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Streiks, Wetter, Security: Die größten Feinde des Geschäftsreisenden

Foto: Martin Barraud / Getty Images

Manager auf Dienstreise Überflieger im Büro, Niete unterwegs

Jeder vierte Manager hat auf Dienstreise schon mal den Pass vergessen - weil er schlicht nicht wusste, dass man ihn braucht. Stefan Vorndran vom Deutschen Reiseverband erklärt, warum Chefs unterwegs derart hilfsbedürftig sind.
Zur Person

Stefan Vorndran (Jahrgang 1963) ist Vorsitzender des Ausschusses Business Travel im Deutschen Reiseverband und Geschäftsführer und Senior Vice President Central Europe des Geschäftsreiseanbieters BCD Travel Germany.

KarriereSPIEGEL: Sie haben jüngst in einer Studie  die Probleme von Geschäftsreisenden untersucht. 23 Prozent wussten demnach nicht, dass sie ihren Pass brauchen, 28 Prozent hatten Probleme am Zoll, weil sie die Bestimmungen nicht kannten. Wie können versierte Führungskräfte so verpeilt sein?

Vorndran: Na ja, die Leute sind kompetent auf ihren jeweiligen Fachgebieten, aber sie beschäftigen sich wenig mit Einreiseformalitäten. Es gibt da immer wieder faszinierende Erlebnisse, unter anderem auch mit Geisteswissenschaftlern. Die sind zwar hochintelligent, aber manche muss man wirklich an die Hand nehmen, um sie von A nach B zu bringen. Was den Reisepass angeht, trägt zu dieser Unbesorgtheit natürlich bei, dass man innerhalb Europas normalerweise keinen mehr braucht - und wenn es dann mal woandershin geht, wird der Pass gerne vergessen oder ist nicht mehr gültig.

KarriereSPIEGEL: Noch mehr Probleme gab es beim Einchecken und der Sicherheit am Flughafen. 45 Prozent der Befragten haben schon mal einen Flug verpasst, weil das zu lange dauerte.

Vorndran: Das ist mir auch schon passiert. Wenn der Flug um sechs Uhr geht und man ist um fünf Uhr da, dann sollte das doch eigentlich reichen, oder? Wenn Sie 30 Minuten oder länger in der Security verbringen, ist das eine Zumutung. An den Flughäfen existieren zum Teil katastrophale Zustände. Zumal wir Fluggäste ja mit jedem Ticket die Sicherheitsgebühr bezahlen! Als Flughafen weiß man doch ganz genau, wann wie viele Leute in welchen Flieger steigen wollen. Da kann man eigentlich nicht überrascht sein, wenn diese Leute auch kommen.

KarriereSPIEGEL: Bei den Befragten Ihrer Studie gaben 10 Prozent mehr als im Vorjahr an, dass sie von ihrer Firma mit Problemen auf Dienstreisen alleingelassen wurden. Woher kommt dieser Zuwachs?

Vorndran: Immer mehr Unternehmen, zunehmend auch der Mittelstand, sind global unterwegs - und wenn es dann wirklich in die Ferne geht, stellen sich natürlich ganz andere Herausforderungen, als wenn man auf vertrauten Routen reist. Aber die Firmen erkennen allmählich, dass sie da Handlungsbedarf haben.

KarriereSPIEGEL: Sitzt den Reisestellen das Businessclass-Ticket mittlerweile wieder lockerer in der Tasche?

Vorndran: Das korreliert natürlich mit den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Wenn die Zeiten schwerer werden, schlägt das in den Reiserichtlinien sofort durch. Aber das hat natürlich auch sehr stark mit der Unternehmenskultur zu tun. In der Regel gehen die meisten Branchen dazu über, ab einer Reisedauer von sechs Stunden Business Class zuzulassen. Aber beileibe nicht alle. Bei Bahnreisen beobachten wir, dass sich der Trend, Leute lieber zweite als erste Klasse reisen zu lassen, gerade wieder umkehrt - die erste Klasse füllt sich.

KarriereSPIEGEL: Welche Branchen sind besonders spendabel?

Vorndran: Es gibt schon welche, in denen die Economyclass eigentlich kein Thema ist: Chemie, Pharma, Unternehmensberatungen. Etwas enger unterwegs ist die Automobilzulieferindustrie, da wird Economy zum Teil als Standard vorgegeben. Aber man kann das nicht pauschalisieren. Es ist immer auch eine Frage der Unternehmenskultur. Und wenn man jemanden 20 Stunden lang Economy fliegen lässt zu irgendwelchen Verhandlungen, verliert man unter Umständen mehr, als man spart, weil der dann einfach vor Ort nicht fit ist. Jede Reise ist ja letztlich ein Investment. Da muss es natürlich auch einen Return geben.

KarriereSPIEGEL: Nehmen Geschäftsreisen eher zu oder ab?

Vorndran: Klar, die digitalen Möglichkeiten des Austauschs nehmen zu und ersetzen sicherlich die eine oder andere Reise. Videokonferenzen sind schon lange etabliert. Aber gerade im externen Kontakt mit Kunden oder Lieferanten muss man immer mal wieder vor Ort sein, das wird sich nicht ändern. Wir gehen von einem leichten Wachstum bei Geschäftsreisen aus, was Deutschland angeht. Weltweit nimmt die Anzahl rapide zu.

KarriereSPIEGEL: Welche Rolle spielen neuere Entwicklungen wie Carsharing oder private Übernachtungsportale für Geschäftsreisen?

Vorndran: Carsharing-Systeme werden schon jetzt sehr stark von Geschäftsreisenden genutzt, vor allem von jüngeren. Aber da ist noch sehr viel Luft nach oben. Es finden oft noch die alten Reflexe statt: Man geht zum Mietwagenschalter oder holt sich ein Taxi. Airbnb und ähnliche Portale spielen noch keine große Rolle - die meisten Geschäftsreisen dauern ja nur ein bis zwei Übernachtungen, da sind Hotels bequemer. Aber ein Trend bahnt sich auch hier an, vor allem für längere Aufenthalte, bei denen die Leute dann nicht mehr ausschließlich arbeiten, sondern auch etwas von der Stadt sehen wollen.

KarriereSPIEGEL: Wollen die Mitarbeiter anders reisen als früher?

Vorndran: Wir beobachten, dass Firmen zunehmend umdenken. Statt nur auf Richtlinien zu beharren, stellen sie immer mehr den Reisenden selbst in den Fokus - man versucht, das Reisen für ihn angenehmer zu machen. Die Reisenden fordern das auch viel mehr ein als früher; im Wettbewerb um die besten Fachkräfte spielt dieser Aspekt deshalb zunehmend eine wichtige Rolle. Und es ist ja auch ein Geben und Nehmen: Gerade jüngere Arbeitnehmer wollen Familie und Beruf unter einen Hut bekommen. Die finden es zwar normal, dass sie rund um die Uhr erreichbar sind - aber erwarten auch, dass ihnen das Unternehmen im Gegenzug mehr Freiheit lässt. Geschäftsreisende werden selbstbewusster.

Das Interview führte Maren Hoffmann, Redakteurin bei manager magazin Online. Dort erschien ihr Beitrag zuerst.

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