Headhunter ist die geläufige Berufsbezeichnung, in der Branche selbst spricht man lieber von Personalberatung oder Executive Search. In diesem Bereich arbeiten in Deutschland fast 2000 Unternehmen, große wie kleine, dazu ein kaum überschaubares Heer an Einzelkämpfern. Insgesamt kämpfen bundesweit über 5000 Consultants um Aufträge und vermitteln qualifizierte Mitarbeiter an neue Arbeitgeber. Oft sind sie spezialisiert auf einzelne Branchen und Berufsfelder, etwa auf die Auto- oder Energie-Industrie, auf Handel oder Banken, Juristen oder Steuerexperten.
Die Mission ist stets klar: Ein Unternehmen sucht eine Fach- und Führungskraft, der Personalberater hilft bei der Auswahl - gegen beträchtliches Honorar. In der Regel liegt es mindestens bei einem Drittel des Bruttojahresgehalts, das der gesuchte Manager erhalten soll. Manche Personalberater starten mit der Vermittlung von Mitarbeitern mit einem Jahresgehalt von 50.000 Euro, andere haben sich auf Positionen ab 150.000 Euro spezialisiert.
Der Job des Personalberaters gehört zu den sogenannten "freien Berufen", kann aber auch im Angestelltenverhältnis ausgeübt werden. Angestellte Berufseinsteiger starten im Schnitt mit 37.300 Euro Jahresgehalt, so das Ergebnis einer aktuellen Auswertung der Vergütungsberatung PersonalMarkt, bei der mehr als 1100 aktuelle Datensätze ausgewertet wurden.
Firmengröße zählt, Prämien fließen bei Erfolg
Neben der Berufserfahrung spielt beim Einkommen vor allem die Firmengröße eine Rolle. Je größer das Unternehmen, umso höher fallen die Gehälter in der Regel aus. Der "klassische" Personalberater, der seine Mandanten vornehmlich bei der Suche nach passenden Mitarbeitern unterstützt, findet sich allerdings häufiger in kleineren Beratungsfirmen. Größere Personalberatungen sind darüber hinaus oft stärker beratend tätig. Aufgaben und Tätigkeiten eines Personalberaters können daher sehr unterschiedlich ausfallen.
Einen ordentlichen Gehaltssprung macht, wer Führungskraft wird. Liegt das durchschnittliche Grundgehalt eines angestellten Personalberaters - ohne Berücksichtigung von Firmengröße oder Berufserfahrung - bei 44.170 Euro, sind es bei Führungskräften bereits 78.000 Euro Grundgehalt.
Hinzu kommen Prämienanteile, denn Personalberatungen arbeiten stark erfolgsorientiert. Misslingt die Vermittlung eines Managers, fließt kein oder wenig Geld. Das schlägt sich auch in den Einkommen der Consultants nieder: Fast jeder zweite angestellte Personalberater (46,5 Prozent) erhält im Schnitt 4000 Euro Prämien jährlich. Bei den Führungskräften haben mehr als 70 Prozent eine Prämienregelung, der ausgezahlte Betrag liegt im Schnitt bei rund 10.000 Euro im Jahr.
Die Personalmarkt-Auswertung ermittelt Durchschnittswerte, Top-Verdiener erreichen durchaus Gehälter von 100.000 Euro Jahresgehalt - und darüber. Zudem können Einzelunternehmer sowie die Chefs der kleinen und großen Beratungsfirmen deutlich höhere Einkommen erreichen. Sie tragen aber auch das wirtschaftliche Risiko, wenn es in ihrem Unternehmen nicht rund läuft - der Beraterlandschaft ist zersplittert, Headhunter kommen und gehen.
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Eingefangen: Headhunter erwirtschaften riesige Umsätze, der Wirtschaftsaufschwung und der Fachkräftemangel spielen ihnen in die Karten. Was aber verdienen angestellte Personalberater? Der Gehaltsreport gibt einen Überblick.
Berufserfahrung zahlt sich aus: Personalberater steigen meist mit einem Gehalt ein, das für junge Akademiker unauffällig wirkt - mit Berufserfahrung sind aber deutliche Sprünge drin.
Gehalt nach Unternehmensgröße: Je größer die Beratung, desto höher das Einkommen. Die Auswertung der Hamburger Vergütungsberatung PersonalMarkt erfasst allerdings nur angestellte Personalberater. Wer Chef eines Beratungsunternehmens oder selbständiger Headhunter ist, kann weit mehr verdienen, wenn der Laden brummt.
Michael Proft, Partner und Gesellschafter von Odgers Berndtson: "Ein häufiger Fehler ist es, sich betont schroff oder gestresst zu geben, in der irrigen Annahme, das wirke besonders lässig", beschreibt er einen Fehler von Kandidaten, "viele sind überraschend hilf- und ziellos, wenn es um das eigene Fortkommen geht". Dabei sei das "erste Treffen oft auch eine Art Karriere-Coaching". Andere Personalberater sehen es ähnlich: Unwissen und Ungeschicklichkeit kegeln viele Kandidaten aus dem Rennen.
Dorothee Echter, Top-Management-Beraterin: "Viele Kandidaten überschätzen sich, kennen ihre eigenen Möglichkeiten nicht oder sind so nervös, dass sie elementare Anstandsregeln vergessen", hat sie beobachtet. Wichtig sei, "nicht divenhaft oder zu taktisch zu agieren, sondern ehrlich und transparent". Wenn sich ein Manager selbst an einen Personalberater wendet, rät Echter davon ab, die Unterlagen wahllos zu streuen: "Das wirkt verzweifelt und austauschbar, ein Top-Manager aber möchte ja eine Trouvaille sein und kein bloßer Zählkandidat."
Heiner Fischer, Geschäftsführer von Herbold Fischer Associates, erklärt, warum eine Suche noch scheitern kann, auch wenn sich der Kontakt zunächst gut anließ: "Manche Kandidaten merken, dass ihre Erwartungen nicht erfüllt werden, oder sie sind genervt von teilweise sehr langwierigen Entscheidungsprozessen und nehmen ein anderes Angebot an." Zum Abbruch führen könnten Kleinigkeiten wie minimal unterschiedliche Vorstellungen über Gehalt oder Dienstwagenklasse. "Auch wenn ein Kandidat merkt, dass das Unternehmen ihn will, sollte er nicht immer noch mehr fordern", sagt Fischer.
Christine Stimpel, Geschäftsführerin von SpencerStuart in Deuschland, sieht das Zusammenspiel von Managern und Headhuntern als "ständiges Geben und Nehmen, das sich im Idealfall über viele Jahre entwickelt". Der Manager müsse "seinen Werdegang präzise schildern und zugleich über das Unternehmen bestens informiert sein". Und wie sieht es mit den Gehaltserwartungen aus? "Als Faustregel gilt: Plus 20 Prozent bei einem Wechsel sind ein ordentliches Ergebnis."
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