

Alvin Hu serviert Spielzeugklötze. Er trägt weiße Handschuhe, vorsichtig balanciert er den Teller zum Tisch. Hu träumt von einem Job als Butler bei Chinas High Society. An der International Butler Academy im südwestchinesischen Chengdu will er lernen, perfekte Falten in Tischdecken zu bügeln oder Tafelsilber zu polieren. Die Schule unter niederländischer Leitung profitiert von der steigenden Nachfrage nach Chefdienern europäischen Stils. Im kommunistisch regierten China sind sie ein begehrtes Statussymbol.
In China verfügen mehr als eine Million Menschen über ein Vermögen von 1,46 Millionen Euro oder mehr - Tendenz steigend. "In den vergangenen Jahren hat die Nachfrage nach Butlern stetig zugenommen", sagt der Ausbildungsleiter der Schule, Thomas Kaufmann. "Also ist es logisch für uns, hier Lehrer zu haben. Es ist einfacher, einen Chinesen im Butlergewerbe auszubilden, als einem Butler aus dem Westen die chinesische Sprache und Kultur nahezubringen."
Die Akademie wird von einer chinesischen Immobilienfirma gesponsert. In China sind in exklusiven Wohnanlagen Butlerdienste oft im Mietpreis inbegriffen. "Jetzt, wo der Verkauf von Wohnungen problematischer wird, müssen die Firmen den Mietern mehr Service bieten", sagt Kaufmann. "Für uns ist das ziemlich gut."
Auf einem Werbebanner für ein neues Villengebiet verspricht ein Mann in Anzug und Fliege, "die Eleganz des britischen Butlerservice in den Alltag zu bringen". Pu Yan vom Immobilienentwickler Langji Real Estate sagt: "Wir stellen einen Butler für jede private Villa."
In der Butlerakademie beginnt der Unterricht jeden Morgen mit Abstauben, Putzen und Polieren. Die Positionierung der Wasserkaraffe ist eine Wissenschaft für sich, ein falsch gedecktes Buttermesser eine Katastrophe. Beim Eindecken einer Bankett-Tafel werden mit Linealen die korrekten Abstände des Bestecks ausgemessen.
Die Ausbildung "kann hart sein, vor allem das Tischdecken", erzählt die chinesische Schülerin Chrissy Yan. Doch das schmälert ihren Ehrgeiz nicht: "Ich möchte ein Team chinesischer Butler leiten, die weltweit gefragt sind."
Knapp 6000 Euro zahlen Yan, Hu und ein Dutzend andere Schüler für den sechswöchigen Butlerkurs. Hu sieht das als Investition in seine Zukunft. Als ausgebildeter Butler hofft er auf einen Monatsverdienst von bis zu 3000 Euro.
Wie die meisten der Schüler hat Hu schon einige Jahre als Butler gearbeitet, etwa für den US-Casinobetreiber Steve Wynn, für den er Fingerabdrücke vom Mobiltelefon wischen oder Lieblingspralinen aus Schokoladenmischungen sortieren musste. "Man muss sich um jedes einzelne Detail kümmern", sagt er. "Aber wenn ich diese Leute entspannt und glücklich machen kann, dann ist das für mich ein Erfolgserlebnis."
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Geschniegelt und Gebügelt: Im chinesischen Chengdu werden Studenten der Butlerschule morgens inspiziert.
Tor zu einem elitären Kreis: Im Juli 2014 wurde die International Butler Academy im chinesischen Chengdu eröffnet.
Kleider machen Leute: Dozent Christopher Nobel inspiziert die Uniformen seiner Studenten und guckt dabei ganz genau hin.
Konzentration bitte: Frauen sind im Butlerberuf noch immer eine Seltenheit.
Jeder Millimeter zählt: Beim Eindecken wird nichts dem Zufall überlassen. Die Butleranwärter decken den Tisch mit Lineal und in Handschuhen.
Perfektion bis ins kleinste Detail: Ein Student der Butlerschule entfernt Wachstropfen von einer Kerze.
Tagesgeschäft: In dem sechswöchigen Kurs an der Butlerschule lernen die Studenten, wie man den Tisch richtig eindeckt. Auch Menüplanung und Serviertechniken stehen auf dem Stundenplan.
Bloß keine Fingerabdrücke hinterlassen: Porzellan und Silberbesteck müssen auf Hochglanz poliert werden.
Faltenfrei dinieren: Auch banale Aufgaben gehören zu den Pflichten eines Butlers.
Still gestanden: Um alle Pflichten und Aufgaben eines Butlers zu lernen, zahlen die Studenten umgerechnet etwa 6000 Euro.
Kurze Verschnaufpause: Nach einer 14-Stunden-Schicht gönnen sich die Studenten einen Moment Ruhe.
Lernen macht müde: Die internationale Butlervereinigung schätzt, dass weltweit mehrere Millionen Menschen dem Beruf nachgehen.
Lächeln! Ein soeben vermähltes Paar posiert im idyllischen Städtchen Thames Town, südlich von Shanghai, fürs Familienalbum. Die Erwartungen der Eltern sind groß - besonders am Neujahrsfest. Hast du endlich einen Mann gefunden? Wann kriegen wir einen Enkel? An diesen Fragen kommen Single-Frauen in China kaum vorbei. Also mieten sie einfach einen Mann, stellen ihn als den Auserwählten vor - und haben ihre Ruhe. mehr...
Einsteigen, bitte: Zum chinesischen Neujahrsfest fährt man in China traditionell zu den Eltern nach Hause. Der auch Frühlingsfest genannte Jahreswechsel ist das wichtigste Familienfest des Jahres, vergleichbar dem Weihnachtsfest in christlichen Ländern. Rund 225 Millionen Passagiere erwartet die Bahn in diesem Jahr.
Warteschlange: Millionen Chinesen lassen sich jedes Jahr von überfüllten Bahnhöfen, Flughäfen und Autobahnen nicht abhalten und reisen in die Provinz, um das traditionelle Familienbankett im Kreise ihrer Verwandten zu feiern.
Und...Action: Wer in China einen Partner gefunden hat, kommt an einer Hochzeit samt pompöser Hochzeitsbilder kaum vorbei. Thames Town ist wegen seiner vermeintlich romantischen Kulisse besonders gefragt. Die Architektur des Retorten-Städtchens soll an England erinnern.
Und...Action: Wer in China einen Partner gefunden hat, kommt an einer Hochzeit samt pompöser Hochzeitsbilder kaum vorbei. Thames Town ist wegen seiner vermeintlich romantischen Kulisse besonders gefragt. Die Architektur des Retorten-Städtchens soll an England erinnern.
Foto: Daniel Berehulak/ Getty ImagesMelden Sie sich an und diskutieren Sie mit
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