Ein Gebäudereiniger berichtet "Ich liebe meinen Job"
Zwischen Wunsch und Wirklichkeit ist in vielen Berufen jede Menge Platz. In der Serie "Das anonyme Jobprotokoll" erzählen Menschen ganz subjektiv, was ihren Job prägt - ob Tierärztin, Staatsanwalt oder Betreuer im Jobcenter.
"Wenn die Menschen an Gebäudereinigung denken, haben sie sofort ein klares Bild im Kopf: Eine ältere Frau, die mit Wischer und Sprühflasche den Boden wischt. Dafür wird sie auch noch bezahlt. Dieses Bild nervt mich sehr, denn es entspricht absolut nicht der Wirklichkeit.
Das Klischee sagt: Putzen gehen ist Frauensache. Das kann ich nicht bestätigen. Bei uns in der Firma arbeiten auch sehr viele Männer, gerade in der Fensterreinigung. Hier kommt es auf Genauigkeit und Zuverlässigkeit an. Man muss einfach ein Auge für Sauberkeit haben. Außerdem ist der Beruf körperlich anstrengend, dafür muss man fit sein. All das ist viel wichtiger als das Geschlecht.
Das anonyme Jobprotokoll: So sieht der Alltag wirklich aus
Man muss in dem Job auch sehr aufmerksam sein: Zu leicht werden Spinnweben und anderer Schmutz übersehen. Auch eine gute Kenntnis von Chemikalien ist notwendig. Ein falsches Reinigungsmittel kann zum Beispiel Oberflächen irreparabel zerstören. Das soll selbstverständlich vermieden werden.
Was viele nicht wissen: Der Beruf des Gebäudereinigers ist ein dreijähriger Ausbildungsberuf, mit Unterricht in der Berufsschule und Abschlussprüfungen. Auch der Verdienst ist für ausgebildete Kräfte nicht so schlecht, wie viele meinen. Ich habe im Durchschnitt nach der Ausbildung etwa 14 Euro brutto pro Stunde verdient. Als Meister noch mehr. Es ist also durchaus möglich, mit meinem Beruf eine Familie zu ernähren.
Seit 13 Jahren arbeite ich als Gebäudereiniger in einer mittelgroßen Stadt. Nach dem Realschulabschluss wusste ich zunächst nicht so recht, für was ich mich entscheiden sollte. Durch einen Freund kam ich dann auf die Idee, eine Ausbildung zum Gebäudereiniger zu machen. Durch meinen Schulabschluss und gute Noten in der Berufsschule konnte ich die Ausbildung von drei auf zwei Jahre verkürzen.

Fensterputzer bei der Elbphilharmonie: Krasser Job, bester Blick
Inzwischen bin ich Gebäudereiniger-Meister: Meine Ratschläge sollte man ernst nehmen. Arbeitssicherheit und Materialverträglichkeit sind sehr umfangreiche Themen.
Ich liebe meinen Job. Vor allem die Abwechslung gefällt mir. An manchen Tagen bin ich bei vier verschiedenen Kunden und reinige Privathaushalte, dann bin ich für drei Wochen in einem großen Hotel beschäftigt und erledige dort nach Umbauarbeiten die Grundreinigung. Mittlerweile übernehme ich als Meister viele organisatorische Aufgaben. Ich nehme Aufträge an und plane dementsprechend meine Mitarbeiter für den jeweiligen Auftrag ein. Auch das gefällt mir gut.
Ich freue mich, wenn ich Menschen helfen kann. Wenn ich den Dielenboden einer Altbauwohnung so reinigen kann, dass er wieder aussieht wie vor 80 Jahren, macht mich das stolz. Besonders schön ist es, wenn Menschen mir Anerkennung entgegenbringen. Neulich habe ich die Fenster eines Bürogebäudes gereinigt. Ich stand auf einer Hubarbeitsbühne in etwa 20 Metern Höhe. Eine Schulklasse kam vorbei. Mindestens 25 Kinder blieben begeistert stehen und winkten mir zu. Ein tolles Gefühl.
Auch wenn Kunden mich direkt buchen und nicht von einem anderen Kollegen betreut werden wollen, weil sie mit meiner Arbeit so zufrieden waren, freue ich mich. Manche geben mir auch einen Kaffee aus und wir unterhalten uns. Für die Zukunft wünsche ich mir mehr Anerkennung für meinen Beruf. Wir Gebäudereiniger können mehr als nur den Dreck wegmachen. Wir reinigen, pflegen und konservieren in und an Gebäuden. Unser Ziel ist es, es für die Menschen, die dort leben, schön zu machen."