
Gesundheit: Was die Dax-Konzerne gegen Burnout unternehmen
Burnout Feuerwehr mit Verspätung
Die Reaktionen auf das Burnout-Ranking der Dax-Unternehmen, das manager magazin in seiner aktuellen Ausgabe veröffentlicht, waren zweigeteilt: Offiziell hüllten sich die meisten Konzerne in Schweigen. Doch in vielen inoffiziellen Gesprächen, in Leserbriefen und E-Mails konnten zahlreiche Mitarbeiter ihre Genugtuung kaum verbergen: Endlich werde die Krankheit nicht nur abstrakt beschrieben, sondern mit der konkreten Zuordnung von Fallzahlen zu einzelnen Firmen auch auf die Agenda der Konzerne gesetzt.
Das Burnout-Ranking basiert auf einer Untersuchung der Asklepios-Klinikkette: Auf Basis der Zahl ihrer stationären Patienten haben Asklepios-Mediziner die Menge der unter Burnout-Symptomen leidenden Beschäftigten in Dax-Konzernen beziffert. manager magazin hat die Zahlen in Deutschlands erstem Burnout-Ranking aufbereitet.
Die häufigste Reaktion auf die Veröffentlichung war die Frage: Was tun denn die Unternehmen gegen die Zunahme der Burnout-Erkrankungen? Tatsächlich haben die Firmen das Ausmaß des Phänomens lange unterschätzt - und so erst die hohen Fallzahlen mit verschuldet.
Jetzt hat manager magazin online alle 30 Dax-Konzerne gefragt, was sie aktuell oder in naher Zukunft gegen die Gefahr des Ausbrennens am Arbeitsplatz unternehmen. Fast alle Unternehmen schickten einen Überblick über ihre Programme; lediglich Daimler, BASF, Infineon und HeidelbergCement blieben trotz mehrfacher Aufforderung eine Antwort schuldig. Volkswagen, mit einer der niedrigsten Burnout-Quoten im Dax gesegnet, verwies auf das Interview mit Personalvorstand Horst Neumann in der aktuellen manager magazin-Ausgabe.
Lobenswerte Maßnahmen - doch sie kommen für viele zu spät
Andere, etwa die Allianz, die eine sehr hohe Fallzahl aufweist, wiesen die Zahlen des Rankings zurück. Man könne "nicht erkennen, dass unter den Mitarbeitern eine überdurchschnittliche Zahl an Burnout-Erkrankten festzustellen ist", ließ der Assekuranz-Konzern verlauten.
Die Maßnahmen, die die Unternehmen gegen die Erschöpfungskrankheit am Arbeitsplatz einsetzen oder einzusetzen planen, sind in weiten Teilen ähnlich. Medizinische Check-ups und Sport, Vorsorgeuntersuchungen, Seminare zur Stressbewältigung oder Beratungs-Hotlines werden angeboten. Einige Firmen machen Gesundheit und Stress zum Thema regelmäßiger Mitarbeiterbefragungen. Andere, darunter auch die Allianz, führen die gesetzliche Gefährdungsbeurteilung zu psychischen Belastungen und Beanspruchungen am Arbeitsplatz durch.
Das ist lobenswert, doch abgesehen davon, dass Politiker dies seit langem fordern, kommt die Maßnahme für die vielen Beschäftigten, die bereits an Burnout leiden, leider zu spät.
Eine Erkenntnis ist in vielen Unternehmen erst spät gereift: Dass der Einzelne zwar mit Sport, persönlichem Zeitmanagement und sorgfältiger Selbstbeobachtung gegen die Burnout-Gefahr angehen kann - dies aber wenig hilft, wenn die Führungskultur als Ganzes das Thema nicht ernst nimmt.
Deshalb haben jetzt viele Unternehmen begonnen, ihre Führungskräfte für die Gefahr zu sensibilisieren. "Gesund führen" heißen dann etwa entsprechende Seminare, die sicher gut gemeint sind, solange ihre Erkenntnisse im operativen Alltag der Manager nicht gleich wieder unter den Tisch fallen.
"Fehlende menschliche Anerkennung"
So wird etwa in einer Umfrage des Deutschen Führungskräfteverbands (ULA) die "fehlende menschliche und soziale Anerkennung durch Vorgesetzte" als eine der Hauptursachen für den Burnout benannt, das "Bewusstsein der Vorgesetzten für die persönlichen Belastungsgrenzen der Mitarbeiter" wird nur mit einer 3+ (nach Schulnotensystem) bewertet.
Solange aber dieses Bewusstsein für die Auswirkungen schlechter Führung auf psychischen Stress noch unterentwickelt ist, solange werden die Burnout-Zahlen nicht signifikant sinken. Da helfen alle Hotlines und Sit-ups nichts.

Eva Buchhorn und Klaus Werle sind Redakteure beim manager magazin.