Verdienst richtet sich nach Wohnort Google-Mitarbeiter im Homeoffice fürchten Gehaltskürzung

Google-Gebäude in New York (Archivfoto)
Foto: ymgerman / iStock Editorial / Getty ImagesZwei Stunden braucht ein Google-Mitarbeiter aus der Nähe von Seattle jeden Tag von seinem Zuhause ins Büro. Zeit, die locker gespart werden könnte, wie die Coronakrise gezeigt hat: Er könnte seine Arbeit genauso gut im Homeoffice verrichten.
Aber dann würde er wohl zehn Prozent weniger verdienen. Das zumindest legt der interne Gehaltsrechner nahe, mit dem Google-Angestellte sich die Auswirkungen eines Umzugs auf ihr Gehalt ausrechnen können.
Google-Angestellte, die von New York ins eine Stunde entfernte Stamford im US-Bundesstaat Connecticut umziehen, müssen beispielsweise eine Gehaltseinbuße von 15 Prozent hinnehmen. Wer seinen Wohnsitz ins Umland von Seattle, Boston oder San Francisco verlagert, bekommt fünf bis zehn Prozent weniger Gehalt.
Auch Facebook und Twitter kürzen die Gehälter für Mitarbeiter, die in günstigere Gegenden umziehen.
»Vergütungspakete« sind »standortabhängig«
»Unsere Vergütungspakete waren schon immer standortabhängig, und wir zahlen immer an der Spitze des lokalen Marktes, je nachdem, von wo aus ein Mitarbeiter arbeitet«, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters einen Google-Sprecher. Die Vergütung unterscheide sich von Stadt zu Stadt und von Bundesland zu Bundesland.
Das Gehalt der Angestellten an ihren Wohnort anzupassen, ist in den USA ein bekanntes Konzept. Buffer-Mitgründer Leonhard Widrich berichtete schon vor fünf Jahren im SPIEGEL-Interview , dass ein Umzug das Gehalt verringern könne. »In Thailand sind die Lebenshaltungskosten deutlich niedriger als in Kalifornien, wo ein WG-Zimmer schon mehr als tausend Dollar Miete kostet. Es wäre deshalb unfair, allen das Gleiche zu zahlen.«
Bislang kam das Konzept nur bei Umzügen zum Tragen. Mitarbeitende im Homeoffice befürchten nun, dass ihr Gehalt auch ohne Umzug gekürzt werden könnte, wenn ihr Wohnort auf dem Land ist.
Sein Gehalt wäre dann wieder auf dem Stand vor seiner letzten Beförderung, zitiert Reuters den Google-Mitarbeiter aus dem Umland von Seattle, der anonym bleiben möchte. »Ich habe nicht so hart gearbeitet, um befördert zu werden und dann eine Gehaltskürzung hinzunehmen.« Er habe sich deshalb entschieden, wieder täglich zu pendeln.
Auf Nachfrage der Nachrichtenagentur, ob das Gehalt von Heimarbeitern angepasst werde, antwortete ein Sprecher ausweichend: Mitarbeitende, die in einer Niederlassung arbeiten, werden genauso bezahlt wie Mitarbeitende, die in derselben Stadt von Zuhause aus arbeiten. Wie Angestellte vergütet werden, die bislang im New Yorker Büro gearbeitet haben und ihr Homeoffice außerhalb der Stadt haben, beantwortete der Sprecher nicht.