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Arbeitsmarktstudie Darum haben Migrantenkinder schlechtere Jobchancen

Die Herkunft entscheidet: Kinder von Migranten haben auf dem deutschen Arbeitsmarkt massive Probleme. Eine neue Studie zeigt, woran das liegt.
Auszubildender in Erfurt

Auszubildender in Erfurt

Foto: Sebastian Kahnert/ dpa

Kinder von Migranten haben in Deutschland deutlich schlechtere Jobchancen als Gleichaltrige ohne ausländische Wurzeln. Nach einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft  (IW) lag der Anteil der Erwerbstätigen bei den 25- bis 44-Jährigen mit Migrationshintergrund im Jahr 2017 bei 72,3 Prozent.

Das sind rund 15 Punkte weniger als bei Gleichaltrigen ohne Migrationshintergrund (87,2 Prozent), wie die "Rheinische Post"  berichtet. Überproportional viele 18- bis 20-Jährige mit Migrationshintergrund verfolgten demnach weder einen akademischen noch einen beruflichen Bildungsweg.

"Das erklärt sich vorwiegend mit deren relativ niedrigem Bildungsstand und mit Lücken bei den Deutschkenntnissen", schreiben die Forscher in ihrem Bericht. Denn auch Jugendliche, die in Deutschland geboren oder im Kindesalter zugewandert sind, erreichen am Ende ihrer Bildungslaufbahn "oftmals nicht das gleiche Bildungsniveau wie Personen ohne Migrationshintergrund".

Der Befund erstaunt auch die Forscher - denn die Familien mit Migrationshintergrund haben häufig sogar besonders hohe Bildungsziele und Ambitionen für ihre Kinder. "Dennoch sind diese im deutschen Bildungssystem weniger erfolgreich als andere Kinder", heißt es in dem Bericht. Dafür gebe es vor allem strukturelle Ursachen.

Die größten Hürden:

  • Schon im Vorschulalter gebe es "Rückstände bei der Kompetenzentwicklung, die sich in der weiteren Bildungslaufbahn noch verstärken", analysieren die Forscher. Eine gezielte frühkindliche Förderung sei eine mögliche Gegenmaßnahme.
  • Dem steht allerdings entgegen, dass Kinder mit Migrationshintergrund erst vergleichsweise spät eine Betreuungseinrichtung besuchen. Selbst wenn in der Kita eine gute Förderung angeboten wird, erreicht sie damit nicht rechtzeitig alle betroffenen Familien.
  • Probleme gibt es darüber hinaus auch nach der Einschulung: "Auch die Schulen schöpfen ihre Potenziale zur Förderung der Integration von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund derzeit noch nicht aus", kritisieren die Forscher.

Zudem sind Menschen mit Migrationshintergrund häufiger von Armut bedroht: 2017 hatten 14 Prozent von ihnen ein Einkommen unterhalb der Armutsrisikoschwelle. Das ist mehr als doppelt so hoch wie bei Menschen ohne Migrationshintergrund (6,1 Prozent).

Die Autoren des Berichts empfehlen deutlich mehr gesellschaftliche und politische Anstrengungen, um Kinder aus Migrantenfamilien früher in die frühkindliche Bildung einzubeziehen. So könnten mangelnde Sprachkenntnisse besser bekämpft werden.

him/dpa
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