So heißen Chefs
Andreas, Michael und Christian haben das Sagen
Eine Jobplattform hat die Vornamen von mehr als 300.000 Chefs und Chefinnen in deutschen Unternehmen analysiert. Das Ergebnis: Auf den ersten 100 Plätzen sind Männer deutscher Herkunft nahezu unter sich.
»Ein ewiger Thomas-Kreislauf?« – so war vor vier Jahren ein Bericht der Allbright-Stiftung übertitelt, der unter die Lupe nahm, wie deutsche Börsenunternehmen ihre Vorstände rekrutieren. Ergebnis: Die Vorstände bestanden zu 93 Prozent aus Männern, die einander in Alter, Herkunft und Ausbildung stark glichen. Fünf Prozent der CEOs hießen Thomas, und es gab mehr Thomasse und Michaels als Frauen insgesamt. »So reproduzieren sich seit Jahrzehnten immer gleiche Führungsmannschaften, denen viel innovatives, aber auch selbst korrigierendes Potenzial entgeht«, schlussfolgerte der Bericht damals.
Jetzt zeigt eine Untersuchung der Jobplattform Indeed, dass es nicht nur Großunternehmen an Vielfalt mangelt, sondern auch dem Mittelstand. Für die Untersuchung hat Indeed mithilfe einer Datenbanksuche in Handelsregistern 318.190 Unternehmen in Deutschland auf die Vornamen der Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer zwischen 2002 und 2019 untersucht. Das ist ein gewaltiger Datensatz – insgesamt gibt es gut eine halbe Million GmbHs in Deutschland.
»Gerade in Führungspositionen herrscht in Deutschland immer noch große Homogenität und vor allem ein starker Männerüberschuss«, sagt Alessandra Mahnecke, leitende Personalerin für die Region Deutschland, Österreich und Schweiz bei Indeed, »Das zeigt unsere Analyse der häufigsten Vornamen an der Spitze von GmbHs in Deutschland. Diese Rechtsform ist im Mittelstand sehr verbreitet und repräsentiert damit das Rückgrat der deutschen Wirtschaft abseits der großen Konzerne.«
Der Name Thomas kommt in dieser Untersuchung mit 6220 Nennungen erst auf Platz vier der Chef-Liste. Davor rangieren Andreas mit 7530 Nennungen und einem Gesamtanteil von rund zwei Prozent, Michael (6820) und Christian (6450). Bevor auf Platz 9 mit Katja der erste weibliche Vorname auftaucht, sind schon Alexander, Peter, Stefan und Frank Chefs geworden.
Unter die ersten 70 der Topliste schaffen es nur zehn Frauennamen, und erst auf Platz 69 taucht mit Ali ein Vorname arabischer oder türkischer Herkunft auf; der nächste ist Mehmet auf Platz 107. Zur kompletten Liste des Namensrankings geht es hier. Insgesamt wurden im Rahmen der Analyse mehr als 20.000 verschiedene Vornamen ermittelt.