Diskriminierung in Stellenanzeigen "Gesunder Löwe" gesucht
Es gibt Unternehmen, die "Anpacker", "Durchstarter" oder "gesunde Löwen" einstellen wollen. Es gibt Krankenhäuser, die einen "Assistenzarzt" brauchen oder Hotels, die eine "flexible Servicekraft/Hotelfachfrau/Restaurantfachfrau (m/w)" suchen.
Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes hat 5667 Stellenanzeigen danach ausgewertet, ob sie diskriminierend sind oder nicht. Laut der Studie, die an diesem Montag in Berlin vorgestellt worden ist, konnten nur 125 von ihnen als diskriminierend eingestuft werden, das sind 2,2 Prozent.
Diese Stellenanzeigen verstießen demnach gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG). Das heißt Bewerber wurden aufgrund ihrer ...
- ethnischen Herkunft beziehungsweise aus rassistischen Gründen,
- des Geschlechts,
- der Religion oder Weltanschauung,
- einer Behinderung,
- des Alters oder
- der sexuellen Identität
benachteiligt.
Allerdings enthielt jede fünfte Stellenanzeige ein Diskriminierungsrisiko. Ein Risiko liegt vor, wenn etwa einzelne Personen von der Bewerbung ausgeschlossen werden könnten. Das wäre dann der Fall, wenn etwa nach Menschen mit fünf oder zehn Jahren Berufserfahrung gesucht wird, da dies jüngere Bewerber abschrecken könnte.
Diskriminierung in Stellenanzeigen
Die Mehrheit der als diskriminierend eingestuften Stellenanzeigen (80 Prozent) adressieren meist nur ein Geschlecht - etwa wenn ein Unternehmen "Redner", "Brückenbauer" oder "Berater" sucht oder "medizinische Fachangestellte", selbst dann, wenn dahinter der Zusatz (w/m) gesetzt wird.
Die Wissenschaftler konnten vor allem in weiblich dominierten Branchen diskriminierende Stellenanzeigen entdecken: bei Bürofachkräften, Krankenpflegekräften und Sprechstundenhilfen.
Nur zehn Prozent der Stellenanzeigen enthalten einen neutralen Jobtitel wie "Leitung der Station" oder "Assistenz der Geschäftsführung". Meist werden die Jobtitel mit dem generischen Maskulin bezeichnet und tragen den Zusatz wie (w/m), zum Beispiel Softwareentwickler, Techniker, Mechaniker.
Diskriminierung aufgrund des Alters
In jeder fünften diskriminierenden Stellenanzeige wurde auf ein spezielles Alter angespielt, etwa wurden hier die Bewerber geduzt, es wurde eine "junge Servicekraft" gesucht oder das Unternehmen stellte sich selbst als jung dar ("Junges Team sucht").
Auch mit Fotos kann in Stellenanzeigen diskriminiert werden. Rund jede fünfte der untersuchten Stellenanzeigen enthielt ein Foto von Personen. Auch wenn die Fotos mehrheitlich Frauen und Männer zusammen darstellten, ist auf mehr als einem Viertel (28 Prozent) der Fotos nur ein Mann oder mehrere Männer und auf knapp einem Fünftel (19 Prozent) nur eine Frau oder mehrere Frauen zu sehen. Dabei sind Fotos, die nur ein Geschlecht abbilden, vor allem in Stellenanzeigen für männer- beziehungsweise frauendominierte Berufsgruppen zu finden.
Ebenfalls knapp ein Fünftel (19 Prozent) der Stellenanzeigen mit einem Foto stellen nur jüngere Personen dar und können daher ein Diskriminierungsrisiko für ältere Bewerber darstellen.
Fotos, auf denen jüngere Frauen zu sehen sind, finden sich demnach überdurchschnittlich oft in Stellenanzeigen für Bürofachkräfte, Pflege- oder Verkaufspersonal. Fotos von jungen Männern sind dagegen oft in Stellenanzeigen mit starkem IT-Bezug zu sehen.