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Frauen in Führungspositionen Deutschland ist bei weiblichen Vorständen Schlusslicht

Eine neue Studie vergleicht, wie viele Frauen es in verschiedenen Ländern in den Vorstand großer Unternehmen schaffen. Nach SPIEGEL-Informationen blamiert sich Deutschland auf ganzer Linie.

Deutsche Dax-Unternehmen haben so wenige weibliche Vorstände wie kaum ein anderes Industrieland. In einem Vergleich mit Frankreich, Großbritannien, Polen, Schweden und den USA schneidet Deutschland sogar am schlechtesten ab. Das geht aus dem neuesten Bericht "Schlusslicht Deutschland" der AllBright Stiftung hervor, der dem SPIEGEL vorliegt und für den die Dax-30-Unternehmen und die jeweils 30 größten Konzernen der anderen Länder untersucht wurden. (Lesen Sie hier das vollständige Interview im neuen SPIEGEL.)

Demnach liegt die Frauenquote in den Vorständen der Dax-Konzerne bei nur 12,1 Prozent. Frankreich, der zweitschlechteste Kandidat bringt es auf 14,5 Prozent. Die USA und Schweden hingegen liegen bei 24,8 beziehungsweise 24,1 Prozent.

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Fotostrecke: Deutschlands Topmanagerinnen (Stand Anfang 2018)

Die deutsch-schwedische AllBright Stiftung setzt sich für mehr Frauen in Führungspositionen ein. AllBright-Geschäftsführerin Wiebke Ankersen sagte dem SPIEGEL: "Nur fünf von 30 Dax-Konzernen haben mehr als eine Frau im Vorstand." In den USA gebe es dagegen unter den 30 größten Konzernen überhaupt nur einen mit einem rein männlichen Vorstand.

"Frauen an der Konzernspitze sind ein guter Indikator dafür, wie veränderungsfähig die Unternehmenskultur insgesamt ist", sagt Ankersen. "Firmen, die es nicht schaffen, Frauen in Führungspositionen zu bringen, hinken oft auch bei der Digitalisierung hinterher."

Als Vorbild empfiehlt Andersen unter anderem Schweden. Dort gebe es etwa Firmen, die das Elterngeld aufstocken. So scheitere die Entscheidung, als Mann in Elternzeit zu gehen, nicht an der Höhe des Gehalts, das dann wegfällt, so Ankersen. "Es gibt in der Regel auch keine Meetings nach 16 Uhr. Und wer ständig um 21 Uhr noch am Schreibtisch sitzt, muss sich - Kinder oder nicht - schon mal Sprüche gefallen lassen wie: "Hast du eigentlich sonst kein Leben?"

Das Festhalten am Gewohnten bremse nicht nur die Entwicklung des Frauenanteils in deutschen Konzernen. "Ein weiteres Zurückbleiben bei Diversität und Digitalisierung wäre mit Blick auf den internationalen Wettbewerb gefährlich", warnten die Geschäftsführer der Allbright Stiftung, Wiebke Ankersen und Christian Berg.

Bundesfrauenministerin Franziska Giffey (SPD) kritisierte die Konzerne: "Diese Unternehmenspolitik ist nicht nur rückwärtsgewandt, sie ist auch unklug: Dass Unternehmen mit gemischten Teams in den Chefetagen erfolgreicher sind, ist wissenschaftlich belegt. Die Wirtschaft verschenkt das Potential top ausgebildeter und engagierter Frauen. Innovation in Deutschland ist nur möglich, wenn wir die Potenziale von Männern und Frauen voll nutzen."

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) mahnte in einem Schlusswort zu dem Bericht: "Deutschland wird vor dem Hintergrund des fortschreitenden demografischen Wandels zunehmend darauf angewiesen sein, dass alle klugen Köpfe, ob männlich oder weiblich, ihr Potenzial entfalten können."

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