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Studie Jeder fünfte Arbeitnehmer empfindet "digitalen Stress"

Sie sollen die Arbeit erleichtern, belasten viele Beschäftigte aber auch: digitale Technologien. Was Mitarbeiter am meisten nervt, zeigt eine Umfrage.
Foto: Maskot/ Getty Images/Maskot

Ständig poppen E-Mails auf, der Drucker streikt und schon wieder wurde ein neues System zur Datenverarbeitung eingeführt: Es sind viele Faktoren, die Arbeitnehmer durch die Digitalisierung ihres Arbeitsplatzes als belastend oder stressig empfinden. Zu diesem Ergebnis kommen die Universität Bayreuth  , die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin und das Fraunhofer-Institut in einer Studie.

Demnach nimmt fast jeder fünfte Beschäftigte in mindestens einem von insgesamt zwölf von den Forschern ausgemachten Faktoren starken "digitalen Stress" wahr.

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:

Als besonders belastend oder stressig empfinden die Befragten, dass durch digitale Technologien ihre Leistung überwacht werden kann. Sie fürchten außerdem, dass die zunehmende Nutzung ihre Privatsphäre verletzt. Stichwort: "Gläserne Person".

Weiterer Stressfaktor: wenn die digitale Technik hakt, instabil läuft oder ganz streikt (Faktor "Unzuverlässigkeit"). Zudem fühlten sich die Befragten belastet oder gestresst, wenn sie immer wieder bei ihrer Arbeit unterbrochen werden, zum Beispiel wenn ständig E-Mails aufpoppen und ihre Konzentration stören.

Was die Befragten der Studie zufolge dagegen wenig stresst: mangelnde Erfolgserlebnisse. Und wenn sie einerseits technische Probleme beheben und andererseits ihrer eigentlichen Tätigkeit nachgehen sollen und dazwischen hin- und hergerissen werden (Faktor "Unklarheit der Rolle"), wirkt das auch nicht besonders belastend.

Informationen zur Studie

Stress wird von Betriebsgröße und Führungsstil beeinflusst

Wie hoch der Stresspegel liegt, der durch digitale Technologien ausgelöst wird, hängt der Studie zufolge stark davon ab, wie groß ein Unternehmen ist - und wie es geführt wird.

Erwerbstätige in Unternehmen mit ausgeprägten Hierarchien und bürokratischen Strukturen zeigen sich weniger digital gestresst als Beschäftigte in innovativen Unternehmen, von denen Kreativität und Risikobereitschaft erwartet wird.

Mitarbeiter in Betrieben mit mehr als 250 Beschäftigten empfinden eher Stress und fühlen sich verunsichert, wenn digitale Technologien häufiger wechseln und sie sich umstellen müssen (Faktor "Unsicherheit") als Mitarbeiter in kleineren Betrieben. Sie fühlen sich auch öfter belastet, wenn Technologien nicht zuverlässig funktionieren oder ihre Leistung digital überwacht wird.

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Beschäftigte, die am Arbeitsplatz unter sozialen Konflikten, hohen emotionalen Anforderungen oder einem hohen Arbeitspensum leiden, sind stärker von digitalem Stress betroffen. Die Betroffenen leiden dem Bericht zufolge unter Erschöpfung, fühlen sich stark gereizt und können krank werden.

Leidet der Angestellte, leidet der Chef

Der von den Angestellten empfundene Stress wirke sich auch für die Arbeitgeber negativ aus, sagt Studienautor Torsten Kühlmann, Professor an der Uni Bayreuth: "Erwerbstätige mit starkem digitalem Stress berichten häufiger, dass sie Probleme haben, von der Arbeit abzuschalten", sagt er.

Sie zeigten öfter schlechtere Leistungen und dächten öfter daran, die Arbeitsstelle oder gleich den ganzen den Beruf zu wechseln. "Sie sind außerdem unzufriedener mit ihrer Arbeitsstelle", sagt Kühlmann.

Was man gegen "digitalen Stress" tun kann? Laut Studienautor Nils Urbach, Professor am Fraunhofer-Institut, gibt es mehrere Strategien. Die Beschäftigten sollten zum Beispiel mehr Freiraum bekommen, wie sie ihre Arbeit gestalten. Hilfreich sei zudem "eine gute Beziehung zu Vorgesetzten".

sun
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