Berufsanfänger in Wirtschaftskanzlei Einstiegsgehalt 140.000 Euro - ist das noch normal?
Die Nachricht sorgte in sozialen Netzwerken für Furore: Die internationale Wirtschaftskanzlei Milbank erhöht das Jahresgehalt für ihre neuen Mitarbeiter - auf künftig 140.000 Euro im ersten Berufsjahr.
Die hohe Summe löste teils Irritationen aus. "Langsam wird es irrational", twitterte etwa ein Redakteur des "Handelsblatts".
Langsam wird´s irrational: #Milbank zahlt Berufseinsteigern (sic!) 140.000 Euro https://t.co/Xea8Ce7cfm
— Volker Votsmeier (@VolkerVotsmeier) November 30, 2016
Was ist denn da bei den Juristen los? "140.000 Euro Einstiegsgehalt sind natürlich sehr hoch und sprengen die Statistik", sagt Artur Jagiello, Sprecher von Personalmarkt Services. Das Unternehmen betreibt die Vergütungsdatenbank Gehalt.de , auf der Nutzer anonym ihr Einkommen angeben können, um zu sehen, wo sie im Vergleich mit anderen stehen. Die Selbstauskunft soll Anhaltspunkte für Gehaltsverhandlungen liefern. Ob die Nutzer dort stets ehrlich sind, lässt sich schwer nachprüfen. Doch warum sollte man sich selbst beschwindeln?
"Wir kennen zwar Top-Einstiegsgehälter, in denen junge Bachelorabsolventen mit über 55.000 Euro im Jahr starten, 140.000 Euro sind jedoch sehr selten", so Jagiello.
Bei Milbank hat man als Bachelorabsolvent allerdings keine Chance. Das Unternehmen stellt nur Rechtsanwälte mit beiden Staatsexamen ein. "Wir suchen jeweils die besten Absolventen eines Jahrgangs", sagt Anne Wagener, HR Managerin bei Milbank.
Viele der Mitarbeiter bei Milbank haben zudem einen Doktortitel. Dieser sei aber keine Voraussetzung, so Wagener. Das Einstiegsgehalt sei unabhängig von der Zusatzqualifikation. Wie viele Stunden die jungen Rechtsanwälte dafür im Schnitt arbeiten, verrät sie allerdings nicht.
Auch andere renommierte Großkanzleien wie Freshfields oder CMS werben laut Jagiello mit Spitzengehältern um Top-Juristen. 100.000 bis 120.000 Euro Einstiegsgehalt seien in diesen Häusern keine Seltenheit. Dafür müssten die Absolventen aber auch entsprechend ackern.
Im Mittel verdienen junge Rechtsanwälte knapp 55.000 Euro brutto im Jahr. Für Firmenanwälte liegen die Einstiegsgehälter sogar knapp darunter.
Allerdings verdienen Rechtsanwälte in Unternehmen in ihrem späteren Berufsleben besser: Als sogenannter Syndikus bringt man es laut Gehalt.de nach fünf Berufsjahren auf durchschnittlich 83.000 Euro Jahresgehalt. Mitgezählt werden auch Justiziare, die keine Zulassung bei der Rechtsanwaltskammer brauchen.
Insgesamt schwanken die Gehälter stark, je nachdem, ob die Absolventen der Rechtswissenschaft in einem kleinen Unternehmen mit bis zu 20 Angestellten arbeiten (Durchschnittsgehalt 54.000 Euro) oder mehr als tausend Kollegen haben (85.000 Euro durchschnittliches Jahresgehalt).