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Daimler-Vorstand Porth "Mails zu löschen ist eine emotionale Entlastung"

Vielen Dank für Ihre Zuschrift, wir haben sie gelöscht: Seit gut einem Jahr können Daimler-Mitarbeiter ihre Post im Urlaub unwiederbringlich löschen lassen. Personalvorstand Wilfried Porth erklärt, wie das bei Mitarbeitern und Kunden ankommt - und warum er selbst nicht mitmacht.
Das muss man erst mal schaffen: Nach dem Urlaub ist oft stundenlanges Mail-Löschen angesagt

Das muss man erst mal schaffen: Nach dem Urlaub ist oft stundenlanges Mail-Löschen angesagt

Foto: DPA
Zur Person
Foto: Daimler AG

Wilfried Porth (Jahrgang 1959) ist seit 2009 Personalvorstand bei Daimler. Seit seinem Abschluss 1985 als Maschinenbau-Ingenieur arbeitet er bei dem Autokonzern.

KarriereSPIEGEL: Herr Porth, Ende 2012 kündigte Daimler an, dass alle Mitarbeiter in Deutschland ihre E-Mails im Urlaub automatisch löschen lassen können. Machen Sie das auch?

Porth: Nein.

KarriereSPIEGEL: Warum nicht?

Porth: Das würde nicht zu der Verantwortung passen, die ich als Vorstand trage. Außerdem habe ich glücklicherweise eine Assistentin, die meine E-Mails für mich vorsortiert. Aber selbstverständlich unterstütze ich die Anwendung unseres Abwesenheitsagenten.

KarriereSPIEGEL: Muss man seinen Vorgesetzten um Erlaubnis fragen, wenn man eingehende Mails löschen lassen will?

Porth: Nein, das ist eine individuelle Entscheidung jedes Mitarbeiters und wird von mir und den Führungskräften unterstützt. Die Technik ist in unserem E-Mail-System hinterlegt, mit ein paar Klicks ist sie eingerichtet.

KarriereSPIEGEL: Wie viele Mitarbeiter nehmen den Löschmechanismus in Anspruch?

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Porth: Theoretisch kann jeder unserer rund 100.000 Mitarbeiter in Deutschland mit einem E-Mail-Postfach die Technik nutzen. Wie viele es tatsächlich sind, wissen wir nicht, da wir die Zahl der teilnehmenden Mitarbeiter nicht messen. Wohl kennen wir aber die Zahl der eingehenden Mails im Unternehmen: Es sind täglich rund fünf Millionen - Nachrichten, die im Spam-Filter landen, nicht mitgezählt. Mein Eindruck ist, dass viele Mitarbeiter, auch Manager, den Abwesenheitsagenten in Anspruch nehmen und damit gute Erfahrungen machen.

KarriereSPIEGEL: Welche?

Porth: Es entsteht kein Mail-Stau in den Ferien. Wenn die Mitarbeiter wiederkommen, starten sie mit einem sauberen Schreibtisch. Das ist auch eine emotionale Entlastung. Niemand muss im Urlaub seine E-Mails lesen. Und bei der Rückkehr hat jeder ein leeres Postfach.

KarriereSPIEGEL: Haben sich Kunden oder Lieferanten beschwert?

Porth: Nein, denn wir haben mit Arbeitnehmervertretern klare Regeln für "Mail on Holiday" vereinbart, wie wir die Technik nennen. Der Absender bekommt eine Nachricht, dass die Mail gelöscht wird und an wen er sie weiterleiten kann. So stellen wir sicher, dass wir jedes Anliegen bearbeiten.

KarriereSPIEGEL: Auch VW und BMW schränken die Erreichbarkeit nach Dienstschluss ein. Warum interessieren sich vor allem Automobilkonzerne für das Thema?

Porth: Wir sind bei vielen sozialen Themen vorn dabei, beispielsweise auch beim flexiblen Arbeiten oder der Kleinkindbetreuung. Das liegt sicherlich auch daran, dass wir in einer erfolgreichen Branche tätig sind, die sich das leisten kann. Man darf nicht vergessen, dass solche Maßnahmen viel Geld kosten - in diesem Fall Software und viele Arbeitsstunden.

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