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Reisen, kochen, Marathon laufen Welche Hobbys in den Lebenslauf gehören – und welche nicht

Sie können eine Bewerbung aus der Masse hervorheben – oder sie direkt in den Papierkorb verfrachten: Hobbys. Eine Expertin gibt Tipps, wann man sie erwähnen sollte und wie selbst ein Durchschnittsinteresse spannend klingt.
Das Hobby Reisen sollte man nur unter bestimmten Bedingungen in einer Bewerbung erwähnen

Das Hobby Reisen sollte man nur unter bestimmten Bedingungen in einer Bewerbung erwähnen

Foto: Olezzo / iStockphoto / Getty Images

Es ist die perfekte Stelle. Sie ruft geradezu nach einem und man sieht sich schon in Aktion für den neuen Arbeitgeber. Nun müssen nur noch die Verantwortlichen davon überzeugt werden, dass niemand besser zu dem Job passt als man selbst. Doch die Konkurrenz ist groß, die Bewerbungen stapeln sich. Wie soll man sich von den Mitbewerberinnen und Mitbewerbern abheben?

In dem Versuch, der eigenen Bewerbung mehr Farbe zu verleihen, fragen sich viele Jobanwärterinnen und -anwärter, ob sie neben den beruflichen Qualifikationen im Lebenslauf auch ein wenig Privates preisgeben sollten. Eine Expertin verrät, wann das nützlich sein kann – und wann eher schädlich.

Sollte man Hobbys im Lebenslauf erwähnen?

»Es gibt grundsätzlich kein Richtig und Falsch«, sagt Bewerbungscoach Selma Kuyas. Die Angabe von Freizeitinteressen sei optional. Allerdings legen Arbeitgeber neben der fachlichen Eignung immer mehr Wert auf die sogenannten Soft Skills. So ergab der jährlich von dem Jobportal LinkedIn veröffentlichte »Workplace Learning Report« , dass 2021 vor allem Kompetenzen wie Resilienz, Kommunikationsfähigkeit und emotionale Intelligenz gefragt sind. Eine Studie der San Francisco State University  kam außerdem zu dem Ergebnis, dass kreative Freizeitaktivitäten die Leistung im Job steigern.

»Wer Marathon läuft, zeigt damit, dass er oder sie in der Freizeit die eigene Resilienz, also die Widerstandsfähigkeit, schult«, sagt Kuyas. »Meist merken wir davon selbst gar nichts, weil unsere Hobbys uns einfach Spaß bringen. Aber der Arbeitgeber profitiert von solchen Fähigkeiten im Job.«

Welche Interessen bringen Pluspunkte?

»Positiv gewertet werden häufig Teamsport oder Strategiespiele wie Schach«, sagt Kuyas. Auch Schreiben wecke das Interesse von vielen potenziellen Chefinnen und Chefs. »Hobbys wie Journaling – also kreatives Tagebuchschreiben – zeigen Kreativität und ein gutes verbales und schriftliches Ausdrucksvermögen. Das ist Vorgesetzten in der heutigen Zeit wichtig«, sagt Kuyas.

Auch Ehrenämter kommen gut an, genau wie das regelmäßige Organisieren von privaten Events wie Hochzeiten in der Familie oder im Freundeskreis. »Alles, wo man Struktur oder Durchhaltevermögen beweist.«

Was man auf jeden Fall erwähnen sollte, seien zudem Hobbys, bei denen man außerordentlich viel erreicht hat. Wer den New York Marathon gelaufen ist oder bei einer ehrenamtlichen Spendenaktion besonders viel Geld gesammelt hat, solle dies im Lebenslauf nicht weglassen. »Das sind persönliche Erfolge und künftige Arbeitgeber erkennen in so etwas den direkten Mehrwert für das Unternehmen«, sagt Kuyas.

Welche Hobbys sollte man lieber weglassen?

Genau wie beim Familienfest mit den entfernten Verwandten sollte man auch in Bewerbungen möglichst auf Themen wie Religion und Politik verzichten. Wer sich also politisch engagiert oder in seiner Glaubensgemeinde aktiv ist, sollte dies nur erwähnen, wenn es in direktem Bezug zur ausgeschriebenen Stelle steht.

Passive Hobbys sind genauso schwierig wie ihr Gegenpart: die riskanten oder besonders zeitintensiven Aktivitäten. »Netflix schauen oder Gaming kommen nicht gut an – es sei denn, man bewirbt sich beispielsweise als Gamedesigner«, sagt Kuyas. In den meisten anderen Jobs könne jedoch das Hobby »Fortnite spielen« so wirken, als sei die Person nicht besonders aktiv und eher auf der bequemen Seite.

Wer Extremsport betreibt, sollte dazu im Lebenslauf jedoch auch lieber kein Wort verlieren. »Die Funktion einer Bewerbung ist es, zum Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden«, sagt Kuyas. »Wenn mich die Angabe von Hochrisikohobbys oder besonders zeitintensiven Beschäftigungen von diesem Ziel entfernt, dann würde ich sie nicht erwähnen.« Schließlich läge es auf der Hand, dass ein potenzieller Arbeitgeber sich fragen könnte, ob eine Person regelmäßig mit Verletzungen ausfällt, wenn sie »Base Jumping« als liebsten Freizeitspaß angibt. Wem es wirklich wichtig ist, der könne das Thema im Bewerbungsgespräch anschneiden und schauen, wie die Reaktionen ausfallen.

Also lieber bei den klassischen Hobbys bleiben?

Womit man laut Kuyas leider ebenfalls selten punkte, seien die gängigen Freizeitbeschäftigungen wie joggen, reisen, kochen oder lesen. Zumindest komme es dabei auf die Art der Präsentation an.

»Wer das einfach so auflistet, hebt sich in keiner Weise von den Mitbewerberinnen und -bewerbern ab«, sagt Kuyas. »Man muss dem Hobby einen Kontext geben, dann kann man damit punkten. Bloß keine langweilige Stichwortliste, das bietet dem Leser oder der Leserin keinen Mehrwert.«

Wie schafft man es, dass es trotzdem nicht nach Poesiealbum klingt?

Zunächst einmal muss man die Rubrik nicht mit dem Wort »Hobbys« überschreiben. So vermeidet man auch den Fehler, die englische Schreibweise mit »ie« zu verwenden. »Ich empfehle Überschriften wie ›Was mich in meiner Freizeit bewegt‹, ›Woran ich Freude habe‹, je nach Inhalt ›Engagement‹ oder auch schlicht ›Extras‹«, sagt die Bewerbungsexpertin.

Anschließend solle man statt einer Liste immer mit Fließtext arbeiten. Dahinter stehen Leitfragen wie: Warum gehe ich einem bestimmten Hobby nach oder wie genau tue ich es? »Sobald ich einer Aktivität einen Kontext gebe, wird eine Geschichte daraus und das ist spannend zu lesen«, sagt Kuyas.

Anstelle von »Fußball spielen« solle man schreiben, warum und wie lange man diesen Sport schon betreibt, welche Position man in der Mannschaft hat und was man aus dem jahrelangen Teamplay gelernt habe.

Wer den Klassiker »Reisen« angibt, solle auf jeden Fall schreiben, warum er oder sie daran Freude hat: Will man die interkulturelle Kompetenz schärfen, bestimmte Kulturstätten besuchen oder seinen Horizont erweitern? Und: So konkret wie möglich sein. »Sprachreisen nach Südeuropa« reicht noch nicht. Besser ist es, im Text Fragen zu beantworten wie: Welche spezifischen Städte haben mich beeindruckt? Was habe ich aus den Reisen gelernt?

»Man sollte nicht das reine Konsumieren und Entertainment betonen, sondern die Auseinandersetzung mit dem Land, den Leuten oder der Sprache«, sagt Kuyas. Aus solchen Erzählungen können künftige Vorgesetzte bestimmte Persönlichkeitsmerkmale oder Soft Skills herauslesen.

Darf man ein wenig übertreiben?

Wer einfach nur gern reist, um an schönen Stränden zu liegen, dem sei dies natürlich absolut gegönnt. Das sei immerhin sehr menschlich, sagt Kuyas. Überverkaufen sollte man dies dann allerdings nicht. »Man muss zu allem, was im Lebenslauf steht, im Bewerbungsgespräch Rede und Antwort stehen können«, sagt sie. Nicht nur zu den beruflichen Qualifikationen könnten Rückfragen kommen, sondern besonders gern auch zu den erwähnten privaten Interessen.

Generell sei sie aber eine Befürworterin von ein wenig Selbstmarketing, sagt Kuyas: »Viele Bewerberinnen und Bewerber tendieren zum Understatement und betonen gar nicht, was ihre Vorzüge sind. Ich finde, man darf zeigen, was man kann und die Bewerbung ansprechend gestalten.«

Vor allem Frauen neigen ihrer Erfahrung nach dazu, sich nicht in den Mittelpunkt zu stellen und würden dadurch im Bewerbungsprozess benachteiligt. »Mein Tipp ist immer – auch für Männer, aber besonders für Frauen – sich darüber bewusst zu werden, was man bereits erreicht hat«, sagt Kuyas. »Wir tendieren dazu, unseren Job zu erledigen und das Geschaffte als selbstverständlich zu sehen.«

Das Führen eines Erfolgsjournals sei eine Möglichkeit, sich über einen längeren Zeitraum vor Augen zu führen, was man alles geleistet habe. Dann könne man dies auch leichter in einer Bewerbung herausstellen.

Wie viele Freizeitinteressen sollte man erwähnen?

Egal, ob man nur dem Tennisspielen treu ist oder jeden Nachmittag etwas anderes vorhat: In einer Bewerbung sollte man sich laut Kuyas auf ein einziges Hobby beschränken. »Der Platz ist begrenzt und der Lebenslauf keine Biografie«, sagt sie.

Wer drei oder vier Hobbys erwähne, könne den Eindruck erwecken, er oder sie sei so beschäftigt, dass 100 Prozent Einsatz für das Unternehmen gar nicht möglich seien.

Also lieber überlegen, welches Hobby relevant für die gewünschte Position sein könnte und es möglichst konkret beschreiben.

Gibt es Jobs, bei deren Bewerbung man Privates weglassen sollte – und solche, wo es besonders wichtig ist?

Wer noch wenig Berufserfahrung hat, dem rate die Expertin meist, private Interessen im Lebenslauf anzuführen. »Besonders Berufseinsteigern empfehle ich, Hobbys anzugeben«, sagt Kuyas. Natürlich solle man nicht aus Mangel an beruflichen Stationen sinnlos die Seite füllen, aber man könne bei den Interessen etwas mehr ins Detail gehen, damit die künftigen Vorgesetzten einen besseren Eindruck von der Persönlichkeit der Bewerberin oder des Bewerbers haben.

»Wenn Sie sich aber auf eine Stelle bewerben, bei der fünf bis zehn Jahre Berufserfahrung gefragt sind, dann sollte der Fokus auf den Qualifikationen und Kompetenzen liegen«, sagt Kuyas. Ein Lebenslauf solle schließlich nicht länger als zwei Seiten sein und dieser begrenzte Platz solle für die fachliche Erfahrung verwendet werden.

Wer das Berufsfeld wechselt, könne hingegen relevante Freizeitaktivitäten angeben. »Bei Quereinsteigern kann dies sinnvoll sein, da die Person im angestrebten Bereich keine Erfahrung hat«, so Kuyas. Wer durch ein Hobby bereits Erfahrung in dem neuen Gebiet hat, sollte dies definitiv erwähnen.

Was ist, wenn man keine Hobbys hat?

»Interessen hat jeder Mensch, auch wenn es nicht gemeinhin als Hobby gilt«, sagt Kuyas. Man könne also auch ein Herzensthema aufgreifen und erklären, warum man für diese Sache besonders brennt.

Bevor man dies allerdings nur aus Platzgründen tue, solle man lieber darauf verzichten und den Lebenslauf auf eine gut strukturierte Seite reduzieren. Viele Personalerinnen und Personaler seien darüber sehr dankbar, da sie wenig Zeit für das Sichten ausführlicher Bewerbungen hätten. »Also lieber nichts aus den Fingern saugen, sondern den Fokus auf die wirklich wichtigen Aspekte legen«, sagt Kuyas.

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