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Öffentliche Unternehmen Viele öffentliche Betriebe fast ohne Frauen im Vorstand

Frauen in der Führungsetage? Bei öffentlichen Unternehmen so selten wie in der Privatwirtschaft. Eine neue Studie zeigt: Etliche planen sogar weiterhin mit einem potenziell frauenfreien Topmanagement.
Es geht aufwärts - aber langsam

Es geht aufwärts - aber langsam

Foto: Chen Liu / EyeEm / Getty Images

Frauen in den Chefetagen sind immer noch rar. Man könnte denken, dass zumindest die Unternehmen in öffentlicher Hand eine Vorreiterrolle bei der Gleichstellung einnehmen würden, aber das ist falsch: Hier sieht es auch nicht besser aus als in der privaten Wirtschaft - der Anteil von weiblichen Aufsichtsratsmitgliedern etwa liegt nur bei einem knappen Drittel.

Das zeigt der neue Public Women-on-Board-Index  des Vereins Frauen in die Aufsichtsräte (FidAR). Die Studie analysiert den Anteil von Frauen in Aufsichtsgremien und Management der 262 größten öffentlichen Unternehmen in Deutschland. Darunter sind etwa Verkehrsbetriebe, Lottogesellschaften, Unternehmen der Deutschen Bahn, Landesbanken und Kliniken, Landesweingüter und Hafenbetriebe, an denen Bund und/oder Länder beteiligt oder deren Eigentümer sie sind.

Zielvorgabe: Null Frauen

"Ernüchternd ist der Umgang von öffentlichen Unternehmen mit den verpflichtend für das Aufsichtsgremium, Top-Managementorgan und die obersten zwei Managementebenen festzulegenden Zielgrößen", so FidAR-Präsidentin Monika Schulz-Strelow. Solche Zielgrößen müssen Unternehmen angeben, wenn sie börsennotiert oder mitbestimmt sind. Von den 104 untersuchten Bundesbeteiligungen haben nur 29 eine solche Zielgröße veröffentlicht - aber die Hälfte davon hat sie einfach auf null gesetzt, plant also mit einer weiterhin potenziell frauenfreien Führung. "Offensichtlich wird: Wenn die öffentlichen Unternehmen ihrem Vorbildcharakter auch bei der Chancengleichheit von Frauen und Männern gerecht werden wollen, müssen sie mehr für Diversity tun. Denn von der angestrebten paritätischen Besetzung der Gremien sind sie weiterhin weit entfernt", so Schulz-Strelow.

In acht Prozent der untersuchten Unternehmen sitzt gar keine Frau im Aufsichtsrat; mehr als fünf Prozent haben komplett frauenfreie Führungsetagen. Besser sieht es bei Unternehmen aus, die gesetzlich stärker unter Druck stehen. So regelt das Bundesgremienbesetzungsgesetz, dass die Hälfte der vom Bund selbst in die Aufsichtsräte entsendeten Vertretungen Frauen sein müssen; folglich liegt der Frauenanteil dort, wo der Bund selbst beteiligt ist, höher. Ähnliches gilt für das Management der Firmen: Der Anteil der weiblichen Topführungskräfte liegt bei unmittelbaren Beteiligungen des Bundes immerhin bei einem Viertel, im Schnitt sind es bei den öffentlichen Unternehmen nur gut ein Fünftel. Der Frauenanteil in der ersten Managementebene unterhalb des Topmanagements ist sogar gesunken: auf durchschnittlich 31,2 Prozent (2019: 34,6), in der zweiten Managementebene auf 29,9 Prozent (2019: 31,3 Prozent). Immerhin lässt sich auch ein Trend nach oben erkennen. Seit 2015 ist der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der öffentlichen Unternehmen um gut acht Prozent gestiegen, im Topmanagement um knapp neun Prozent.

Ein wichtiger Faktor für die Gleichstellung von Frauen scheint laut Studie zu sein, ob es einen Kodex gibt, der die Beteiligung von Frauen konkret vorgibt. So haben die Landesbeteiligungen in Berlin, Brandenburg und Hamburg den durchschnittlich höchsten Frauenanteil in den Aufsichtsgremien; die drei Bundesländer haben alle einen "Public Corporate Governance Kodex", der die angemessene Beteiligung von Frauen deutlich vorschreibt. Schlusslicht beim Frauenanteil in den Aufsichtsgremien bilden wie im vergangenen Jahr die Länder ohne Kodex: Bayern mit 17,2 Prozent (2019: 14,1 Prozent) und Sachsen mit 16,3 Prozent (2019: 12,8 Prozent).

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