
Architektur: Schnürsenkel, Vierzylinder, Staubsauger
Architektur Die spektakulärsten Firmensitze der Welt
Bauen, um zu beeindrucken: Wenn Firmen sich neue Zentralen leisten, dann ist die Nutzbarkeit nur ein Kriterium unter vielen. Fast noch wichtiger ist es, der Welt zu zeigen, wie innovativ, finanzkräftig und wichtig das Unternehmen ist. Das lässt sich auf vielfältige Weise tun: Wolkenkratzer, die sich in Himmelshöhen schrauben, statisch gewagt wirkende Konstruktionen mit kühnen Bögen - oder gleich ein Gebäude, das den Markenkern aufgreift, wie der zur Architekturikone gewordene 101 Meter hohe "Vierzylinder" von BMW in München oder das vor zwei Jahren fertiggestellte "Laces" von Adidas in Herzogenaurach.
Die aufsehenerregendsten Firmensitze der Welt wurden jetzt von einer sechsköpfigen Jury aus Gebäudespezialisten des Gebäudeinformationsanbieters Emporis zusammengestellt. Berücksichtigt wurden dabei nach Angaben der Firma "beispielloses Design, Wirkkraft und Funktionalität bedeutender Firmenarchitektur".
"Das Thema Corporate Architecture ist im Grunde schon Jahrtausende alt, wenn man etwa an religiöse Gebäude oder Regierungssitze denkt", sagt Matthew Keutenius, leitender Datenanalyst bei Emporis, "auch Gebäude wie das Guggenheim Museum in Bilbao haben gezeigt, wie ein einzelner Solitär eine ganze Stadt, eine Region aufwerten und prägen kann. Alle diese Gebäude sind Statements, und das gilt auch für Unternehmenszentralen."

Ausgefallene Firmensitze: Bürojobs im Wasserturm und im Bunker
Die Auswahl von 15 Gebäuden in aller Welt ist nicht als Ranking konzipiert, sondern soll Beispiele für jeweils in seiner Art vorbildliches Bauen versammeln. Keutenius: "Gute Architektur schafft bessere Arbeitsverhältnisse. Design, Werbewirkung und Funktionalität greifen ineinander."
Gebäude als Schnürung
Der Analyst beobachtet, dass es ein Trend sei, dass die Gebäude das Unternehmensleben konkret widerspiegeln: "Wie etwa die Reederei am Hafen, die in Form eines Segels errichtet wird, oder der Adidas-Neubau 'Laces', dessen Struktur der Schnürung eines Sportschuhs nachempfunden ist. Daraus kann sehr interessante Architektur entstehen. Es wird mittlerweile viel öfter auffällig und ungewöhnlich gebaut, die Firmen zeigen mehr Mut in der Gestaltung - die erbittert geführten Diskussionen, die etwa der 'Vierzylinder' von BMW bei seiner Errichtung zwischen 1968 und 1973 auslöste, gibt es in der Schärfe heute nicht mehr."
Für manche zählt vor allem eines: die Höhe. Konzerne wie der malaysische Erdölgigant Petronas oder die Bank of China setzen bei der Repräsentation ihrer wirtschaftlichen Macht auf die imposante Wirkung von Wolkenkratzern. So zählen die 452 Meter hohen Petronas Towers - bis 2004 das höchste Gebäude der Welt - und der 367 Meter hohe Bank of China Tower zu den höchsten Firmenpalästen weltweit.
Aber interessante Projekte gibt es auch in ganz anderen Formen. Im Silicon Valley soll die neue Firmenzentrale von Apple entstehen, ein ringförmiger Campus von 230 Metern Durchmesser, der an ein futuristisches Raumschiff erinnert - und angeblich 3,9 Milliarden Euro teuer werden soll.

Maren Hoffmann ist Redakteurin bei manager magazin Online. Dort erschien ihr Beitrag zuerst.