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Tipps von den Karriereberaterinnen Für eine Topposition soll ich meinen »Habitus« entwickeln – bloß wie?

Dorothea Assig
Dorothee Echter
Ein Gastbeitrag von Dorothea Assig und Dorothee Echter
Marketingleiterin Yvonne will Karriere machen. Fachlich stimmt alles, aber von Headhuntern hört sie: Es fehlt am richtigen Habitus, an der Selbstsicherheit. So kann sie das ändern.
Dass es zum Handschlag kommt: Sie müssen jetzt ein Zugehörigkeitsgefühl zu den Personen entwickeln, die bereits dort sind, wo Sie erst hinwollen.

Dass es zum Handschlag kommt: Sie müssen jetzt ein Zugehörigkeitsgefühl zu den Personen entwickeln, die bereits dort sind, wo Sie erst hinwollen.

Foto: danang setyo nugroho / Getty Images/iStockphoto

Yvonne, 35 Jahre, fragt: »Ich bin Marketingleiterin und strebe eine neue, verantwortungsvolle Position an. Von Headhuntern bekomme ich immer wieder das Feedback: Überragendes Können, nur der Habitus fehle. Ich sei nicht souverän genug und wirkte vor vielen Menschen unsicher. Was ist damit gemeint und wie kann ich das ändern?«

Dorothea Assig und Dorothee Echter sind Beraterinnen für das internationale Topmanagement, Konferenzrednerinnen und Autorinnen von Fachartikeln und Fachbüchern. Dazu zählen »Freiheit für Manager« und »Ambition. Wie große Karrieren gelingen«. Ihr jüngstes Buch: »Eines Tages werden sie sehen, wie gut ich bin! – Wie Karrieremythen Ihren Erfolg blockieren und wie Sie dennoch weiterkommen.« Ariston Verlag. In ihren Beiträgen gehen sie besonders auf Probleme von Führungskräften ein. E-Mail an karriere.leserpost@spiegel.de schreiben – Stichwort Assig und Echter 

Liebe Yvonne,

das ist der Lauf einer ambitionierten Karriere: Während zu Beginn Leistungsbeweise Ihr Weiterkommen bestimmen, kommt jetzt der entsprechende Habitus dazu. Der Habitus zeigt Ihre Rolle und Gruppenzugehörigkeit. An Ihrem gesamten Verhalten, an Ihren bevorzugten Themen, an Ihrer Sprache, bis hin zum Kleidungsstil ist es erkennbar: Definieren Sie sich als ambitioniert? Fühlen Sie sich bereits jetzt im Management heimisch?

Dies nennen wir Verortung: Wo fühlen Sie sich zugehörig, und wie zeigen Sie das? Das wertvolle Feedback der Headhunter:in bedeutet: Sie müssen jetzt ein Zugehörigkeitsgefühl zu den Personen entwickeln, die bereits dort sind, wo Sie erst hinwollen – ins Management oder Topmanagement.

Wie können Sie diesen Habitus entwickeln? Es ist nicht die Anpassung gemeint, nicht das Kopieren von Hobbys oder Konsumverhalten oder Körpersprache der Mächtigen. Auch nicht nach dem Mund reden, schleimen und alles toll finden, was jemand macht, der im Büro einen Anzug oder ein Armani-Kostüm trägt. Was dann?

Das bedeutet der Zugehörigkeits-Habitus

1. Dass Sie sich selbst, Ihr großes Können, Ihre Erfolge, Ihre Ambition erkennen, benennen, ernst nehmen, kommunizieren und damit Ihren Eigenwillen zeigen. Klingt einfach, ist es nicht. Sie gehören in die neue Liga. Sie brauchen Antworten auf diese Fragen: Warum sind Sie so erfolgreich? Warum werden Sie weiterhin erfolgreich sein? Wichtig: Ihre Antwort stellt nicht Ihre Kompetenzen dar, sondern was Sie antreibt! »Ich wollte schon immer das beste After-Sales-Callcenter etablieren. Das ist meine Expertise.« Und das Ergebnis: »Dank meines Konzeptes gingen die Retouren ständig zurück.«

2. Dass Sie Ihr Können und Ihren Erfolg selbst ernst nehmen, muss sichtbar sein für alle, die Sie empfehlen könnten. Kleiden Sie sich angemessen teuer und seriös, so wie die Besten der neuen Liga? Haben Sie gute Manieren? Wie sprechen Sie über sich – zu bescheiden? Zu lang? Und wie über andere – wirklich nur positiv? Wie managementaffin wirkt Ihre Präsenz in den Sozialen Medien? Die kleinste Störung im ersten und zweiten Eindruck fällt auf die zurück, die Sie empfehlen. Die Reputation der Empfehlenden ist abhängig von Ihrem Auftreten.

3. Geben Sie Mikrosignale, die ausdrücken: »Hier gehöre ich hin.« Sie wollen sich nicht beweisen: »Sie wissen ja, damals in Mailand wurde das nach meinem Entwurf …«. Nicht auftrumpfen: »Diese Lösung ist doch recht old school.« Nicht kritisieren: »Das würde ich bei Ihnen sofort ändern.« Nicht durchsetzen: »Jetzt lassen Sie mich bitte ausreden!« Denn damit grenzen Sie sich ab. Sie zeigen vielmehr Interesse an der anderen Person: »Was bewegt Sie gerade?« Sie idealisieren: »Großartig! Wie ist Ihnen das denn gelungen?« Finden Ähnlichkeiten: »Fanden Sie den Vortrag auch so interessant?« Und Sie lassen alle gut aussehen.

4. Ihre neue Haltung ist es, Nähe und Wohlwollen herzustellen, sodass Entscheider sich gern für Sie einsetzen. Deshalb machen Sie Komplimente, zeigen Dankbarkeit, Großzügigkeit und Unkompliziertheit. Sie unterstellen stets gute Motive. Sie hören interessiert zu und vertreten Ihre Ansichten und Wünsche so redundant-beharrlich wie wertschätzend-freundlich. Kritik überhören Sie. Sie lernen die Codes und Rituale, schreiben Glückwunsch-, Dankes- und Weihnachtskarten, verbringen Zeit bei allen informellen Gelegenheiten, die sich Ihnen bieten, Sie laden ein, Sie bringen Menschen zusammen.

Liebe Yvonne, zeigen Sie Ihren neuen Habitus:

  • Äußern Sie nichts Negatives über Ihr bisheriges Unternehmen oder die Chef:innen. Auch nicht auf die Frage, warum Sie es verlassen möchten. Selbst dann nicht, wenn Sie ungerechterweise gekündigt wurden. Loyalität ist vielleicht der mächtigste Habitus-Motivator, Sie zu empfehlen und einzustellen.

  • Schreiben Sie Ihrer Headhunterin und allen Personen, mit denen Sie jetzt zu tun haben, die Sie unterstützen, empfehlen, eine Dankeskarte. Wie viele Menschen kommen nicht einmal in die Nähe von Headhunter:innen? Auch, wenn sie es sich noch so sehr wünschen. Dankbarkeit ist vielleicht der mächtigste Habitus-Indikator für eine große Karriere.

Zum Weiterlesen empfehlen wir das Buch von Doris Märtin: »Habitus. Sind Sie bereit für den Sprung nach ganz oben?«. Für manche Menschen geht ihr Lebenstraum in Erfüllung, wenn sie in der Topliga angekommen sind. Für Sie auch?

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