Umfrage zum Homeoffice Das Büro bleibt der wichtigste Arbeitsort

Homeoffice: Ist das der Büroplatz der Zukunft?
Foto: Sebastian Gollnow / dpaBis vor Kurzem war das Homeoffice für die Mehrheit der deutschen Beschäftigten noch exotisch. Arbeiten hieß vor allem, in der Firma anwesend zu sein – die deutsche Präsenzkultur war berüchtigt. Dann kam Corona und stellte für Büroarbeiter das ganze Modell auf den Prüfstand. Wie viel Präsenz muss eigentlich sein, und wie viel Freiraum für die Arbeitnehmer wäre vielleicht besser – für alle Beteiligten? Motto: Arbeitet doch, wo ihr wollt.
Eine Umfrage der Unternehmensberatung EY Real Estate zeigt, wie das die Betroffenen sehen. Dabei fällt auf: Einen Homeoffice-Hype gibt es nicht, aber vielen würde eine flexiblere Wahl des Arbeitsorts schon gefallen.
Denn die Hälfte der 1000 Befragten wünscht sich eine Mischform. Ein oder mehrmals die Woche würden sie gern von zu Hause aus arbeiten, und an den anderen Tagen in die Firma kommen. Nur 14 Prozent wollen komplett mit der Arbeit in die eigenen vier Wände ziehen, knapp ein Drittel möchte das nie oder nur in Ausnahmefällen.
Stellte man in den ersten Corona-Wochen vielerorts noch freudig verwundert fest, dass Arbeit im Homeoffice ja durchaus möglich ist, nehmen viele inzwischen auch die Nachteile deutlich wahr. Gefragt wurde nämlich auch, welche Gründe für ein Firmenbüro sprechen – und da fielen den Befragten einige ein. Besonders häufig wurde die einfachere Trennung von Privat- und Berufsleben genannt. Aber auch informelle Kontakte zu Kollegen, etwa Gespräche auf dem Flur oder in der Kaffeeküche, sind vielen wichtig – wie sonst soll man wissen, wie eigentlich die Stimmung im Betrieb ist?
Der nächste Punkt, den viele am Firmenbüro zu schätzen wissen, verbirgt sich unter dem sperrigen Oberbegriff »Interaktion und Dynamik bei Terminen vor Ort«: Es ist einfach etwas anderes, sich im Gespräch direkt gegenüberzusitzen. Aber auch ganz praktische Dinge nannten die Befragten als Vorteil des Arbeitens im Betrieb, etwa der schnelle Zugriff auf alle Unterlagen oder eine stabile Internetverbindung.
Softwareausstattung mit Mängeln
Kein Wunder, schließlich ist nicht einmal die Hälfte der Befragten mit der Ausstattung im Homeoffice richtig zufrieden. 35 Prozent finden sie schlecht oder sogar sehr schlecht, 22 Prozent sind bei der Antwort unentschieden. Gemeint ist damit nicht nur die Computertechnik, sondern auch der Schreibtischstuhl oder der Arbeitstisch. Das erklärt zum Teil auch die hohen Unzufriedenheitswerte: Wer im Homeoffice nach wie vor am Küchentisch sitzt, sitzt da auf Dauer nicht gesund.
Erstaunlich viele kritisieren auch die Software, die ihre Firma für die Zusammenarbeit verwendet. Ein Drittel findet die Programme sehr schlecht oder eher schlecht, auch hier sind nur 44 Prozent zufrieden oder finden sie sehr gut.
Bei EY Real Estate folgert man aus der Umfrage, dass sich die Arbeitswelt rasant verändert, das Büro aber ein wichtiger Teil davon bleiben wird. »Wir erleben gerade einen tief greifenden Wandel der Arbeitswelt, der nicht zuletzt dadurch begünstigt wird, dass die Interessen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern gleichgerichtet sind«, sagt Anna Schümann, Autorin der Studie. Mit der neuen Flexibilität können Arbeitnehmer Job und Privates besser bewältigen. Arbeitgeber hoffen, künftig mit kleineren Immobilien auszukommen.
Damit könnten sich künftig die Aufgaben ein wenig verschieben: Das Büro dient dann vor allem der Zusammenarbeit vieler Kollegen, der Unternehmenskultur und dem Miteinander. Und es bietet Arbeitsmöglichkeiten für Beschäftigte an, die sich aber auch ganz woanders hin zurückziehen können.
Die Umfrage
Die Untersuchung wurde vom Meinungsforschungsinstitut Civey durchgeführt. Auftraggeber war die Unternehmensberatung EY Real Estate, eine Tochter von EY Deutschland (früher Ernst & Young). EY Real Estate berät Unternehmen der Immobilienbranche.
Abgefragt wurde auch, ob Co-Working-Spaces für Angestellte eine weitere Alternative darstellen könnten. Der ursprüngliche Gedanke dieser Gemeinschaftsbüros ist ja, vor allem Freiberuflern Arbeitsplätze zu bieten, an denen sie sich mit Gleichgesinnten austauschen können. Doch auch für feste Mitarbeiter könnten so Arbeitsplätze in Wohnortnähe entstehen, sodass sie weniger weit pendeln müssten. Die Reaktion der Befragten war allerdings eher verhalten: Nur ein Drittel kann sich das gut oder sehr gut vorstellen.