Das Leben der Reichen Wo Männer ihren Frauen Boni zahlen

Fein gemacht, Schatz: In Manhattans Geldelite zahlen Banker ihren Frauen mitunter Boni - für Erfolge bei Haushaltsführung und Kindererziehung
Foto: CorbisEs war nach eigenen Angaben ein "kultureller Schock" für die Anthropologin Wednesday Martin, als sie in das New Yorker Nobelviertel Upper East Side zog. Martin, die früher unter anderem das Leben von Frauen in den abgelegenen Regionen des Amazonasbeckens untersucht hatte, stieß in dem kleinen Gebiet westlich der Lexington Avenue, nördlich der 63. Straße und südlich der 94. Straße, auf eine sehr exotische Gesellschaft mit sehr eigenen Gesetzen: streng nach Geschlechtern getrennt, die Frauen allesamt nicht erwerbstätig.
Und das Bizarrste: Etliche von ihnen bekommen von ihren reichen Männern einen vertraglich verhandelten Bonus ausgezahlt, wenn sie besonders gut mit dem Haushaltsgeld umgehen oder die Kinder besondere schulische Erfolge erzielen.
"Glam SAHMs", glamouröse Stay-at-home-moms, nennt Martin in einem Beitrag für die New York Times die Frauen der hier sesshaften Geldelite, die ihre Kinder im Businessdress zur Schule bringen. Rund hundert dieser Frauen hat Martin sechs Jahre lang regelmäßig getroffen. Die meisten von ihnen sind, so Martin, um die 30 Jahre alt und haben gute Abschlüsse von renommierten Universitäten oder Business Schools. Sie haben meist drei bis vier Kinder unter zehn Jahren, deren Erziehung zu möglichst großem sozialen und schulischen Erfolg sie zu ihrem prestigeträchtigen Hauptprojekt machten - "intensive mothering" heißt das auf Soziologisch.
Gemeinsame Mädels-Ausflüge im Privatjet
Die Geschlechter trennt nicht nur die Tatsache, dass die Männer, oft als Hedgefondsmanager oder private Vermögensverwalter, Millionen scheffeln, während die Frauen ihre erworbene berufliche Kompetenz meist unentgeltlich für ehrenamtliche und karitative Zwecke einsetzen. Auch sonst schotten sich Frauen und Männer recht streng voneinander ab.
Viele Frauen machten gemeinsame Mädels-Ausflüge - im Wortsinn, nämlich mit dem Privatjet, gern einheitlich gekleidet und als Gruppe auftretend. Selbst bei Dinnerpartys saßen Frauen und Männer meist getrennt, oft in getrennten Räumen. Diese selbstgewählte Trennung, schreibt Martin, sei ungefähr so selbstgewählt wie die der Dogon-Frauen in Mali, monatlich eine Menstruationshütte aufzusuchen - also zwar nicht gesetzlich vorgeschrieben, aber gesellschaftlich nahezu unentrinnbar.
"Die weltweite ethnografische Datenlage ist klar: Je mehr eine Gesellschaft in Schichten organisiert und je hierarchischer sie organisiert ist, und je mehr nach Geschlechtern getrennt, desto niedriger ist der Status der Frauen", fasst Martin nüchtern zusammen. Im Juni soll ihr Buch dazu erscheinen: "Primates of Park Avenue" heißt es ("Primaten der Park Avenue"), und es wird auch gleich angekündigt mit einem sarkastischen Vergleich: "Wie eine urbane Dian Fossey", wie die berühmte amerikanische Gorillaforscherin also, beschäftige die Autorin sich mit dem Sozialverhalten von Müttern an der Upper East Side.
Bleibt die Frage: Wofür verwenden die Frauen ihre Boni? Martin hat beobachtet: In den Kreisen der Super-Reichen kann man oft nicht einfach zusammen zum Abendessen gehen - sondern man mietet, wenn man seinen Bonus bekommen hat, einen Tisch bei einem Wohltätigkeitsessen einer Freundin, der dann gern auch mal 10.000 US-Dollar kostet. Ist ja für einen guten Zweck.

Maren Hoffmann ist Redakteurin bei manager magazin Online. Dort erschien ihr Beitrag zuerst.