Berufsverbot aufgehoben In Moskau dürfen jetzt auch Frauen U-Bahnen steuern

80 Jahre lang war U-Bahn-Fahren in Moskau Männersache – jetzt haben die Moskauer Verkehrsbetriebe erstmals Zugführerinnen eingestellt
Foto: Moscow transport department / HANDOUT / AFPEnde einer Männerdomäne: Frauen dürfen in Russland jetzt auch U-Bahnen steuern. Erstmals in ihrer mehr als 80-jährigen Geschichte hat die Moskauer U-Bahn nun auch Zugführerinnen . Die Verkehrsbetriebe gaben am Sonntag die Einstellung der ersten Frauen bekannt. Möglich wurde das erst durch eine Änderung des Arbeitsrechts. Bisher umfasste die Liste der Berufe, in denen in Russland nur Männer arbeiten dürfen, 456 Jobs – jetzt sind es noch etwa hundert.
Frauen dürfen jetzt auch als Kapitäninnen oder Lkw-Fahrerinnen arbeiten, aber immer noch keine gefährlichen Rettungseinsätze mitmachen oder an Hochöfen arbeiten oder Brände löschen. Die Liste der verbotenen Berufe geht auf das Jahr 1974 zurück; körperlich anstrengende Berufe sollten für Frauen tabu sein, um die Geburtenrate zu erhöhen.
Auch in Deutschland gab es bis vor 26 Jahren Beschäftigungsverbote für Frauen; heute gibt es sie nur noch für Schwangere und stillende Mütter. Ursprünglich sollte der Passus der Gewerbeordnung von 1878 dem Arbeitsschutz dienen und Frauen vor schwerer körperlicher Belastung schützen. 1955 wurde ein in der Arbeitszeitordnung von 1938 festgelegtes Beschäftigungsverbot für Frauen im Baugewerbe in der Bundesrepublik erneut in Kraft gesetzt. In der DDR durften Frauen auf dem Bau arbeiten (und taten das oft als Kran- oder Maschinenführerinnen). Nach der Wiedervereinigung wurde das bundesdeutsche Verbot 1994 im Rahmen einer großen Novelle der Arbeitszeitverordnung in Deutschland gekippt.