in der gemeinsamen Fahrt der Weltklima-Kanzlerin und Gabriels in die Diskobucht auf Grönland. Da stehen die beiden vor knackenden Gletschern, sich im dampfenden Wasser wälzenden Eisbergen und dösenden Schlittenhunden. So sieht die perfekte Fototapete der drohenden Klimahölle aus.
Härter als um gute Fotos rangeln die beiden Kontrahenten nur noch um die Atomenergie. Gabriel will mit aller Kraft verhindern, dass die Klimadebatte die Kernkraft wieder hoffähig macht. Ihm gelingt es, den Ruf nach einer Verlängerung der Laufzeiten deutscher AKW zu unterdrücken. Zur Hilfe kommt ihm dabei der Vattenfall-Konzern mit seiner desaströsen PR-Strategie nach einem Störfall im Kernkraftwerk Krümmel.
Doch das hält Angela Merkel nicht davon ab, weiter das Aus für die Atomkraft zu hinterfragen. "Das wird uns Schwierigkeiten bereiten", stichelt sie im Spätherbst mit Blick auf die CO2-Reduzierungsziele ihrer Regierung.
Etliche Umfragen zeigen, dass für die Bürger der atomare GAU weit weniger abschreckend scheint als die nächste Stromrechnung. In der Luft des Spätherbstes 2007 liegt die Angst vor einer neuen Energiekrise, vor der magischen 100-Dollar-Grenze, die das Barrel Öl nehmen würde, und auch vor einem immer härteren Verteilungskampf um die knapper werdenden Ressourcen.
Jeder Autofahrer spürt jetzt an der Tankstelle, was es bedeutet, wenn die neuen Supermächte Indien und China den Weltmarkt für Öl leerkaufen. Vermutlich schon 2010 wird China die USA als größten CO2-Produzenten überholen. Über 600 Steinkoh-lekraftwerke sollen dort in den nächsten Jahren gebaut werden. Fürs Klima sind das keine guten Aussichten. Wohl aber für die Produzenten erneuerbarer Energien. Die frohlocken, dass die hohen Preise für konventionelle Energieträger die erneuerbaren Energien schneller als gedacht rentabel machen könnten.
Doch das wird den Run auf die letzten Reserven fossiler Energie nicht bremsen. 2007 ist der Startschuss. Da macht sich ein nationaler russischer Duma-Abgeordneter mit zwei Eisbrechern und Tieftauchbooten zum Nordpol auf, um eine Flagge auf den Meeresboden zu rammen. Der Kampf um die Bodenschätze des Nordpols hat begonnen.
Dänemark, Kanada und die Vereinigten Staaten schicken umgehend eigene Expeditionen ins Eismeer, um ihre geopolitischen Ansprüche zu klären. "Die Russen können so viel Flaggen setzen, wie sie wollen", ätzt der dänische Forschungsminister Helge Sander.
Skurrilerweise legt just die Verbrennung fossiler Treibstoffe und als Folge die Klimaerwärmung jene kalte Region frei. Wie schnell, darüber sind selbst die Experten erstaunt. Ungläubig starren sie Anfang September auf Satellitenbilder. Auf denen ist zu erkennen, dass die legendäre Nordwest-Passage zwischen Atlantik und Pazifik eisfrei ist. Und zwar so frei, dass ganz normale Frachtschiffe sie passieren können.
Fürs Weltklima ist das keine gute Nachricht. Ironischerweise aber könnte es künftig helfen, Energie zu sparen. Schiffe, die von New York nach Tokio den neuen Weg durch Kanadas hohen Norden nehmen, verkürzen ihre Wegstrecke um 4200 Kilometer.