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Großbritannien Männer klagen erfolgreich wegen Diskriminierung

Weniger Geld für die gleiche Arbeit, das betrifft nur Frauen - oder? In Wales haben nun Angestellte einer Universität geklagt, weil ihre Kolleginnen besser verdienen. Mit Erfolg.
Diskriminierung im Job: Auch Männer sind betroffen

Diskriminierung im Job: Auch Männer sind betroffen

Foto: Corbis

Diskriminierung im Job trifft vor allem Frauen - aber eben nicht immer. Dass es auch mal andersherum laufen kann, hat eine Klage in Großbritannien gezeigt. Dort haben zum ersten Mal Männer wegen Diskriminierung geklagt. Und recht bekommen.

Die Rechtsbeschwerde hatten 18 Mitarbeiter der Universität Trinity Saint-David (UWTSD) in Wales eingereicht. Die Angestellten, darunter Tischler, Klempner und Hausmeister, wurden schlechter bezahlt als die Sekretärinnen und Büroangestellten der Uni - obwohl alle in der gleichen Lohn- und Gehaltsgruppe eingestuft waren.

Die Geschäftsführung der Uni hatte zunächst argumentiert, die Gehaltsunterschiede erklärten sich aus Änderungen in den jeweiligen Arbeitsverträgen. Zu den Umstrukturierungen war es gekommen, weil die Swansea Metropolitan University, bei der die Männer ursprünglich angestellt waren, im vergangenen August mit der UWTSD zusammengeführt wurde.

Historische Entscheidung für Großbritannien

Am Mittwoch gab sich die Uni überraschend geschlagen - ihre Anwälte lenkten ein. "Nachdem wir den Fall geprüft haben, mussten wir feststellen, dass der Antragsgegner seine Klage gut begründen konnte", sagte Peter Wallington, der leitenden UWTSD-Anwalt. Ein Sprecher der Universität sprach sogar von einer historischen Entscheidung.

Die Männer hatten geklagt, nachdem die Zahl ihrer Wochenstunden von 45 auf 37 herabgesetzt wurde. Als Ausgleich für die stark reduzierte Arbeitszeit wurde den Männern eine Zusatzzahlung gewährt. Aber als das neue System eingeführt wurde, stellten die Männer fest, dass ihre Stundenlöhne geringer waren als die der weiblichen Angestellten der Universität in der gleichen Lohngruppe.

Die Gruppe führte in der Klage an, dass sie keine Gelegenheit erhalten habe, sich zu der Änderung zu äußern. Rob Cooze, einer der Kläger, sagte der BBC, er und seine Kollegen seien überglücklich über den Erfolg der Rechtsbeschwerde. "Wir wollten eigentlich nicht so weit gehen, sind aber froh, dass der gesunde Menschenverstand sich durchgesetzt hat", sagte er. Die Männer sollen die Lohndifferenzen von jeweils etwa 30.000 britischen Pfund, ungefähr 35.000 Euro, nachträglich ausbezahlt bekommen.

Klagen wegen Diskriminierung bei der Bezahlung kommen in Großbritannien in der Regel von Frauen. Laut der britischen Statistikbehörde verdienen Frauen im Königreich im Schnitt 19,7 Prozent weniger als Männer. Auch in Deutschland verdienen Männer in den allermeisten Fällen deutlich besser.

joe/AFP
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