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Vorbereitung, Dresscode, Ablauf Wie Sie im Bewerbungsgespräch punkten

Sie möchten im Vorstellungsgespräch überzeugen? Hier lesen Sie, wie Sie sich am besten vorbereiten, was Sie anziehen sollten - und wie Jobinterviews ablaufen.

Ihre Unterlagen haben Eindruck hinterlassen, Sie sind zu einem persönlichen Gespräch eingeladen. Personalpsychologin Vera Hagemann und Karrierecoach Martina Maushake geben Tipps, wie Sie im Vorstellungsgespräch überzeugen.

Wie Sie sich am besten vorbereiten

  • Informieren Sie sich über das Unternehmen oder die Universität und überlegen Sie sich Fragen an Ihren potenziellen künftigen Arbeitgeber. Bereiten Sie auch eigene Fragen zur Position und zum Team vor. Fragen Sie dann zum Beispiel, wer die Einarbeitung macht oder ob Sie Ihren potenziellen Arbeitsplatz sehen dürfen. Bestenfalls treffen Sie da auch schon mal auf die Mitarbeiter.

  • "Kennen Sie Ihren Lebenslauf", rät Personalpsychologin Vera Hagemann, "und überlegen Sie sich bei Lücken, warum es diese gibt, sodass Sie die offenen Stellen begründen können." Wie Sie mit Lücken im Lebenslauf umgehen, lesen Sie hier. Und was Sie beachten sollten, wenn Sie sich nach einem Burn-out bewerben, lesen Sie hier.
  • Positiv formulieren: Karrierecoach Martina Maushake empfiehlt, positive Formulierungen und konkrete Beweggründe zu finden und nicht zu rechtfertigen. Haben Sie zum Beispiel neben dem Studium gearbeitet? Dann haben Sie vielleicht länger studiert, aber haben manchen Kollegen viel Praxiserfahrung voraus. Wenn Sie nicht fertig studiert haben, war ein Direkteinstieg für Sie damals vielleicht wichtig. Warum war das der richtige Weg für Sie?
  • Bringen Sie zum Gespräch mit, was gefordert wird. Wenn Sie vor Ort eine Präsentation oder eine spezielle Aufgabe durchführen sollen, wird Ihnen das in der Regel vorher mitgeteilt. Fragen Sie gegebenenfalls sicherheitshalber vorher noch einmal nach. Seien Sie auch darauf gefasst, unangekündigt eine Aufgabe gestellt zu bekommen.
  • Was Sie über Ihren potenziellen Arbeitgeber wissen sollten

    Die Expertinnen empfehlen Bewerbern, sich zu folgenden Punkten zum möglichen künftigen Arbeitgeber zu informieren:

    1. Probleme und Konkurrenz: Erkundigen Sie sich, welche Probleme das Unternehmen hat, wer die (Haupt-)Konkurrenten sind. Wie sehen die Marktanteile der Firma aus, wie die Expansionsstrategie?

    2. Standorte: Wenn Sie sagen, Sie möchten gerne im Ausland arbeiten, seien Sie sich bitte der Standorte des Unternehmens bewusst. Fragen Sie sich beispielsweise bei Familienbetrieben, ob die Möglichkeit bei diesem Arbeitgeber überhaupt bestünde. Informieren Sie sich gut über Standorte und Arbeitsbereiche.

    3. Kernbereiche und Alleinstellungsmerkmal: Auf der Website des Unternehmens können Sie sich über das Kerngeschäft informieren und schauen, welche Bereiche es insgesamt abdeckt. Fragen sie sich, wie das Unternehmen "tickt": Worin unterscheidet es sich von anderen Unternehmen im Wettbewerb? Gibt es zum Beispiel einen Flottenpark mit Elektrofahrzeugen?

    4. Aktuelle Tendenzen: Informieren Sie sich, wo es in der Branche gerade hingeht. Co-Working-Space oder festes Mietgeschäft? Was passiert zum Beispiel durch die Digitalisierung aktuell in der Medienbranche? Erkundigen Sie sich auch in der Berichterstattung. Dort können Sie beispielsweise lesen, ob der Unternehmensbereich gewachsen ist, in den die ausgeschriebene Stelle fällt.

    5. Weiteres Hintergrundwissen: Aktuelle Pressemeldungen des Unternehmens sind ebenfalls relevante Informationsquellen. Ist das Unternehmen gerade international auf den Markt gegangen oder wird es zentralisiert? Stellen Sie heraus, was Sie gut finden an den Besonderheiten des Unternehmens. Durch Hintergrundwissen können Sie Ihre Motivation festigen.

    Innere Einstellung und wie Sie vorher üben können

    Maushake empfiehlt eine positive innere Haltung: "Sie haben die erste Hürde bereits genommen und wurden auf Ihre Bewerbung hin eingeladen. Nun haben Sie die Chance, Ihren Ansprechpartner und das Unternehmen kennenzulernen."

    Wenn Sie die Stellenausschreibung zur Vorbereitung noch einmal genauer lesen, können Sie direkt alles inhaltlich üben und sich Beispiele für Ihre Erfahrungen überlegen. Für eine kurze Selbstdarstellung können Sie sich bereits Bezüge von Ihrem persönlichen Werdegang zur Stelle überlegen.

    "Je nachdem, wie Sie am besten lernen, könnte es Ihnen zum Beispiel helfen, durch den Raum zu gehen und dabei alles durchzusprechen", sagt Maushake. Dabei können Sie die Zeit messen und eine kurze Selbstdarstellung proben. Des Weiteren rät die Expertin, sich die eigenen Stärken und Entwicklungsfelder bewusst zu machen und mit kritischen Fragen zu rechnen.

    Kleidung im Bewerbungsgespräch: Auf Natürlichkeit setzen

    "Overdressed gibt's nicht im Bewerbungsgespräch", meint Hagemann. Doch sollten Sie sich am besten nicht zu stark schminken oder die Haare aufwendig machen lassen. Also nicht zu dick auftragen. Beispielsweise in der Kosmetikbranche könnte das selbstverständlich anders sein.

    Kleiden Sie sich passend zur Branche und insgesamt natürlich, ordentlich und gepflegt. Tragen Sie besser keinen Schmuck, der klimpert oder verleitet zum Rumspielen. Überlegen Sie sich, was bei der ausgeschriebenen Position oder Funktion angemessen ist. "Wenn in Mails geduzt wird, ist der Kleidungsstil meist legerer", sagt Maushake. "Nutzen Sie auch Ihre Netzwerke: Wenn Ihr Nachbar in diesem Bereich arbeitet, können Sie ihn nach dem Dresscode fragen."

    Wie läuft ein Vorstellungsgespräch in der Regel ab?

    Natürlich laufen Bewerbungsgespräche immer unterschiedlich ab. Und nicht jedes Unternehmen hat eine Personalabteilung. Bei niedrigrangigen Unternehmen können Sie mit ein bis zwei Vorstellungsgesprächen rechnen. Bei hochrangigen Unternehmen sollten Sie mit Tests und mehr Gesprächen rechnen. Oft folgen die Gespräche dann einem Leitfaden, um die einzelnen Bewerber besser vergleichen zu können.

    Bei Begrüßung und Smalltalk à la "Haben Sie gut hergefunden?" wird Ihnen oft etwas zu trinken angeboten, um positiv gestimmt einzusteigen. Nach einer Vorstellung des Unternehmens stellen Personaler in der Regel bibliographische Fragen, um im Groben herauszufinden: Wer ist die Bewerberin/der Bewerber? Was hat sie oder ihn zur Bewerbung motiviert?

    Wenn Sie durch einen Bekannten auf die Stelle gekommen sind, kann es vorkommen, dass der Personaler fragt: "Was hat XY über das Unternehmen oder die Stelle gesagt?" Passen Sie dann auf und antworten Sie mit Bedacht, um Ihren Bekannten hier nicht in die Pfanne zu hauen. Verhaltensorientierte Fragen sollen dann helfen, Ihr zukünftiges Verhalten besser einzuschätzen: Sind Sie zum Beispiel konfliktfähig, flexibel oder teamorientiert?

    Fragen im Bewerbungsgespräch

    Manchmal werden theoretische Situationen geschildert, die typisch sind für das Berufsfeld, um herauszufinden, wie Sie reagieren würden. "Solche Fragen sind in der Regel realistisch, da die Personalabteilung den Job gut einschätzen kann und sich über die Situationen viele Gedanken gemacht hat", sagt Hagemann. Die Expertin nennt als mögliche Beispiele:

    • Wenn Sie in einem Café arbeiten und die Menschen am Tisch sagen, Sie hätten schon bei Ihrem Kollegen gezahlt, wie reagieren Sie? Mögliche Antworten: a) einfach glauben, b) nicht glauben und verärgert anschnauzen, c) Kollegen fragen
    • Sie arbeiten für ein Bauunternehmen, sind mit dem Käufer auf der Baustelle und entdecken einen Mangel. Wie reagieren Sie? Mögliche Antworten: a) Ich verliere kein Wort über den Mangel und tu so als wäre nichts. b) Ich lege den Mangel offen und spreche ihn direkt an. c) Ich bitte kurz um Entschuldigung und rufe meinen Chef an.

    Überlegen Sie sich begründet, was Sie tun würden. Lassen Sie sich die verschiedenen Möglichkeiten durch den Kopf gehen und geben Sie eine ehrliche Antwort.

    Verhalten, Aufregung und kritische Fragen

    Fragen nach Stärken und Schwächen sind Hagemann zufolge nicht mehr so aktuell. "Es gibt kein wissenschaftliches Verfahren, um aus Stärken und Schwächen eine Person zu wählen", erklärt die Psychologin.

    Vielmehr müsse das, was Sie sagen, mit dem, was Sie meinen, übereinstimmen. "Wenn das nonverbale Verhalten nicht zum verbalen passt, fällt das schnell auf", sagt Hagemann. Behauptet jemand von sich, ein ruhiger Typ zu sein und quatsche dann den Personaler voll, passe das nicht. "Es ist beunruhigend, wenn die Art nicht zur Behauptung passt. Dann machen sich Personaler schnell Sorgen", sagt Hagemann. So auch, wenn jemand behauptet, zuverlässig zu sein und gleichzeitig zu spät kommt oder etwas vergisst.

    "Aufregung ist kein Grund zur Sorge", sagt die Personalpsychologin. Wenn jemand vor Aufregung am Anfang des Gesprächs sehr schnell redet, sich verhaspelt, finde sie das nicht schlimm. "Das legt sich meist."

    Rechnen Sie mit kritischen Fragen zu einzelnen Stationen in Ihrem Lebenslauf. Warum haben Sie diesen Ausbildungshergang gewählt? Was genau haben Sie da gemacht? Warum haben Sie Ihr Studium nicht abgeschlossen?

    Schaffen Sie selbst einen guten Gesprächsabschluss: Fragen Sie, wann Sie mit einer Rückmeldung rechnen können, wenn das noch nicht angesprochen wurde. Damit haben Sie gleichzeitig eine Einordnung und können gegebenenfalls nachhaken, wenn sich bis zum genannten Termin noch niemand gemeldet hat. Scheuen Sie sich in solch einem Fall nicht zu fragen, ob noch etwas fehlt, das Sie nachreichen können.

    Drei wichtige Tipps, die Sie für ein erfolgreiches Gespräch beachten sollten

    1. Lenken Sie nicht von sich aus auf negative Punkte. Sagen Sie nicht, was Sie nicht können. Fragen Sie sich, was Sie eigentlich zum Ausdruck bringen möchten und sagen Sie dem Personaler, wozu Sie in der Lage sind. Machen Sie Eigenwerbung - Stichwort: Bewerbungsgespräch.

    2. Machen Sie sich bewusst, was Sie bereits mitbringen. Eine Anforderung zählt noch nicht zu Ihren Erfahrungen? Kein Problem, denn Sie bringen ja andere Qualitäten mit. Zum Beispiel könnten Sie bei der neuen Stelle darauf aufbauen, dass es eine Ihrer großen Stärken ist, Kunden zu überzeugen. Oder arbeiten Sie sich schnell sehr gut ein? Wenn Sie betonen: "Ich habe schon daran gedacht, parallel eine Weiterbildung im Bereich XY zu machen", signalisiert das Ihre Bereitschaft und Ihr Interesse, sich weiterzuentwickeln.

    3. Überlegen Sie, wo Sie sich noch entwickeln können. Sollten Schwächen - auch Entwicklungsfelder genannt - doch mal thematisiert werden, dient das in der Regel der Selbstreflexion. Nennen Sie nicht einfach Klassiker wie Perfektionismus oder Ungeduld. Überlegen Sie sich besser selbst, woran Sie noch arbeiten können. Freunde und Familie können Ihnen sicherlich dabei helfen, eine Antwort auf diese Frage zu finden.

    Das sollten jedoch auch keine Killerschwächen sein wie "Englisch kann ich echt nicht so gut", wenn Sie sich für einen Job im internationalen Management bewerben. Statt "Ich bin ungeduldig" sollten Sie laut Maushake eher sagen: "Ich habe viele Interessen und muss noch lernen, mich selber besser zurückzunehmen und mich auf das Wesentliche zu fokussieren." Überlegen Sie gut, bevor Sie behaupten, Ihnen falle nichts ein. Jeder kann an etwas arbeiten.

    Foto: Harald Rehling/Universität Bremen

    Prof. Dr. Vera Hagemann, Jahrgang 1981, ist Psychologin und arbeitet als Professorin an der Universität Bremen zum Thema Personalwesen.

    Foto: Daniela Möllenhoff

    Martina Maushake, Jahrgang 1973, ist Coach für berufliche Entwicklung und Karriereplanung in Hamburg.

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